Das verflixte 4. Schuljahr
steht eine permanente Gemeinschaftsproduktion einem zentralen Motiv der Hausaufgaben entgegen, nämlich dem Prinzip des selbstständigen Lernens. Vielmehr fördern Sie dadurch die Unselbstständigkeit Ihrer Tochter und die Unkonzentriertheit im Unterricht. Denn Melanie weiß ja: Was sie in der Schule versäumt, erklärt ihr ihre Mutter daheim.
Erklären Sie Ihrem Kind also nicht sofort alles, sondern ergründen Sie durch Fragen, über welche Kenntnisse es bereits verfügt. Fragen Sie so lange, bis Ihr Kind etwas nennen kann, was es im Zusammenhang mit der Aufgabe verstanden hat. Auf diese Weise bringen Sie Ihr Kind bereits auf die richtige Fährte und können es nun allein arbeiten lassen. Verstärken Sie die neu entstandene Motivation durch Zuspruch, sobald Ihr Kind etwas erneut verstanden hat.
Andreas ist ein guter Schüler und hat in der Regel keine Schwierigkeiten in der Schule. Wenn es allerdings um das Lernen für eine Arbeit geht, entsteht ständig eine Diskussion zwischen ihm und seiner Mutter:
Mutter: »Denk daran, dass du noch für die Deutscharbeit lernen musst!«
Andreas: »Ich hab keine Lust! Das ist wieder so ein Babykram.«
Mutter: »Aber ihr schreibt doch morgen ein Diktat!«
Andreas: »Den Mist kann ich schon längst.«
Da Andreas in der Regel ein guter Schüler ist, liegt der Verdacht nahe, dass er den Unterrichtsstoff verstanden hat und nun nicht nachvollziehen kann, warum er dafür trotzdem lernen sollte. Dies zeigt auch seine Äußerung »Das ist wieder so ein Babykram«. Allerdings können etwaige Wissensvorsprünge vor den Mitschülerinnen und Mitschülern bald aufgebraucht sein, und die Leistungen eines anfänglich guten Schülers lassen nach.
Ein solcher Wissensvorsprung tritt oft in den ersten Schuljahren auf, wenn die Vorerfahrungen der Schülerinnen und Schüler noch breit gestreut sind und zunächst auf einen gemeinsamen Nenner gebracht werden müssen. Es mag für Sie als Eltern zwar auf den ersten Blick erfreulich erscheinen, wenn Ihrem Spross alles in den Schoß zu fallen scheint. Vielfach wird aber die Gefahr übersehen, dass diese Kinder das Lernen und die Anstrengungen, die ein solches hervorrufen, nicht lernen, da sie es jahrelang nicht brauchen. Wechseln sie aber die Schule oder wird eine neue Fremdsprache unterrichtet, benötigen sie mit einem Mal solche Fertigkeiten. Sie müssen etwa wissen, wie sie Vokabeln lernen und behalten können oder wie sie sich auf eine Mathematikarbeit vorbereiten.
Deshalb ist es wichtig, dass Sie mit Ihrem Kind frühzeitig Lernstrategien einüben. Erinnern Sie sich dazu an Ihre Vorlieben während Ihrer eigenen Schulzeit:
✗ Wie haben Sie sich selbst den Unterrichtsstoff am besten merken können?
✗ Wie haben Sie sich auf Klassenarbeiten und dergleichen vorbereitet?
✗ Wie sind Sie mit Stress umgegangen?
✗ Auf welche Weise sind Sie mit Prüfungsangst und Problemen umgegangen?
Können Sie sich an Antworten zu diesen Fragen erinnern, haben Sie die besten Empfehlungen für Ihr Kind an der Hand, denn es kann nun von Ihren Erfahrungen profitieren.
Allerdings ist das Lernen ein individueller Prozess, der bei jedem Menschen anders abläuft. Das heißt, dass eine Eselsbrücke, die Ihnen das Behalten einer Regel erleichtert hat, Ihrem Kind nicht unbedingt weiterhelfen muss.
Wissenschaftliche Studien belegen, dass Kinder eine größere Freude und ein größeres Interesse an einem Fach oder einer Thematik entwickeln, wenn dies ihre Eltern unterstützen und sie ihnen eine für das Lernen sinnvolle Struktur verschaffen. Dies bedeutet, dass die Kinder einen eigenen Arbeitsplatz haben (der immer ordentlich und aufgeräumt ist, sodass er stets zum Einsatz kommen kann!) und ihre Hausaufgaben nicht auf dem Küchentisch erledigen sollten. Dies bedeutet aber auch, dass das Lernen oder die Erledigung der Hausaufgaben fester Bestandteil eines strukturierten Tagesablaufs ist. Eine solch verständnisvolle, wohlwollende Förderung der geistigen Entwicklung des Kindes trägt dazu bei, dass sich Kinder weiterhin gerne und mit Freude dem Unterrichtsstoff zuwenden und sich selbst zum Lernen motivieren können.
Begleiten Sie Ihr Kind während des Lernens und bieten Sie ihm Hilfsmittel an, wie etwa das Lernen mit Karteikarten:
Auf die Vorderseite der Kärtchen notiert sich Ihr Kind jeweils eine Aufgabe und auf die Rückseite die entsprechende Antwort. Gesammelt werden alle Karten zu einem Thema in einem Karteikasten, der in fünf Fächer unterteilt ist. Ihr Kind
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