Das verflixte 4. Schuljahr

gefährdet ist oder nicht. Hierzu zählen auch persönliche Besonderheiten des Kindes (zum Beispiel der Verlust eines Elternteils oder die Trennung von Vater und Mutter usw.), die die schulischen Leistungen beeinträchtigen können.
    Das Zwischenzeugnis richtig einschätzen
    Wie an anderer Stelle bereits dargestellt wurde, bilden die Noten nicht einen individuellen Eindruck eines Kindes ab, sondern stellen dessen Leistungen stets in Verbindung mit denen der anderen Kinder in derselben Klasse dar. Das bedeutet, Ihr Kind kann in seiner derzeitigen Klasse ein eher mittelmäßig bis schlechter Schüler sein, wäre aber bei einer anderen Klassenzusammensetzung vielleicht eher bei den besseren Schülern zu finden. Sprechen Sie mit den Lehrerinnen und Lehrern daher nicht nur über die Zeugnisnoten, sondern auch darüber, wie diese den Leistungsstand der Klasse insgesamt beurteilen. Sind viele leistungsstarke Kinder in dieser Gemeinschaft, ist es für Ihr Kind eben schwerer, eine gute Leistung zu erzielen, als in einer Klasse, in der eher schwächere Schülerinnen und Schüler sind. Erst nach einem solchen Gespräch können Sie also die tatsächliche individuelle Leistung Ihres Kindes einschätzen.
    Dies gilt übrigens unabhängig davon, ob Ihr Kind ein Notenzeugnis erhält, in dem die Leistung Ihres Kindes in jedem Fach mit einer Note bewertet wird, oder ein Gutachten, in dem – ähnlich wie bei einem Arbeitszeugnis auch – die Leistung in einem Text beschrieben steht. Zwar sind solche Zeugnisse individueller und lassen eher Rückschlüsse auf das tatsächliche Verhalten Ihres Kindes in der Schule zu, als dies mit reinen Notenwerten zu erreichen wäre. Aber dennoch sollten Sie die Formulierungen darin kritisch hinterfragen und bei Bedarf gemeinsam mit der Klassenlehrerin bzw. dem Klassenlehrer Ihres Kindes besprechen. Die Bemerkung »Marvin kann die englischen Zahlen schon bis 20 aufsagen« kann bedeuten, dass er besonders weit ist. Sie kann aber auch heißen, dass er die anderen Zahlen bis 100 überhaupt nicht verstanden hat.
    Sind die Leistungen Ihres Kindes im Zwischenzeugnis also nicht wie erhofft, bauen Sie Ihr Kind wieder auf, denn auch Ihr Kind wird vom Resultat seiner Arbeit enttäuscht sein. Berichten Sie Ihrem Kind von Ihrer eigenen Schulzeit, als Sie vielleicht einen blauen Brief erhielten, und wie Sie es trotzdem geschafft haben. Solche Erlebnisse machen Ihrem Kind wieder Mut, denn es sieht daran, dass es nicht zu einem Versager geworden ist, nur weil einmal sein Zwischenzeugnis schlecht ausgefallen ist.
    Ursachenforschung
    Nehmen Sie sich die Zeit mit Ihrem Kind und betreiben Sie in aller Ruhe Ursachenforschung. Wie ist es zu den unerfreulichen Noten im Zwischenzeugnis gekommen?
    Liegt es an mangelndem Fleiß, spornen Sie Ihr Kind dazu an, jeden Tag mehr für die Schule zu tun als bisher. Vielleicht fühlt sich Ihr Kind von Ihnen nicht genug unterstützt. Überlegen Sie in diesem Fall gemeinsam, wie Sie mehr Zeit miteinander – für das Lernen und auch in Erholungsphasen – verbringen können. Hobbys sollten aber keinesfalls für das Lernen geopfert werden – Entspannungsphasen und (aktive) Pausen sind enorm wichtig für den Lernprozess! Ist Ihr Kind jedoch schlicht und ergreifend faul, gehen Sie trotzdem nicht an die Decke und fangen Sie nicht an zu schimpfen – dies bewirkt rein gar nichts. Überlegen Sie in einem ruhigen und sachlichen Gespräch vielmehr gemeinsam, wie Ihr Kind wieder neue Motivation für das Lernen gewinnen kann.
    Liegt es an mangelndem Verständnis, geben Sie Ihrem Kind die Unterstützung, die es benötigt. Entweder, indem Sie selbst erklärend zum Verständnis des Unterrichtsstoffes beitragen oder gegebenenfalls auch jemand anderen hinzuziehen. Es muss aber nicht immer unbedingt gleich ein Nachhilfeinstitut sein (siehe entsprechendes Kapitel)! Helfen Sie Ihrem Kind, indem Sie ihm notwendige und hilfreiche Lern- und Arbeitstechniken vermitteln bzw. nahebringen. Hierzu zählen beispielsweise Mindmaps zur Strukturierung von Wissen und Informationen oder aber auch geeignete Möglichkeiten, Vokabeln effektiv zu lernen und zu behalten. Derartige und weitere Hilfen finden Sie unter anderem im nachfolgenden Kapitel.
    Nutzen Sie auch die Möglichkeit, während des Elternsprechtages mit den Lehrerinnen und Lehrern Ihres Kindes ins Gespräch zu kommen, diese um eine generelle Einschätzung über die Leistungsfähigkeit Ihres Kindes und die Aussagekraft der Halbjahresnote zu bitten und