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Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Schroeder
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konnte, war die Krähe davongeflogen, und nur noch von weit her erklang
ihr Gekrächze. Boomer ließ den Stein fallen.
    „Ihr Glück, daß sie abgehauen ist!“
knurrte er. „Sonst hätte sie von mir eins mitten auf den Kopf bekommen!“
    Timmy war einigermaßen überzeugt davon,
daß sein Freund die Krähe auch nicht annähernd getroffen hätte, aber er hielt
wohlweislich den Mund. Heute hatte er schon genügend Streit mit Boomer gehabt!
Also nickte er und bemühte sich, so auszusehen, als hege er nicht den leisesten
Zweifel.
    Rosige Wolken trieben am Himmel dahin.
Dies deutete darauf hin, daß die Sonne schon ziemlich tief stand. Timmy sprang
eilig auf.
    „Ich glaube, wir müssen gehen“, sagte
er. „Vielleicht sehen wir die Tiere das nächste Mal.“
    Ein paar Minuten später waren sie auf
dem Heimweg. Erst als sie halbwegs zu Haus waren, fiel Boomer auf, daß Timmy
seine Angelrute in der Höhle gelassen hatte.
    „Mensch, die müssen wir sofort holen!“
Timmy war sein Versehen noch gar nicht aufgefallen, aber nun erschrak er
heftig.
    „Dann ist es dunkel, ehe wir heimkommen“,
wandte Boomer ein, „und ich bekomme Senge von meinem Pa!“
    „Jedenfalls gehe ich zurück!“ beharrte
Timmy. „Ich beeile mich und bin bestimmt vor Dunkelwerden daheim.“
    „Meinetwegen geh!“ meinte Boomer kalt. „Ich
wette, du kommst nicht einmal zur Höhle, ehe es dunkel ist! Leb wohl!“ Damit
wandte er sich ab und stapfte davon, die eigene Angelrute über der Schulter.
    Timmy legte die Hand auf Lassies Nacken
und schaute dem Freund nach. Dann blickte er in den schon dunkelnden Wald
zurück, aus dem sie eben gekommen waren.
    „Komm, Lassie, wir beeilen uns!“ sagte
er unsicher.
    Aber Lassie machte nicht die geringsten
Anstalten, ihren kleinen Herrn zu begleiten. Nach ein paar Schritten blieb
Timmy stehen.
    „Komm, Lassie!“
    Lassie gab ein scharfes Bellen von
sich, blieb aber, wo sie war. Offensichtlich dachte sie nicht daran, zur Höhle
zurückzukehren, und wünschte auch nicht, daß Timmy ging.
    „Aber ich muß doch meine Angel holen!“
verteidigte sich Timmy.
    Aber der Wald war schon ganz dämmerig
geworden, und irgendwo im dunklen Grün hatte eine Eule klagende Schreie
ausgestoßen. Huuuhuuu! Huuuhuuu! Unheimlich klang das. Noch zauderte Timmy, und
Lassie schaute ihn unbeweglich an. Da kam er langsam zu ihr zurück.
    „Schön, Lassie, gehen wir heim! Aber
bestimmt wird Mom böse sein, wenn sie erfährt, daß ich meine Angelrute und die
neue Rolle draußen vergessen habe!“
    Lassie barg ihre Nase glücklich in
seiner Hand. Dann lief sie ein paar Schritte voraus und kam bellend wieder
zurück.
    So waren sie zu Haus, ehe noch Mom
begonnen hatte, sich zu sorgen. Während Timmy sich die Hände wusch, flüsterte
er seinem Hunde zu:
    „Hättest du mich bloß nicht heimgejagt!
Bestimmt wäre ich vor Einbruch der Dunkelheit in der Höhle gewesen und
rechtzeitig heimgekommen.“
    Aber es war schon gut, daß er nicht
zurückgegangen war. Der alte Joey hatte nämlich einen Besucher — einen
unerwarteten und sehr unwillkommenen Gast!
     
     

DER UNWILLKOMMENE GAST
     
    Kaum waren die beiden Jungen
verschwunden, da tauchte Joeys Freundin, das Reh, mit ihrem Kitz auf. Der Alte
lockte sie mit einem Büschel Gras heran, und anmutig und graziös huschten die
schlanken Tiere über die Lichtung. Wie gern hätte Joey den Jungen dieses
Schauspiel gegönnt! Wenige Augenblicke später jedoch hob die Ricke plötzlich
den Kopf, witterte mißtrauisch und floh dann in langen, eleganten Sätzen ihrem
Kitz voraus eilig davon.
    Und schon hörte Joey, wovor sie so erschrocken
waren. Jemand kam durchs Gebüsch heran! Zuerst meinte Joey, es seien die
Jungen; eben hatte er nämlich neben dem Eingang zur Höhle die vergessene Angel
gefunden. Aber sogleich sah er ein, daß es jemand oder etwas anderes sein
mußte, denn das Geräusch kam gerade aus der entgegengesetzten Richtung. Griff
nun doch endlich der Hüter des Gesetzes nach dem Flüchtling?
    Flink warf Joey die Angelrute in die
Höhle. Dann raffte er alle Essenreste zusammen und wollte s;“h ebenfalls ins
Dunkel zurückziehen. Aber noch war er nicht ganz verschwunden, als eine
knurrige Männerstimme erklang:
    „He, du! Wohin willst du denn? Hände
hoch!“
    Langsam drehte sich Joey um, die Brote
entfielen seinen Händen, und er folgte der barschen Aufforderung. Aber da stand
gar kein Polizist, kein Sheriff — sondern ein hagerer, großer Kerl in
zerlumptem Anzug, mit wirrem,

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