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Das verdrehte Leben der Amélie

Das verdrehte Leben der Amélie

Titel: Das verdrehte Leben der Amélie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: India Desjardins
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weil das nicht meine Art ist. Obwohl es ja eine unserer Regeln ist, uns nie durch einen Jungen auseinanderbringen zu lassen, hat sich Kat nicht wirklich daran gehalten. Seit sie mit Ham zusammen ist, habe ich den Eindruck, dass sie sich nur noch mit ihm beschäftigt. (Man könnte fast glauben, dass sie keinen Gedanken mehr an David Desrosiers verschwendet.)
    19:00
    Wir haben eine Tonne Maoam gegessen! Mindestens! Dann sind wir auf meinem Bett herumgesprungen und haben Luftgitarre zur Musik von Simple Plan gespielt. Kat hat sogar von David Desrosiers geschwärmt. Ein Hoch auf Maoam!
    Dann ist meine Mutter gekommen, um zu sehen, was wir machen, und als sie uns beim Springen auf meinem Bett erwischt hat, hat sie gesagt, wir sollten aufpassen, es könnte zusammenkrachen. Oh Mann! So was Blödes! Dabei hatten wir endlich mal wieder Spaß!
    Als sie weg war, hat Kat gesagt, ich müsse endlich mit meiner Mutter über meine Sorgen bezüglich ihrer Beziehung zu M.B. sprechen.
    Sie hat sich auf mein Bett gesetzt und mich lange angesehen. Ich dachte schon, ihr wäre schlecht von dem vielen Zucker, aber dann hat sie ganz ernst mit mir geredet. Kat: »Jetzt mal ehrlich, was ist dein Problem mit deiner Mutter?«
    Ich: »Du verstehst gar nichts!«
    Kat: »Was verstehe ich nicht?«
    Ich: »Ich will, dass sie glücklich ist, aber ...«
    Kat: »Aber was?«
    Ich: »Ich habe Angst, dass ...«
    Kat: »Dass was?«
    Ich: »He, lässt du mich mal ausreden?«
    Kat: »’tschuldigung.«
    Ich: »Ich habe Angst, dass dadurch irgendwie ... mein Vater aus unserem Leben verschwindet.«
    Kat: »Häh?«
    Ich: »Weißt du, ein paar Monate nach seinem Tod hat sie mir ein Foto von ihm gegeben und die anderen hat sie versteckt ...«
    Kat: »Hat sie sie versteckt oder einfach weggeräumt?«
    Ich: »Das ist doch das Gleiche!«
    Kat: »Nein! Also, ich glaube, wenn jemand stirbt, muss man darüber hinwegkommen, mit dem Leben weitermachen.«
    Ich: »Was weißt du denn davon? Du kennst nur einen, der gestorben ist, deinen Goldfisch!«
    Kat: »Oooooh! Plutschi! Er fehlt mir so! Ich frage mich immer noch, warum er aus seinem Glas gesprungen ist. Dummer kleiner Selbstmordgoldfisch! Und mein Hamster ist eine Nymphomanin! Hahaha!«
    Ich: »Haha.«
    Kat: »Na ja, du hast recht, ich habe nicht viel Erfahrung in dem Gebiet. Aber wenn deine Mutter glücklich ist und sich gut fühlt und deswegen eher in der Lage ist, über deinen Vater zu sprechen ... dann würde er doch sozusagen wieder mehr Platz in eurem Leben einnehmen.«
    Ich: »Kat!«
    Kat: »Was?«
    Ich: »Wie bist du denn darauf gekommen?«
    Kat: »Och ... ich habe eine Menge Seifenopern gesehen! Hey, wollen wir mit deinem Vater über Gläserrücken Kontakt aufnehmen und ihn fragen, ob er einverstanden ist, dass deine Mutter einen Freund hat?«
    Ich: »Nein, ist schon in Ordnung.«
    Kat: »Angsthase!«
    Ich: »Übrigens ... warum hast du ihn eigentlich Plutschi genannt?«
    Kat: »Na ... wie ein ›Plutsch‹ im Wasser!«
    Ich: »Wäre das nicht eher ›Pitsch‹ oder ›Platsch‹?«
    Kat: »Ach, du mit deinen Wer-wird-Millionär-Wörtern! Hey! Wir rufen erst mal Plutschi und fragen ihn, warum er sich umgebracht hat!«
    20:00
    Wir haben dann doch nicht Gläserrücken gespielt (puh!), sondern einen Artikel in der Miss gelesen mit dem Titel: »Was denkt er wirklich?«
    Darin stand, dass ein Junge, der sich durch die Haare streicht, schüchtern ist; dass er, wenn er die Hände in den Hosentaschen hat, etwas verstecken will; wenn er die Nase mit dem Zeigefinger berührt, nachdenklich ist und wenn er sich die Nase kratzt, lügt.
    Kat: »Aber was ... wenn er sich die Nase mit dem Zeigefinger kratzt?«
    Ich: »Dann lügt er, aber er hat vorher über seine Lüge nachgedacht ... er ist also ein intelligenter Lügner.«
    20:17
    Kat hatte eine Erleuchtung. Als Ham ihr eröffnet hat, er würde sich heute lieber nicht mit ihr treffen (weil seine Freunde ihm vorgeworfen haben, dass er kaum noch Zeit mit ihnen verbringt), hatte er die Hände in den Taschen, und danach hat er sich an der Nase gekratzt.
    Kats Schlussfolgerung, inspiriert durch die Miss : Er hat sich in ein anderes Mädchen verknallt (obwohl in der Miss nichts davon steht, dass dies bedeutet, der Junge habe sich in ein anderes Mädchen verknallt).
    21:34
    Kat ist ziemlich bedrückt nach Hause gegangen. Ich weiß nicht, ob das an der bedrohlichen Menge Maoam lag, die wir vertilgt haben, oder weil sie wirklich glaubt, dass Ham mit ihr Schluss machen will.

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