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Das verbotene Tal

Das verbotene Tal

Titel: Das verbotene Tal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Schroeder
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sämtliche Zähne
ziehen!“ Damit drehte er sich um und marschierte hinter Paul her ins
Krankenhaus.
    Seufzend schaute Timmy den beiden
Männern nach. Warum hatte ihn denn Onkel Petrie nicht in aller Ruhe und
haarklein berichten lassen, wie alles gekommen war? Komisch, wie sich
Erwachsene manchmal anstellten!
    Als Paul drinnen zu Meta und Ruth trat,
kam eben Dr. Wilson aus dem Behandlungsraum.
    „Nur keine Sorge, Frau Brunson!“
beruhigte er sie. „Der Arm ist zwar ziemlich übel gebrochen, aber in ein paar
Wochen ist Ihr Gatte wieder gesund und munter!“
    „Ein paar Wochen?“ Es klang zutiefst
niedergeschlagen.
    „Hm, ich könnte ihn schon in ein paar
Tagen wieder nach Hause schicken, wenn Sie versprechen, ihn nicht zur Arbeit zu
lassen!“
    Als Dave zwei Tage später heimkehrte,
verspürte er nicht die geringste Lust zum Pflügen und Säen. Er war
entschlossen, es endgültig aufzugeben und mit seiner Familie in die Stadt
zurückzukehren. Sein neuer Fehlschlag hatte ihn restlos zermürbt.
    „Wie konnte ich mir nur einbilden,
jemals einen Bauernhof führen zu können!“ knurrte er. „Dummheit war es, auch
nur den Versuch zu machen!“ sagte er zu seiner Frau, als sie auf der Veranda
saßen.
    Meta blickte seufzend in den
Obstgarten. Vor kurzem noch war sie es gewesen, die nicht hatte bleiben wollen.
Nun aber, nachdem sie in Ruth Martin eine Freundin gefunden hatte und schon
überlegte, wie sie die Bekanntschaft der andern Frauen von Calverton machen
konnte, sollte sie resignieren?
    „Wollen wir nicht wenigstens noch eine
kleine Weile bleiben?“ fragte sie vorsichtig. „Letty gefällt es doch so gut,
und die Leute hier sind so nett.“ Sie betrachtete den großen Blumenstrauß, den
die Mitglieder des Frauenvereins ihr erst vor ein paar Stunden geschickt
hatten.
    „Wenn es nur ginge!“ stöhnte Dave mit
düsterem Gesicht. „Aber bis ich wieder arbeiten kann, ist es zu spät zum Säen.
Im Sommer läßt die Sonne die jungen Pflanzen vertrocknen!“
    Meta schwieg, und seufzend beobachtete
Dave ihre enttäuschte Miene.
    „Meinst du, wir... wir könnten
wenigstens im nächsten Jahr wiederkommen... und es erneut versuchen?“ fragte
sie beklommen. „Wenn du deine frühere Stellung in der Stadt wiederbekommen
könntest, und wenn wir dann jeden Pfennig auf die hohe Kante legten, könnten
wir doch...“
    Dave schüttelte den Kopf. „Es hat ja
keinen Zweck!“ sagte er ruhig. „Es ist schon am besten, wenn wir den Hof
verkaufen und fortziehen.“
    „Verkaufen?“ Meta war ehrlich
erschrocken.
    Nicht weniger erschüttert war Letty,
die eben ihrem Vater ein Glas Wasser auf die Veranda brachte. Sie wollte es
einfach nicht glauben.
    „Es geht einfach nicht anders“,
beharrte der Vater. „Wenn ich Dr. Wilson bezahlt habe, bleibt nur noch so viel
Geld auf meinem Bankkonto, daß wir uns einen einzigen Monat lang über Wasser
halten können.“
    „Und wenn wir ihn bäten, sich mit der
Begleichung der Rechnung ein wenig zu gedulden?“
    „Hat er mich etwa um Geduld gebeten,
als ich mit dem gebrochenen Arm zu ihm kam? Ärzte müssen auch leben und ihre
eigenen Rechnungen bezahlen“, meinte Dave entschieden.
    „Das stimmt natürlich“, gab Meta zu. „Wann
ziehen wir fort?“
    „Ich werde dem Makler sagen, er solle
den Hof sofort zum Verkauf anbieten. Bestimmt findet sich sehr schnell ein
Käufer.“
    Es sollte heiter klingen, aber seine
Stimme war brüchig geworden. Letty, die unwillkürlich alles belauscht hatte,
unterdrückte verzweifelt einen Schrei des Protestes; dann stellte sie das Glas
Wasser auf den Tisch und lief in ihr Zimmer. Dort warf sie sich aufs Bett und
ließ den Tränen freien Lauf. Sie wollte nicht fort von hier in die widerliche
Stadt! Hatte sich denn die ganze Welt gegen sie verschworen? Sie war doch so
glücklich hier. Nein, sie ging nicht zurück in die Stadt — lieber lief sie
fort!
    Es kratzte an der Tür, und ein
trauriges Winseln ließ sich hören. Letty stürzte zur Tür und machte auf. Ein
kleines weißes Ding sauste an ihr vorbei und sprang aufs Bett.
    „Ach, Pom-Pom!“ Liebevoll schloß sie
das Pudelchen in die Arme. „Ich weiß: du magst ebensowenig in die Stadt zurück
wie ich!“ wieder begann sie zu weinen, und diesmal rannen ihre Tränen in
Pom-Poms flaumiges Fell. Aber das Pudelchen machte sich frei und lief zum
Fenster. Dort stellte es sich auf die kurzen Hinterbeine, so daß es gerade noch
aus dem Fenster sehen konnte, und kläffte aufgeregt.
    Letty wischte sich die

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