Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)
wollte, war ihr Inhalt, das Öl. Sie wissen nicht zufällig warum?«
Paus Augen blieben ausdruckslos und hart.
Bei ihrem ersten Besuch war Cassiopeia nicht bewusst gewesen, dass der Mann sie manipulierte. Sie hatte geglaubt, selbst die Kontrolle zu haben. Inzwischen wusste sie es besser.
»Ich weiß nur, dass Tang zu irgendeinem Zweck eine Probe von Erdöl aus historischen Zeiten haben wollte.«
»Sie sind ein Lügner«, erklärte Cassiopeia.
Pau blickte finster. »Und wenn? Was haben Sie für die Information zu bieten, die Sie von mir haben wollen?«
»Was wollen Sie?«, fragte Malone. Er zeigte auf den Raum. »Geld brauchen Sie ja offensichtlich nicht.«
»Richtig, ich verfüge durchaus über gewisse Mittel. Aber ich brauche tatsächlich etwas. Lassen Sie mich Ms. Vitt eine Frage stellen. Haben Sie vor, nach China zurückzukehren?«
»Sie wissen über Sokolov, den Jungen und Tang Bescheid. Sie wissen über alles Bescheid, oder?«
»Und wie lautet die Antwort auf meine Frage?«
»›Ursprünglich hatte ich es nicht vor. Jetzt aber schon.‹«
»Ich nehme an, Ihre erneute Einreise wird ohne das Wissen der chinesischen Regierung stattfinden?«
»Das wäre vermutlich am besten«, sagte Malone.
»Ich möchte Sie begleiten.«
»Warum sollten wir auch nur in Erwägung ziehen, Sie mitzunehmen?«, fragte Cassiopeia.
»Ich weiß, wo Sie eine weitere zweitausendzweihundert Jahre alte Probe historischen Öls finden.«
Tang hielt einen Metalleimer in der Hand, den man ihm aus dem Wagen gebracht hatte. Zusammen mit einigen weiteren Gegenständen hatte er ihn vom Bohrloch mitgenommen. Seine Männer waren mit zwei Ratten zurückgekehrt, eine davon recht groß, die sie in der Gasse hinter dem Gebäude gefunden hatten. Tang hatte gewusst, dass das nicht schwer sein würde. Häuser wie dieses hier waren immer mit Ungeziefer verpestet.
Er hörte die Tiere in einem Karton herumhuschen, den man hastig zum Käfig umfunktioniert hatte. Ihm war klar, dass sie nicht lange brauchen würden, um zu entdecken, dass sie ein Loch hineinnagen konnten. Seine Hintergrundinformationen über Sokolov besagten, dass er eine schreckliche Rattenphobie hatte. Umso sonderbarer, dass der Russe sich gerade diesen Ort hier als Zufluchtsstätte ausgesucht hatte. Aber unter den gegebenen Umständen war ihm wohl keine andere Option geblieben. Sich unter den mehr als eine Million Einwohnern Lanzhous zu verstecken war ihm wahrscheinlich als sicher erschienen.
Er ging zu Sokolov zurück. Dieser war mit dickem Klebeband an einen Stuhl gefesselt worden. Auch seine Hände und Füße waren weiterhin gefesselt. Tang befahl, dass man das Hemd des Mannes entfernte und seine Brust entblößte. Einige Stricke, die er mitgebracht hatte, jeweils etwa zwei Meter lang, lagen hinter dem Stuhl auf dem Boden.
Sokolov hatte die Ratten noch nicht gesehen, aber gewiss ihr Rascheln gehört.
Tang gab seinen Leuten einen Wink, und der Stuhl wurde zurückgekippt. Sokolov blickte jetzt zur Decke, sein Rücken zeigte nach unten und seine Beine ragten nach oben. Der Karton wurde geöffnet, und Tang ergriff die Ratten und setzte sie in den Eimer. Die glatte Metallwand war zu rutschig für die Tiere, deshalb versuchten sie vergeblich, daran hochzuklettern.
Tang trat zu Sokolov.
»Es wird Zeit, dass Sie begreifen, wie ernst es mir ist.«
38
Belgien
Malone hatte am Telefon genug durch Stephanie erfahren, um zu wissen, dass Pau Wen Cassiopeia vor ein paar Tagen ausgetrickst hatte und nun dasselbe erneut versuchte.
»Warum wollen Sie nach China reisen?«, fragte er Pau. »Wie ich hörte, sind Sie vor Jahrzehnten aus dem Land geflüchtet.«
»Und was haben Sie mit dieser Sache hier zu tun?«
»Ich bin Ihr Reisebüro. Ich bin der Mann, der Ihren Flug buchen kann, je nachdem, was ich über Sie denke.«
Pau grinste. »Eine Revolution steht bevor. Vielleicht sogar ein blutiger Umsturz. In China waren Machtwechsel immer mit Tod und Zerstörung verbunden. Karl Tang beabsichtigt, die Kontrolle über die Regierung zu übernehmen – auf die eine oder andere Weise.«
»Wieso braucht er eine jahrhundertealte Ölprobe?«, fragte Cassiopeia.
»Ist Ihnen der Erste Kaiser Qin Shi ein Begriff?«, fragte Pau zurück.
Malone wusste einiges über ihn. Er hatte zweihundert Jahre vor Christus und hundert Jahre nach Alexander dem Großen gelebt. Er hatte sieben miteinander im Krieg liegende Staaten zu einem Reich vereinigt und damit das Land geschaffen, das später nach ihm China genannt
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