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Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Das verbotene Reich: Thriller (German Edition)

Titel: Das verbotene Reich: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Brunnen, in dem nichts als Schmutz und tote Mäuse zu sehen waren. Die Sonne saugte einen nebligen Dunstschleier auf und bracht e einen aschgrauen Himmel zum Vorschein. Der Geruch von frischem Zement vermischte sich mit den Abgasen von Autos und Bussen. Ein Labyrinth von Gassen und Zufahrtsstraßen durchschnitt das Viertel mit seinen baufälligen Häusern in allen Richtungen. Um ihn her herrschte ein wildes Gewühle von Handkarren, Straßenhändlern, Fahrrädern und Bauern, die ihre Produkte feilboten. Die Gesichter wirkten überwiegend arabisch und tibetisch. Alle waren in Grautöne gekleidet, die einzigen bunten Farben konnte man in den Schaufenstern mancher Läden erblicken. Tang hatte sich umgezogen und seinen maßgeschneiderten Anzug gegen eine weite Hose, ein offen darüber getragenes Hemd, Laufschuhe und einen Hut getauscht.
    Er blieb vor dem Gebäude mit der Granitfassade stehen. Eine Holztreppe führte in die oberen Stockwerke hinauf. Man hatte ihm gesagt, hier wohne die mittlere Führungsebene der nahe gelegenen petrochemischen Raffinerie. Er stieg die Treppe hinauf; das Treppenhaus war muffig und dunkel. In den Korridoren standen Kisten, Körbe und Fahrräder herum. Im ersten Stock fand er die zernarbte Holztür, vor der ein Mann stand und wartete.
    »Wir wurden beobachtet«, berichtete dieser.
    Tang blieb vor der Tür stehen und wartete.
    »Die Leute haben für Minister Ni gearbeitet.«
    »Wie viele?«
    »Fünf. Wir haben uns mit ihnen befasst.«
    »Unauffällig?«
    Der Mann nickte.
    Tang drückte sein Lob mit einem Lächeln und einem leichten Kopfnicken aus. Die undichte Stelle in seinem Büro war schlimmer, als er geglaubt hatte. Ni Yong hatte seine Leute direkt hierhergeschickt. Das würde Tang ändern müssen.
    Aber erst stand etwas anderes an.
    Er trat ein.
    In dem einzigen Zimmer standen ein paar Stühle und ein niedriger Tisch, auf den Küchenmöbeln entlang der einen Wand stapelten sich schmutziges Geschirr, Essensverpackungen, Teller und verdorbene Essensreste. Auf einem Kunstledersofa saß Lev Sokolov. Hände und Füße waren gefesselt, sein Mund war mit einem Streifen schwarzem Klebeband verschlossen; sein Hemd war schweißdurchtränkt. Die Augen des Russen weiteten sich, als er Tang erblickte.
    Tang nickte und deutete auf ihn. »Sie haben allen Grund, Angst zu haben. Sie haben mir eine Menge Ärger bereitet.«
    Er sprach auf Chinesisch, da er wusste, dass Sokolov jedes Wort verstand.
    Tang nahm seinen Hut ab. Zwei seiner Männer standen zu beiden Seiten des Sofas. Er gab ihnen einen Wink, draußen zu warten, und sie verließen den Raum.
    Er blickte sich in dem Zimmer um. Die Wände waren b eigefarben gestrichen, und die schwachen Lampen hellten die Dunkelheit kaum auf. An der Decke breitete sich grünlicher Schimmel aus.
    »Ein tolles Versteck ist das ja nicht gerade. Zu Ihrem Unglück haben wir angenommen, dass Sie Lanzhou nicht verlassen haben, daher haben wir uns auf die Gegend hier konzentriert.«
    Sokolov beobachtete ihn mit Augen, die vor Angst glänzten.
    Durch ein Fenster, das nicht größer als ein Backblech war, drang von draußen das Dröhnen von Schleifmaschinen und Bohrmaschinen herein, dazu das Stimmengewirr vorbeigehender Passanten.
    Sokolov war hochgewachsen und breitschultrig, er hatte eine schlanke Taille und schmale Hüften. Über seinen mit Klebeband verschlossenen Mund ragte eine kurze, gerade Nase mit einem kleinen Höcker. Ein dunkler Haarschopf fiel ihm auf die Schultern. Wangen und Hals zierte ein Mehrtagebart. Tang wusste, dass dieser Ausländer ein brillanter Kopf war. Er war wahrscheinlich einer der weltweit bedeutendsten Theoretiker der Erdölgeologie. Zusammen mit Jin Zhao mochte er durchaus eine Theorie bewiesen haben, die die Welt vielleicht für immer verändern würde.
    »Ich habe Sie«, sagte Tang. »Und ich habe Ihren Sohn. Ich habe Ihnen eine Möglichkeit geboten, Ihren Sohn zurückzubekommen, aber Sie haben sich dagegen entschieden. Ich muss Ihnen sagen, dass Cassiopeia Vitt gescheitert ist. Inzwischen ist sie wahrscheinlich tot. Sie hat die Lampe nicht an sich gebracht. Dummerweise ist das Öl verbrannt.«
    Entsetzen trat in Sokolovs Augen.
    »Ganz recht«, bemerkte Tang. »Wozu sind Sie mir jetzt noch nutze? Und was ist mit Ihrem Sohn? Was wird mit ihm geschehen? Wäre es nicht schön, wenn er wieder zu seiner Mutter gebracht würde? Dann bliebe ihm wenigstens noch ein Elternteil.«
    Sokolov schüttelte den Kopf in dem wütenden Versuch, die schreckliche

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