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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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durchgestanden haben, diesen letzten Rest auch noch schaffen sollten.«
    Â»Außerdem«, sagte Rodraeg schwer atmend, »sollten wir uns, anstatt zu zanken, erst mal um unsere Leute kümmern. Sie sind gewiß nicht alle tot, aber sie werden es bald sein, wenn wir die Wunden nicht versorgen.«
    Die Ritterin riß sich den Helm vom Kopf, um besser Luft zu bekommen. Haare klebten ihr im erhitzten Gesicht wie Risse. »Ihr widert mich an«, stieß sie hervor. »Ihr seid wie besessen von eurer Mission. Eines Tages wird man euch sagen: Legt Feuer an die Welt. Und ihr werdet es tun.« Sie wandte sich von Rodraeg und Eljazokad ab und ging zu Bhanu, die sie an sich drückte. Anschließend schickte sie das Mädchen zu Seraikella und ging selbst zu Jeron. Rodraeg ging zu Hellas, Eljazokad zu Bhanu und Seraikella, denn er fühlte sich schuldig, daß er dem Schweigsamen das Zepter übergeben hatte.
    Es war ein Bild des Schreckens und des Elends. Jeron saß auf dem Boden und hielt seinen Bauch zusammen. Sein Kopf war vornüber gesunken. Er hatte das Bewußtsein verloren, aber er atmete noch.
    Hellas lag auf dem Gesicht. Sein Kopf war eingekerbt und blutete sehr stark, eine Schneise war in seine Haare geschlagen, auf der wahrscheinlich nie wieder etwas wachsen würde. Außerdem hatte er sich noch einen Schneidezahn ausgebissen, so daß auch sein Mund rot verschmiert war. Atem und Puls waren aber noch stark, deshalb blutete er auch so sehr.
    Seraikella hatte es am schlimmsten erwischt, aber auch aus ihm war der Lebensfunke noch nicht entwichen. Es grenzte an ein Wunder. Der dunkelhäutige Krieger aus dem Süden war offensichtlich äußerst widerstandsfähig. Die Ritterin zerriß ihren dunkelroten Umhang und gab Bhanu die Hälfte davon ab. Mit dieser Hälfte konnten die Bogenschützin und der ehemalige Magier versuchen, die furchtbaren Wunden des Tätowierten erst zu säubern und dann so druckvoll wie möglich zu verbinden. Mit der anderen Hälfte umwickelte die Ritterin Jerons Leib, stützte ihn und sicherte ihn, aber als sie ihn auf ihre Arme nehmen wollte, um ihn zum Karren zu wuchten, schlug er die Augen auf, wehrte sie ab und lächelte.
    Â»Das … wäre aber … doch … zu unehrenhaft. Ich sollte … dich tragen, meine schöne Heldin, nicht … umgekehrt.«
    Sie lächelte zurück. »Rede keinen Unsinn. Ich bin die Ritterin, schon vergessen? Ich trage die Verantwortung, also trage ich auch dich.«
    Sie trug ihn zum Karren hinüber und bettete ihn sanft auf die Ladefläche. Rodraeg und Eljazokad legten Hellas daneben, für dessen Kopf auch noch ein Streifen Verbandstoffes übriggeblieben war. Bei Seraikella mußten sie alle vier mit anfassen, jeder trug einen Arm oder ein Bein. Damit war der Karren voll mit dunkelrot verbundenen Schwerverwundeten.
    Â»Warum hat Seraikella sich so einfach schlagen lassen?« haderte die Ritterin. »Er ist doch sonst so ein exzellenter Kämpfer.«
    Â»Er trug das Zepter«, erläuterte Eljazokad. »Außerdem war er fasziniert.«
    Â»Fasziniert?«
    Â»Die Schemenreiter. Sie sahen so … getuscht und nebelhaft aus wie die Landschaft auf seinem Körper.«
    Sie seufzte tief. »Auf diesem ruckeligen Feldweg werden sie uns alle wegsterben, bevor wir den Wildbart erreichen.«
    Â»Wir haben keine andere Wahl, oder?« stellte Rodraeg fest. »Wenn wir von hier aus nach Uderun wollen, müssen wir auch erst mal über Feldwege, bis wir eine anständige Straße erreichen. Und dann kommt das Problem mit dem Zepter hinzu und mit immer neuen Angreifern in der Stadt.«
    Â»Warum vergraben wir das verfluchte Zepter nicht einfach tief in der Erde und kümmern uns erst mal in Ruhe um unsere Verletzten?« fragte die Ritterin unzufrieden.
    Â»Weil dann irgendwelche Toten aus ihren Gräbern kriechen, das Zepter ausbuddeln und den Kontinent ins Chaos stürzen«, sagte Eljazokad finster. So unheimlich das auch klang, sie alle ahnten inzwischen, daß so etwas tatsächlich im Bereich des Möglichen lag.
    Â»Ich will euch reinen Wein einschenken: Es gibt noch vier weitere Schemenreiter«, sagte Rodraeg zu Bhanu und der Ritterin. »Sie können jederzeit über uns herfallen. Aber sie können auch an jedem Ort über uns herfallen. Die einzige Zuflucht, die wir besitzen, sind die Höhlen der Riesen im Wildbart. Jeder Umweg, den wir

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