Das verbotene Tal
erklärte Paul. „So etwas kann man
nicht erben, sondern nur aus der Erfahrung lernen.“
Auf dem Hof ertönte der schrille
Kriegsschrei eines Indianers.
„Ich glaube, du bekommst Besuch, Timmy!“
lachte Paul.
Timmy zog die Brauen zusammen. Warum
mußte Boomer ausgerechnet jetzt kommen, wo er etwas so Wichtiges vorhatte!
„Hallo, Timmy!“ Boomer klopfte an die
Tür, stürmte aber sofort herein. „Mein Vater sagt, wir könnten nun wieder
überall hin — der Einbrecher ist bestimmt fort.“
„Ich weiß!“ Ungerührt aß Timmy weiter.
„So? Na, dann komm doch!“ Timmys
mangelnde Begeisterung schien Boomer unbegreiflich. „Komm, wir gehen angeln!“
„Ich mag heute nicht, geh du nur
allein!“ Timmy kratzte auf seinem Teller herum, der doch völlig leer war. „Ich
muß essen.“
„Aber Timmy!“ tadelte Mom den
unhöflichen Ton.
„Schon gut!“ knurrte Boomer. „Wenn du
lieber ein kleines Mädchen sein und mit der dummen Göre und dem Pudel spielen
willst, soll es mir recht sein.“ Er machte kehrt und marschierte geräuschvoll
zur Tür hinaus und die Verandastufen hinunter.
„Timmy“, mahnte Paul streng. „Dafür
wirst du dich bei Boomer entschuldigen!“
„Ich habe doch gar nichts gesagt!“
verteidigte sich Timmy mit finsterem Gesicht. „Er hat doch freche Sachen
geredet!“
„Sofort gehst du in dein Zimmer und
überlegst es dir!“ Befehlend wies Paul auf den Flur.
„Jawohl!“ Timmy glitt von seinem Stuhl
und lief hinaus. Sie hörten seine Schlafzimmertür ins Schloß fallen.
„Kleiner Hitzkopf!“ kicherte Onkel
Petrie. „Erwünschte keinen Besuch, und das hat er unmißverständlich zum Ausdruck
gebracht. Schade, daß Erwachsene nicht auch so ehrlich sein können!“
„Deshalb braucht er noch längst nicht
ungezogen zu werden!“ widersprach Ruth. Sie beobachtete, wie Boomer sein Rad
bestieg und vom Hof fuhr. Dann seufzte sie auf. „Ich wollte Timmy mit in die
Stadt nehmen und ihm einen neuen Anzug kaufen. Was soll ich nun tun?“
„Laß ihn, wo er ist! Da kann er über
seine Sünden nachdenken“, lächelte Paul. „Wenn du jetzt nachgibst und ihn doch
mitnimmst, wird er sich als Sieger vorkommen!“
„O weh! Es wird ihm schrecklich sein,
zu Hause bleiben zu müssen!“
Aber ausnahmsweise irrte sich Ruth.
Heute war es Timmy ausgesprochen recht, daß er nicht mitgenommen wurde!
HILFSBEREITER TIMMY
Timmy stand am Fenster und schaute auf
den Hof. Zuerst fuhr Dad mit dem Lieferwagen fort. Lassie sprang herum, als
hoffe sie, er würde sie und Timmy mitnehmen. Dann aber starrte sie ihm
enttäuscht nach, und ihr Schwanz wedelte immer langsamer, bis er endlich ganz
zur Ruhe kam. Dann lief Lassie zur Garage, wo eben Ruth den Wagen herausfuhr.
Womöglich nahm sie den Hund mit, dachte Timmy, und dann blieb er ganz allein.
Aber diesmal hatte er gar nichts dagegen!
Er wartete, bis Onkel Petrie im Stall
verschwunden war und dort beim Arbeiten vor sich hinpfiff. Dann lief er in die
Küche und suchte ein Messer mit breiter Klinge. Lassie, die doch nicht
mitgenommen worden war, hörte das Klappern und stieß die Tür zur Küche auf.
Eigentlich hatte Timmy an Messern
nichts zu suchen, aber diesmal durfte er wohl ungehorsam sein: Er wollte ja mit
dem Messer nicht schneiden!
In seinem Zimmer schaute Lassie dann
aufmerksam zu, wie Timmy seine alte eiserne Sparbüchse vor sich hinstellte.
Vorsichtig schob er die Klinge durch den Schlitz und drehte die Büchse, damit
die Münzen herausrutschten. Aber nur eine einzige tat ihm den Gefallen — ein
Penny! Und als Timmy es noch einmal versuchte, kam überhaupt nichts. Die Münzen
hatten sich hinter der Öffnung verklemmt, und Timmy mochte schütteln, sosehr er
wollte, es kam und kam nichts mehr.
Mit Mühe und Not brachte er schließlich
noch zwei weitere Pennys zum Vorschein. Wie schrecklich! Wenn das so
weiterging, brauchte er einen ganzen Tag, bis er einen viertel Dollar zusammen
hatte. Resigniert warf er die drei Münzen wieder in die Spardose.
„Ich glaube, wir müssen uns etwas
anderes ausdenken, um Geld für Lettys Familie zu beschaffen!“ meinte er
traurig.
Lassie wußte beim besten Willen keinen
Rat. Viel lieber wollte sie den Jungen ins Freie zum Spielen locken.
„Du verstehst überhaupt nichts!“
schimpfte er. „Wenn wir Brunsons nicht viel Geld beschaffen, ziehen sie weg!“
Ziemlich hoffnungslos sah er sich im
7immer um. Plötzlich aber verschlug es ihm den Atem, und er sprang auf. Da,
ganz oben in seinem
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