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Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Schroeder
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wußte der alte Joey schon, daß Besuch unterwegs war. Plötzlich hörte
nämlich das Eichhörnchen mit dem Fressen auf und floh, erschrocken schimpfend,
einen Baumstamm hinauf. Und das Rotkehlchen, das einen knappen Meter entfernt
am Boden Würmer gesucht hatte, schreckte auf und schwirrte davon.
    In Windeseile war auch Joey in der
Höhle verschwunden. Das bißchen Brot, das er von seinem Spiel mit dem
Eichhörnchen übrigbehalten hatte, nahm er mit sich. Da drinnen lauschte er
gespannt auf das erste Geräusch, das ihm verriet, wer die Eindringlinge waren.
Und auf einmal entspannte er sich: Die jungen Stimmen, die er hörte, waren die
seiner beiden Freunde. Ob sie wohl daran gedacht hatten, ihm ein paar Krumen
für die Vögel mitzubringen? Er setzte sich vor die Höhle und wartete.
    Und schon kam Lassie herangestürmt,
dicht hinter ihr folgten die Jungen. Sie ließ sich neben dem Alten nieder,
legte ihm eine Pfote auf den Schoß und wandte ihm das seidige Ohr zu, um sich
kraulen zu lassen.
    Boomer gab sich heute etwas
freundlicher, ja, er versuchte besonders nett zu sein, weil er wegen seines
Streiches mit Taffy ein schlechtes Gewissen hatte. Er erbot sich sogar, seinen
Proviant mit Joey zu teilen, aber Timmy hatte solche Mengen mitgeschleppt, daß
Weiteres wirklich nicht nötig war. Timmy war bester Laune; schon fing er an, in
Taffys Durchgehen nur ein lustiges Abenteuer zu sehen. Stolz berichtete er, wie
Lassie das Tier angehalten hatte: „...gerade als ich um ein Haar aus dem Sattel
gestürzt wäre.“
    Joey nickte verständnisvoll. „Ein
Glück, daß der Hund bei dir war, Timmy! Weißt du, ich habe meinem Jungen auch
mal ein Pony gekauft...“ Ganz unvermittelt brach er ab und fuhr sich mit der
Hand über die Augen.
    „Tatsächlich?“ Verblüfft über die
plötzliche Veränderung in Joeys Gesicht starrte Timmy den Alten an. „Ist das
auch durchgebrannt?“
    Ausdruckslos schaute Joey ihn an. „Ich...
das weiß ich nicht mehr...“ Wieder schüttelte er ratlos den Kopf. „Es ist schon
wieder fort. Dabei war mir eine Minute lang so, als erinnere ich mich, aber...“
    Die Jungen tauschten einen
teilnehmenden Blick.
    „Keine Angst, Joey!“ tröstete ihn
Timmy. „Irgendwann fällt Ihnen bestimmt alles wieder ein!“
    „Ganz bestimmt!“ pflichtete Boomer bei.
Und dann versuchte er, sein Unbehagen fortzuwischen: „Wo sind eigentlich die
wilden Tiere?“
    Joey schien überrascht. „Was für wilde
Tiere?“
    Timmy warf Boomer einen vorwurfsvollen
Blick zu.
    „Er meint doch Ihre Lieblinge, von
denen Sie uns erzählt haben!“ sagte er behutsam.
    „Ach so!“ Nun lächelte Joey ebenfalls,
sein Unbehagen war verschwunden. „Setzt euch nur ganz ruhig hin, auch Lassie
soll ganz still sein, und dann wollen wir sehen, wer uns zuerst beehrt.“
    Lassie hatte begriffen. Bewegungslos
legte sie sich hin, während Joey anfing, ganz sacht vor sich hinzupfeifen.
Wartend hielten die Jungen die Luft an. Aber nichts geschah. Wieder pfiff Joey,
lauter diesmal und lockender. Da begann ganz in der Nähe, nur wenige Schritte
entfernt, ein Rotkehlchen zu singen. Die Jungen lächelten froh, aber eines von
Lassies Ohren begann zu zucken, und das Singen verklang ganz unvermittelt.
    „Still, Lassie!“ flüsterte Timmy. „Verscheuche
ihn nicht!“
    Schwingen rauschten, und ein Vogel mit
hellblauem Gefieder und einem prächtigen Federbusch auf dem Kopf flatterte kaum
mehr als einen halben Meter an Lassies schwarzer Nase vorbei. Dann stolzierte
er gewichtig vor der Hündin herum, als wolle er sie herausfordern. Joey warf
ein paar Bröckchen hin, und eifrig pickte sie der kecke Blauhäher auf, ohne
sich im geringsten zu beeilen. Die ersten Brocken schluckte er gleich hinunter,
und dann speicherte er die größten der noch übriggebliebenen in seinem Kropf.
Nach einem gurgelnden Laut huschte er, ein heller Farbstreifen, dicht an den
Beobachtern vorbei.
    „Der hatte aber nicht die Bohne Angst
vor Lassie!“ kicherte Timmy. „Ein mutiger Bursche!“
    Boomer warf eine Handvoll Krumen. „Vielleicht
kommt nun das Rotkehlchen wieder.“
    Aber Joey schaute in die Höhe, wo ein
rauhes Krächzen die Stille zerriß. Er deutete auf den hohen Ast einer Ulme.
    „Bestimmt nicht, solange der dicke
Schwarze da hockt! Der hat hier Oberwasser!“
    Angestrengt schauten die Jungen hoch.
Da saß eine große schwarze Krähe und beobachtete sie unter lautem Krächzen.
Boomer hob einen Stein auf und holte aus, um nach ihr zu werfen. Ehe er aber
werfen

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