Das verbotene Tal
Mit dem neuen Traktor war die Arbeit in wenigen Stunden
erledigt. Nun blieb nur noch das Säen, und auch das würde nicht lange dauern.
Timmy und Lassie schauten zu, und ein paarmal durfte Timmy sogar den Traktor
lenken, während Lassie bellend nebenher rannte. Beiden machte das viel Spaß —
nur Paul bekam mit der Zeit genug von dem Lärm und schickte sie fort. So
trollten sich die beiden zum Hof zurück und setzten sich vor den Stall. Timmy
hatte keine Lust, mit dem Rad zu Boomer zu fahren, der noch immer an seinem
blöden Hühnerstall bastelte. Ja, Osterferien waren ja ganz schön, aber nach ein
paar Tagen wurde es doch arg langweilig. Schließlich war die Schule gar nicht
so übel; da gab es immer wieder Neues und Interessantes.
Im Haus war heute allerlei los. Mom war
mit etwas Geheimnisvollem beschäftigt, das sie „Frühlings-Hausputz“ nannte. Bei
diesem Spiel wurden alle Möbel weggerückt, sämtliche Gardinen abgenommen, und
der Staubsauger summte und brummte unentwegt. Nachher kam dann alles Timmy und
den Männern kein bißchen anders vor als vorher, aber Hausputz mußte nun einmal
sein, und man mußte es eben über sich ergehen lassen!
Das Telefon läutete. Mom ging an den
Apparat, und zwei Minuten später rief sie Timmy.
„Boomers Mutter ist auch beim Hausputz.
Willst du dich nicht mit ihm am Bach treffen? Sie hat ihm Butterbrote gemacht,
und ich gebe dir auch etwas zu essen mit.“
Timmys Augen leuchteten auf. Wenn sie
sofort gingen, hatten sie vielleicht noch Zeit, den alten Mann in der Höhle zu
besuchen.
„Ha, Mom, wie herrlich! Aber die
Butterbrote mache ich mir schon selbst!“
„Fein, dann kann ich Weiterarbeiten!
Nimm dir nur, was dir schmeckt!“
In ein paar Minuten hatte Timmy seinen
Eßkorb gefüllt, und es war ein recht gewichtiger Korb geworden! Der kalte
Rostbraten im Kühlschrank hingegen war nur noch ein Schatten seiner selbst.
Dann verstaute Timmy zwei dicke Äpfel in seinen Taschen, und ins Hemd schob er
sich ein paar Biskuits vom vergangenen Abend. Sein Freund sollte doch genug
Brosamen für die Vögel und Rehe haben!
Boomer wartete schon unter ihrem
Lieblingsbaum am Bach, als Timmy und Lassie ankamen. Er hatte eine Angelschnur
im Wasser und lehnte mit geschlossenen Augen, die Arme hinter dem Kopf
verschränkt, an einem Baum. Timmy warf sich schwer atmend neben dem Freund ins
Gras. Der schwere Korb und die Angelrute wogen doch mehr, als er gedacht hatte.
„Puh!“ Er wischte sich mit dem Ärmel
den Schweiß von der Stirn. „Ich hätte nie geglaubt, daß ich das schaffe.“
Boomer schlug die Augen auf und gähnte.
Der Schwimmer seiner Angel tanzte geruhsam auf dem Wasser.
„Was hast du denn in deinem Hemd?“
fragte Boomer verblüfft.
„Biskuits für die Rehe und die anderen
Tiere!“ prahlte Timmy und zog ein Beweisstück heraus. „Auch Äpfel und Fleisch
habe ich mitgebracht. Joey wird sich freuen, wenn er uns sieht.“
„Falls er nicht Angst bekommen hat und
weggelaufen ist.“
„Er hat gesagt, er bliebe ein paar
Tage, und wir haben versprochen, wiederzukommen. Da kann er doch nicht einfach
weglaufen, ohne uns Bescheid zu geben!“
„Das kann er wohl!“ meinte Boomer
verächtlich. „Er ist halt ein Landstreicher — was immer er dir auch vorgemacht
haben mag. Und mein Pa sagt, das sind Taugenichtse, die stehlen und...“
„Aber doch Joey nicht! Und ein
Landstreicher ist er auch nicht! Er ist ein feiner alter Mann, und ich wette,
daß er noch in der Höhle ist. Ich sehe jedenfalls nach! Du kannst ja
hierbleiben, wenn du willst!“
Boomer verzog das Gesicht. „Jawohl, das
tue ich. Er ist doch ein dreckiger Landstreicher.“ Zornig ballte er die Fäuste.
„Hoffentlich ist er weg und kommt nie wieder!“
„Er ist kein dreckiger Landstreicher!
Sofort nimmst du das zurück!“ Timmy schüttelte die Fäuste gegen Boomer.
„Doch, das ist er!“ schrie Boomer. „Ein
dreckiger Lump!“
Lassie begriff überhaupt nichts mehr.
Die beiden Jungen spielten ein ganz neues Spiel, das jedoch der Hündin gar
nicht gefiel. Plötzlich aber bewegte sich etwas im Gebüsch — und sofort war sie
auf der Hut.
TAFFY GEHT DURCH
Scharf äugte Lassie auf die Stelle im
Gebüsch, woher das Geräusch gekommen war. Dabei grollte sie nicht, sondern
winselte nur leise und wedelte mit dem Schwanz. Die Jungen vernahmen den Laut
und blickten auf. Und auf der Stelle vergaßen sie allen Streit: Aus dem Gebüsch
kam ein kleines, weißes Hündchen herangelaufen und sprang
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