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Das verfluchte Koenigreich

Das verfluchte Koenigreich

Titel: Das verfluchte Koenigreich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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»Vertraut darauf, dass Master Hollin nichts Böses im Schild führt, Bryn«, sagte er sanft. »Vielleicht kennt er ein Heilmittel für Prinzessin Cordelia und die anderen.«
    Bryn nickte kurz und trat beiseite. »Aber seid gewarnt«, sagte er. »Cordelia ist nicht allein.«
    Tania wusste nicht, was er meinte, bis Edric die Tür öffnete: Cordelias Zimmer war voller Vögel.
    Sie saßen überall: auf den Fenstersimsen, den Möbeln, dem Fußboden, auf dem Betthimmel und selbst auf dem Kopfkissen.
    Es waren alle Arten vertreten – Spatzen, Zaunkönige, Finken, Möwen, Krähen, Raben, Eichelhäher, Dohlen und Elstern, ja, sogar Falken, Adler und Eulen. Zahllose Knopfaugen spähten von den Bilderrahmen und Türleisten herunter und wachten über den goldenen Kokon mit der schlafenden Prinzessin.
    »Was ist denn das für eine Zauberei?«, fragte Hollin.
    »Das ist keine Magie«, erklärte Tania. »Es ist die Gabe meiner Schwester – sie ist ein Naturkind und liebt alle Tiere und die Tiere lieben sie. Ihr müsst euch nicht vor ihnen fürchten.«
    Hollin drehte sich zu ihr um. »Und dennoch kann ich nichts tun, solange sie in dieses goldene Licht eingeschlossen ist. Ich kann ihre Aura nicht erkennen – ich kann die heiligen Steine nicht auf sie legen.«
    »Oberon muss sie aufwecken«, sagte Lady Kernow. »Schickt nach dem König.«
    »Ist das nicht gefährlich?«, fragte Tania. »Der Güldenschlaf ist doch das Einzige, was die Krankheit aufhält.«
    Der Heiler warf ihr einen wütenden Blick zu. »Wollt Ihr mich daran hindern, die Prinzessin zu heilen?«, zischte er.
    »Nein, natürlich nicht«, sagte Tania, erschrocken über die aufgebrachte Antwort des Heilers. »Ich werde mit dem König reden. Es wird nicht lange dauern.«
    Schnell lief sie aus dem Zimmer. Sie wusste, wo Oberon sich aufhielt. Nach dem Konklave hatte er sich in die Abgeschiedenheit des Thronsaals zurückgezogen.
    Ein Wächter stand vor der Tür und verwehrte ihr den Zutritt.
    »Ich muss den König sprechen«, sagte Tania.
    Der Wächter stieß die Tür auf und ließ sie passieren. Sie trat ein und ging auf den schlichten weißen Steinsitz zu.
    Oberon saß vollkommen still, die Hände um die Armlehnen gekrampft, den Rücken gerade. Obwohl er die Augen offen hatte, schien er Tania nicht zu bemerken.
    »Vater?«, flüsterte sie und berührte ihn vorsichtig am Knie. Der Blick des Königs blieb starr. Selbst als sie näher trat und ganz dicht vor ihm stand, blickte er durch sie hindurch.
    »Meine Tochter«, brachte der König schließlich hervor und bewegte dabei kaum die Lippen.
    »Der Heiler ist angekommen, Vater«, sagte Tania. »Er will, dass du Cordelia aus dem Güldenschlaf aufweckst. Geht das?«
    »Ja, gewiss.« Oberons Lider flatterten einen Augenblick, dann sagte er: »Es ist geschehen. Doch sag mir, Tochter, was hältst du von Lord Aldrichs Heiler?«
    »Ach, ich weiß nicht.«
    »Er ist nicht aus dem Elfenreich. Sei auf der Hut, dass unserem Volk kein Schaden zugefügt wird.«
    »Ja, klar«, sagte sie und trat zurück.
    »Nun, Tania, wirst du mich verlassen?«
    »Ich muss nach Cordelia sehen.«
    »Nein, mein Kind, das meinte ich nicht.« Ein beschwörender Ton trat in seine Stimme. »Wirst du mich und das Elfenreich verlassen?«
    Tania hatte plötzlich einen Kloß im Hals. Der König wollte wissen, ob sie sich dafür entschieden hatte, in die Welt der Sterblichen zurückzukehren. Er klang so traurig – als würde ihm schon der Gedanke daran das Herz brechen.
    »Vater«, fing sie an und hielt inne. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, und blickte stumm in sein erschöpftes Gesicht. »Wie lange kannst du noch durchhalten, Vater?«, fragte sie schließlich.
    »Eine Weile noch«, flüsterte er mit rauer Stimme. »Meinem Volk zuliebe …«
    »Ich muss zurück – brauchst du noch etwas?«
    »Nein. Geh und sieh nach deiner Schwester.«
    Schweren Herzens drehte Tania sich um und lief aus dem Saal.
    Als Tania in Cordelias Gemächer zurückkehrte, waren die meisten Anwesenden im Vorraum versammelt und standen in kleinen Grüppchen herum. Leises Gemurmel war zu hören und die Tür zum Schlafzimmer stand offen.
    Cordelia war nun nicht mehr in den schützenden Kokon gehüllt, sondern lag in ihrem Bett. In ihrem zerknautschten Hochzeitsgewand sah sie klein und verletzlich aus. Die meisten Vögel waren fort – nur wenige waren geblieben, um über ihre Freundin zu wachen.
    Rathina und Bryn standen in der Tür und Sancha war ebenfalls herbeigeeilt. Sie hatte rot

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