Das verfluchte Koenigreich
versammeln.«
Tania sah den Heiler zweifelnd an. »Das glaub ich nicht«, sagte sie. »Soviel ich sehe, passiert überhaupt nichts.«
Hollin fuhr zu ihr herum und funkelte sie wütend an. Plötzlich wich er mit erhobenen Händen zurück, so als wolle er sich vor ihr schützen. »Glaubt Ihr, ich wüsste nicht, was in Euch vorgeht?«, rief er. »Eure Aura ist brüchig – Ihr seid innerlich zerrissen und Eure Seele brennt lichterloh!«
Der Heiler schrie immer lauter und das Summen seiner Anhänger schwoll zu einem schauerlichen Heulen an. Ängstlich wichen seine Gehilfen vor ihr zurück, die Stäbe angriffsbereit, als müssten sie den Teufel persönlich abwehren.
»Was ist das für ein Tumult?«, rief Lord Aldrich erbost, der soeben in Cordelias Schlafzimmer stürzte. »Was geht hier vor?«
Hollin zeigte anklagend auf Tania. »Sie wird noch alles zunichtemachen!«, brüllte er und die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Schafft sie fort von hier. Bringt sie auf den höchsten Punkt der Klippen und werft sie ins Meer. Sie verkörpert das Böse – ich sehe, wie es sich in ihren Adern windet, wie es mich durch ihre Augen anstarrt.« Er wich noch weiter vor Tania zurück, die Hände vors Gesicht geschlagen. »Seht nur, es starrt mich an – ich bin vernichtet. Sie ist ein Basilisk! Macht sie nieder! Zerstört das Übel, das in ihrer zerrissenen Seele wurzelt!«
»Das ist doch Wahnsinn!«, rief Tania empört. »Er soll aufhören mit dem Quatsch – er weiß ganz genau, dass das nicht wahr ist!«
Der Heiler taumelte zurück und seine Stimme überschlug sich fast. »Bringt sie fort – ihre Worte verbrennen mich! Ihre Basiliskenaugen verschlingen meine Seele!«
»Wächter, hierher!«, befahl Lord Aldrich. »Kommt her zu mir, geschwind!«
Viele Schlossbewohner waren von dem Tumult angelockt worden und versammelten sich vor Cordelias Gemächern.
Inzwischen hatten die Gehilfen des Heilers Tania umringt und richteten kreischend ihre Stäbe auf sie.
»Nein!«, rief Rathina. »Ihr dürft ihr nichts tun!« Sie stürzte auf Tania zu, aber drei der Gehilfen wirbelten herum und bedrohten sie mit ihren Stäben.
Währenddessen stürmten zwei Wächter ins Zimmer. Lord Aldrich zeigte auf Tania. »Geleitet die Prinzessin in ihre Gemächer. Und bewacht sie gut. Sie darf ihr Zimmer nicht verlassen.«
»Was wird ihr vorgeworfen?«, fragte Lord Brython. »Was ist hier geschehen?«
Aldrich deutete auf den Heiler, der in einer Ecke kauerte. »Seht, was sie getan hat!« Er wandte sich zu Tania um. »Ich habe Eurem Vater geraten, Euch aus dieser Welt zu verbannen, doch er wollte nicht hören! Und nun seht, was dieses Halbding angerichtet hat!«, rief er so laut, dass alle ihn hören konnten. »Sie vernichtet unsere letzte Hoffnung.«
»Das ist eine Lüge!«, schrie Tania. »Ich habe gar nichts gemacht.«
»Sie ist die Quelle allen Übels im Land – sie hat die Krankheit über euch gebracht«, ächzte Hollin und zeigte auf Tania.
»Was ist das für ein Wahnwitz?«, donnerte Herzog Cornelius, der soeben ins Zimmer eilte. »Wie kann der Mann es wagen, so mit Prinzessin Tania zu sprechen?«
Lord Aldrich drehte sich zu ihm um. »Glaubt Ihr, er spricht die Unwahrheit, Mylord?«, sagte er und deutete auf Hollin. »Seht ihn nur an – der Mann zittert am ganzen Leib vor Angst.«
Cornelius blickte Tania fragend an. »Seid Ihr die Ursache für die Verzweiflung dieses Mannes, Mylady?«, fragte er.
»Nein, natürlich nicht«, protestierte Tania.
»Und doch, seht nur – er windet sich im Staub«, wandte Marquise Lucina ein, die neben ihrem Gemahl stand. »Warum sollte er sich so benehmen, wenn ihm nichts fehlt?«
»Vielleicht tut sie es nicht absichtlich«, meldete sich der kleine Fleance zu Wort. »Ich hörte schon von solchen Dingen. Im Norden oben soll es Ungetüme geben, Basilisken, die einen Mann nur durch ihre Blicke um den Verstand bringen.«
»Das hör ich mir nicht länger an«, rief Tania. »Könnt ihr nicht sehen, was hier passiert? Ich hab ihm gesagt, dass ich das alles für faulen Zauber halte, und dann ist er ausgeflippt. Er ist ein Betrüger!«
Lord Aldrich fuhr Herzog Cornelius an. »Werdet Ihr sie nun von hier fortbringen, oder wollt Ihr den Tod dieses Mannes in Kauf nehmen, der gekommen ist, um uns zu helfen?« Er zeigte auf Cordelia, die immer noch reglos auf ihrem Bett lag. »Und wollt Ihr etwa, dass dieses Halbding den Tod unserer lieblichen Prinzessin verursacht?«
Der Herzog zögerte, er wirkte unsicher.
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