Das verflixte 4. Schuljahr
gemeinsam über Lösungsmöglichkeiten nachzudenken. Sprechen Sie in diesem Zusammenhang auch über die mündliche Beteiligung Ihres Kindes. Arbeitet es im Unterricht gut mit und hat es nur in den Klassenarbeiten Aussetzer, oder ist Ihr Kind eher still und zurückhaltend, wenn es um die Mitarbeit im Unterricht geht? Erkundigen Sie sich auch nach dem Zusammenhalt der Klasse und wie gut Ihr Kind in die Klassengemeinschaft integriert ist. Hat es dort Freunde und werden seine Leistungen auch von den anderen Schülerinnen und Schülern geschätzt, oder gilt Ihr Kind als Streber oder Versager? Gibt es motorische Auffälligkeiten? Wippt Ihr Kind zum Beispiel ständig auf seinem Stuhl herum oder ruft es ständig in die Klasse? Kann sich Ihr Kind auch über einen längeren Zeitraum konzentrieren? Solche Angaben können Hinweise auf eine Lernstörung geben, die dann möglichst umgehend gezielt therapiert werden sollte. Sprechen Sie die Lehrerin bzw. den Lehrer auch nach Fördermöglichkeiten für Ihr Kind an. Wo genau liegen seine Schwächen? Was genau kann unternommen werden, um seine Leistung zu verbessern?
Liegen die Gründe für schlechte Noten im Zwischenzeugnis eher an einer Unterforderung (auch dies ist denkbar, denn ein Kind, das überhaupt nicht gefordert ist, sieht keinen Sinn in irgendwelcher Anstrengung nur um der Noten willen), sprechen Sie mit der Klassenlehrerin bzw. dem Klassenlehrer über diesen Eindruck. Fragen Sie gezielt nach der Möglichkeit des Überspringens einer Klasse (dies ist auch bereits in der Grundschule möglich) und bitten Sie um eine ehrliche Einschätzung. Bei einer solchen Entscheidung spielen nicht nur das Notenbild und die Leistungsfähigkeit eines Kindes eine Rolle, sondern auch sein momentaner Entwicklungsstand. Ist Ihr Kind körperlich noch nicht so weit entwickelt und auch noch nicht so groß wie seine derzeitigen Klassenkameradinnen und Klassenkameraden, besteht die Gefahr, dass es in einer höheren Klasse allein dasteht. Fragen Sie nach der Möglichkeit, ob Ihr Kind einen Probeunterricht von zum Beispiel einer oder zwei Wochen in der anvisierten Klasse absolvieren kann.
Sind die Leistungen Ihres Kindes im Zwischenzeugnis überraschend gut ausgefallen, loben Sie Ihr Kind ruhig und freuen Sie sich mit ihm. Zeigen Sie Ihrem Kind, dass Sie wissen, dass gute Noten nicht vom Himmel fallen, sondern dass sie das Resultat einer guten Vorbereitung und einer entspannten Herangehensweise sind. Allerdings dürfen Sie beide nicht den Fehler begehen und sich auf diesen Lorbeeren ausruhen. Ein Herbstmeister muss am Ende der Spielzeit noch lange nicht Deutscher Meister werden! Nutzen Sie dieses Erfolgsgefühl am besten dazu, Ihr Kind weiter für sein schulisches Engagement zu motivieren.
4 „Wenn du es aufs Gymnasium schaffst, bekommst du ein Pony“
Wie Sie Ihr Kind richtig motivieren
Jedes Kind ist neugierig, jedes Kind ist daran interessiert, Neues zu entdecken. Kleinkinder beginnen zu krabbeln, noch bevor sie laufen können, um ihre Welt für sich zu erkunden. Für viele Kinder reicht diese ursprüngliche, natürliche Neugier allein allerdings nicht aus, um sich selbst aus innerem Herzen für das Lernen mathematischer Regeln oder grammatischer Strukturen zu motivieren. Neugierig sind zwar auch Grundschulkinder noch, aber da sind ganz andere und unendlich viele andere Dinge, die neugierig machen und entdeckt werden wollen. Mathematik und Deutsch zählen für viele nicht dazu.
Neben der Neugier haben einige Kinder auch bereits gelernt, Vermeidungsstrategien anzuwenden. Sie wissen, wie sie sich vor etwas Unangenehmem drücken können, und sie vermeiden bestimmte Lernsituationen. Lernsituationen, die sie zu sehr anstrengen oder die eine große Konzentration von ihnen abverlangen, die sie nicht aufbringen können. Um sie motivieren zu können, müssen ihre Vermeidungsstrategien zunächst durchschaut werden.
Nachfolgendes Schaubild verdeutlicht, dass zu einem erfolgreichen Schulleben viel mehr gehört als Motivation allein. Zwar ist sie ein wesentlicher Bedingungsfaktor, aber ohne weitere »Zutaten« wie Ausdauer, Lerntechniken, aber auch ein gewisses Maß an Frustrationstoleranz wird sich kein langfristiger Lernerfolg einstellen können.
Bedingungsfaktoren zum Schulerfolg
Da alle dargestellten Faktoren in gewisser Weise voneinander abhängen (ein Kind, das nicht zu lernen gelernt hat oder über keine gewisse Ausdauer verfügt, wird auch mit Engelszungen nicht zu motivieren sein, weil es
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