Das verdrehte Leben der Amélie, 3: Sommerliebe (German Edition)
gerade Englisch lernte (wobei mir der Gedanke kam, dass ich Englisch immer noch besser verstehe als Französisch, obwohl Englisch eins meiner schlechtesten Fächer ist).
Meine Mutter (kommt in mein Zimmer): »Amélie, hast du schon angefangen, deine Tasche zu packen?«
Ich: »Ich kann jetzt nicht, ich lerne.«
Meine Mutter: »Du solltest aber so langsam mal daran denken.«
Ich: »Entspann dich mal, ich fahre erst in zwei Wochen.«
Meine Mutter: »Wie du willst.«
Ich: »Du bist vielleicht aufgeregt, weil du nach Frankreich fliegst. Aber ich fahre nur zu meiner Großmutter, deshalb mache ich mir nicht so viele Gedanken. Ich packe einfach einen Tag vorher meine Sachen in den Koffer und fertig.«
Meine Mutter: »Gut, gut, gut, du hast recht. Lern weiter, das ist jetzt wichtiger.«
Sie war schon aus dem Zimmer raus, dann kam sie noch mal zurück:
»Ach, das habe ich vergessen! Während wir weg sind, wird unsere Post auf dem Postamt aufbewahrt, falls du sie irgendwann abholen willst …«
Ich: »Häh? Wieso sollte ich?«
Meine Mutter: »Na, um dein Zeugnis zu bekommen zum Beispiel.«
Ich: »Ach so. Hmm ja … vielleicht.«
Meine Mutter (gibt mir einen Zettel): »Hier, das ist unsere Aufbewahrungsnummer. Heb sie gut auf. Ach! Und noch was … Falls mir auf der Reise etwas passiert, befinden sich meine Papiere in dem grauen Ordner in der Kommode unter meinem Schreibtisch. In der ersten Schublade rechts, in einer blauen Plastikmappe. Da ist eine Kopie von meinem Pass drin, meine Versicherungspapiere, meine Unfallversicherung, mein Testament und die Kontaktdaten des Notars.«
Ich: »Äh … du hast doch versprochen, dir wird nichts passieren.«
Meine Mutter: »Ich habe ja auch gesagt falls mir etwas passiert.«
Ich: »Ja, aber wenn dir nichts passiert, gibt es auch kein falls . Das gibt es nicht. Dir passiert nichts.«
Meine Mutter: »Das ist ja nur eine Vorsichtsmaßnahme.«
Ich: »Warum triffst du Vorsichtsmaßnahmen, wenn keine Gefahr besteht?«
Meine Mutter: »Na ja, für den Fall, dass etwas … Unvorhergesehenes passiert.«
Ich: »Ha! Du gibst also zu, dass dir etwas passieren könnte! Obwohl du mir versprochen hast, dass nichts passieren wird!«
Meine Mutter: »Hör mal, es ist ziemlich wahrscheinlich, dass mir nichts passiert. Aber … man kann nie wissen. Und deshalb treffe ich lieber die naheliegenden Vorsichtsmaßnahmen.«
Ich: »… naheliegend, falls dir etwas passiert .«
Meine Mutter (nimmt meine Hände und sieht mir fest in die Augen): »Amélie … meine liebe, süße Maus … mir wird nichts passieren. Aber ich möchte lieber alle Vorkehrungen treffen, um … dich zu beschützen, falls mir doch irgendetwas passiert. Verstehst du?«
Nein. Ich verstehe gar nichts. Was sie sagt, ist total unlogisch. Wenn sie Vorkehrungen trifft, dann, weil das Risiko besteht, dass ihr etwas passiert.
Es müsste das Buch geben Meinen Erwachsene verstehen. Das wäre echt praktisch.
Montag, 19. Juni
D as ist die stressigste Woche meines Lebens. Ich musste alle meine Zurückeroberungs- und Reisedurchkreuzungspläne hintanstellen, um mich ganz den Prüfungen widmen zu können.
Heute Vormittag Matheklausur, heute Nachmittag Bio.
Gesamtzustand: Extrem gestresst, aber sehr glatte Beine, weil frisch rasiert.
Dienstag, 20. Juni
I ch rekapituliere in Gedanken die Namen aller Provinzen Kanadas sowie ihrer Hauptstädte. Das mache ich nicht, weil ich das entspannend finde, sondern weil ich das für die Prüfung können muss. Ich glaube, ich habe schon wieder alles vergessen, obwohl ich versucht habe, mir die Namen zur Melodie von Untitled von Simple Plan einzuprägen. Da kann die Melodie noch so gut sein, wenn man die Provinzen und Hauptstädte dazu singt, wird kein Hit draus.
Mittwoch, 21. Juni
K unstklausur.
Frage:
»Richtig oder falsch: Schwarz ist die Summe aller Farben.«
Ha! Das ist leicht! Das habe ich gelernt, das weiß ich.
Äh … das habe ich gelernt, aber ich erinnere mich nicht mehr.
Ich rutsche auf meinem Stuhl hin und her.
Der totale Stress.
Mein Gedächtnis lässt mich völlig im Stich.
Und wer ist schuld? Meine Mutter! Die hat auch so ein schlechtes Gedächtnis, das habe ich von ihr geerbt!
Ich konnte nicht etwa ihre hübsche kleine Stupsnase erben, nein! Ich musste die Nase meines Vaters erben und das schlechte Gedächtnis meiner Mutter!
Das Leben ist so was von unfair!
Etwas mehr Konzentration könnte jetzt nicht schaden.
O.k., also, Monsieur Louis hat gesagt, ich solle mir
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