Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verflixte 4. Schuljahr

Das verflixte 4. Schuljahr

Titel: Das verflixte 4. Schuljahr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Kohn
Vom Netzwerk:
stets mit Enttäuschungen klarkommen muss), werden in diesem Kapitel neben der Motivation auch die anderen Faktoren besprochen.
    Dennis sitzt bereits eine halbe Stunde an seinen Hausaufgaben. Doch anstatt in sein Buch zu schauen, starrt er Löcher in die Luft.
    Natürlich kann es sein, dass Dennis heute eine schlechte Tagesform hat, etwa weil sein Schultag anstrengend war oder er in der Nacht zuvor schlecht geschlafen hat.
    Zeigt er jedoch häufiger eine derartige Lustlosigkeit bei der Bearbeitung der Hausaufgaben, sollten Sie handeln. Anstatt ihn aber auszuschimpfen (»Was hast du denn schon wieder die ganze Zeit gemacht?«) oder ihm zu drohen (»Wenn du nicht bald mit den Aufgaben fertig bist, kannst du den Ausflug am Wochenende vergessen!«), sollten Sie etwas auf den ersten Blick Verrücktes tun: Loben Sie Ihren Sohn!
    Das Beschimpfen oder Androhen von Strafe bewirkt in dieser Situation, dass sich Dennis bei den nächsten Hausaufgaben weiter verschließt und sogar Ängste entwickelt, während Ihr Ärger über die verhärtete Situation vermutlich größer wird und in Resignation und Hilflosigkeit mündet.
    Sie sollten sich vielmehr auf das Problem Ihres Kindes einlassen und es fragen, welche Aufgaben noch gelöst werden müssen. Dabei sollten Sie sich auch optisch auf eine Ebene mit dem Kind begeben, indem Sie beispielsweise in die Hocke gehen oder sich auf einen Stuhl setzen.
    Dennis wird Ihre Frage bezüglich der noch zu erledigenden Aufgaben beantworten (»Ich muss noch die ganze Aufgabe 3 machen«), woraufhin Sie weiter in Ihrer Position verharren, bis er mit der Aufgabe beginnt. Dann loben Sie ihn dafür (»Siehst du, du machst das doch ganz prima!«) und verlassen nach einer kurzen Weile das Zimmer.
    Nach einiger Zeit sollten Sie erneut ins Zimmer schauen, um seine Motivation durch ein rechtzeitiges Lob bezüglich seines nun konzentrierten Arbeitens aufrechtzuerhalten. Sie werden feststellen, dass die eingangs geschilderte Situation mit der Zeit nachlässt.
    Nicht: Sondern lieber:

    Durch einen derartigen Vorwurf an das Kind, das einen Fehler gemacht hat, verliert es schnell die Lust am Lernen.
    Nicht: Sondern lieber:

    Mit der ersten Aussage »belohnen« Sie Ihr Kind mit zusätzlicher Aufmerksamkeit und Zuneigung dafür, dass es sich doch eigentlich verweigert. Dies ist von der lernpsychologischen Seite kontraproduktiv: Ihr Kind lernt daraus, dass es bockig sein muss, um von Ihnen Aufmerksamkeit zu erhalten. Weisen Sie Ihr Kind lieber auf die früher mit ihm besprochene Routine im Tagesablauf hin und zeigen Sie ihm, dass Ihr Kind anschließend Dinge tun darf, die es gerne machen möchte. Dann kann Ihr Kind auch die gewünschte Zuneigung von Ihnen erhalten. Weitere Informationen und Anregungen zum wichtigen Thema Lob erfahren Sie am Ende dieses Kapitels.
    Dasselbe gilt im Übrigen für den Umgang mit einer vorgeschobenen Hilflosigkeit Ihres Kindes. »Aber ich verstehe das überhaupt nicht«, hören manche Eltern immer wieder, vor allem, wenn es um Mathe-Aufgaben geht. Dann setzen sich Mama und Papa hin und arbeiten für das Kind. Mit dem Ergebnis, dass sich das Kind auch im Unterricht so verhält und zunächst einmal abschaltet. »Ich verstehe das sowieso nicht und warte, bis mir der Lehrer es persönlich erklärt. Ansonsten lasse ich meine Eltern machen …« Geben Sie Ihrem Kind gerne Anregungen und bringen Sie es mit einem Tipp auf die richtige Spur, weisen Sie es aber darauf hin, dass es sich auf die Aufgabe konzentrieren muss und dies auch eine gewisse Anstrengung erfordern darf.
    Melanie benötigt für die Erledigung ihrer Hausaufgaben stets die Hilfe ihrer Mutter. Sobald diese das Zimmer verlassen möchte, entgegnet ihr die Tochter, dass sie es ohne sie nie schaffe. Zieht die Mutter ihr Vorhaben durch und verlässt den Raum, beginnt Melanie zu weinen und hört nicht auf, bis ihre Mutter wieder erscheint und hilft.
    Stellt es sich heraus, dass Melanies Mitschülerinnen und Mitschüler ähnliche Probleme haben, kann es durchaus sein, dass die Kinder tatsächlich überfordert sind. Dies sollte dann in einem Gespräch mit den betreffenden Lehrerinnen und Lehrern besprochen werden.
    Liegt das Verhalten der Tochter aber lediglich an ihrer Einstellung, sollten Sie als Elternteil beginnen, von den gemeinschaftlichen Sitzungen Abstand zu nehmen. Denn durch die Beschäftigung mit ihr (und auch Schimpfen ist Aufmerksamkeit!) belohnen Sie Ihre Tochter für ihr Verhalten, was dieses weiter verstärkt. Außerdem

Weitere Kostenlose Bücher