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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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nutzund hilflos. Ihre Bande war halbiert, und noch immer gab sie Rodraeg die Schuld für dieses Unglück. Ihre Aufgabe bestand hauptsächlich darin, den Weg auszukundschaften, ob sich weitere Schemenreiter näherten oder auch nur andere Reisende. Denen wichen sie aus, weil so viele Verwundete nie einfach zu erklären waren und sie vermeiden wollten, daß – auch wenn in helfender Absicht – ein Trupp Gardisten über sie in Kenntnis gesetzt wurde.
    Selbst die kleineren Ortschaften, die auf ihrem Weg lagen, selbst Gehöfte und Lagerstätten von Händlergruppen mußten von ihnen möglichst weiträumig umgangen werden, wenn sie vermeiden wollten, daß noch mehr Menschen in den Bann des Zepters gerieten und sich vergaßen. So rumpelten sie mit ihrem Versehrtenkarren so behutsam wie möglich hinter Feldern entlang, zwischen Hainen hindurch, durch das Schilf von Tümpeln und jeden Hügeldamm als Deckung nutzend. Solange sie das Zepter des Alten Königs mit sich führten, waren sie wie Aussätzige mit einer besonders ansteckenden Krankheit, und drei auf besonders abschreckende Art Niedergestreckte führten sie bereits mit sich.
    Während ihrer Lagerpausen, wenn die Maultiere grasten und Bachwasser tranken, summte die Ritterin Jeron und Seraikella das Lied von Malk Falanko vor, und zumindest Jeron lächelte dabei mit schmerzweißen Lippen.

    â€¦Â  so währt es nun schon manches Jahr,
die Berge bieten reich und klar
Obdach und Schutz in schartig Schrunden
Falankos Trupp mit seinen Wunden.
Es droht der König seinen Weisen,
von überall die Häscher kreisen,
doch keiner schafft es zu umrunden
Falankos Fluch mit seinen Wunden.
Verräter wispern hier und dorten,
man sucht an abgewandten Orten,
man jagt mit Pferden und mit Hunden
Falankos Spuk mit seinen Wunden.
Doch eh’ ihn einer halten kann,
mitsamten seiner zwanzig Mann,
ist überm Kjeerkamm schon entschwunden
Falankos Geist mit seinen Wunden …
    Die Ritterin war, wie Rodraeg eines Abends von Jeron erfuhr, Falankos leibliche Tochter. Aber ihren wirklichen Vornamen kannte niemand außer ihr selbst.
    Das Wetter war geradezu ideal für eine Reise. Die Tage brüteten bei weitem nicht mehr so heiß wie noch im Feuermond über dem Land, aber die Nächte waren immer noch nicht herbstlich kühl und unwirtlich. Ab und zu wehte ganz leichter Nieselregen über die Felder und benetzte die Gesichter mit Glanz. Allerdings machten ungewöhnlich viele Fliegen den Verwundeten zu schaffen und mußten immer wieder vom Verbandzeug und den Augenwinkeln verscheucht werden. Eljazokad schrieb auch diese hartnäckigen Brummer der Magie des Fliegenstabes zu.
    Am Vormittag des zwölften Rauchmondes erreichten sie – all ihren winzigen Umwegen zum Trotz, denn sie waren auch mehr als sechzehn Stunden am Tag unterwegs – die ersten sanft ansteigenden Ausläufer des Wildbartmassives. Keiner von ihnen kannte den Weg, aber es gab ein paar flechtenbewachsene Holzschilder, und auf einem von ihnen fanden sie den Ortsnamen Mowesch. Dorthin wollte Rodraeg wieder, obwohl er die Schemenreiter nun fürchtete. Er hatte keine andere Idee, wie er die Höhle der Riesen wiederfinden sollte. Eljazokad hatte bereits versucht, mit Hilfe des Zepters etwas zu orten, irgendeine Richtung festzustellen, in die das Zepter eher wollte als in andere. Aber das Zepter schwieg. Seine Magie, die ihn von Jugend an begleitet und bereichert hatte wie seine Arme und seine Beine, schwieg ebenfalls. Also schwieg auch Eljazokad.
    Es gelang ihnen, Mowesch erst zu finden und dann zu umgehen. Zwei Stunden weiter flußaufwärts stießen sie auf eine zweite, noch wackligere Brücke über den Gebirgsstrom, und indem sie alle abstiegen, die Verwundeten ausluden, die Maultiere führten und die Räder des Karrens links und rechts Planke für Planke gegen ein Abrutschen sicherten, schafften sie das Gefährt unendlich langsam hinüber. Anschließend luden sie Seraikella wieder auf. Hellas ging staksend aus eigener Krafter hatte Schmerzen im Mund, weil sein aufgebrochenes Zahnfleisch sich entzündet hatte. Jeron wurde erneut von der Ritterin getragen, obwohl er versuchte, sich dagegen zur Wehr zu setzen. Rodraeg fühlte sich so ausgelaugt von der langen, gefahrvollen Reise, daß er sich am liebsten zu den Verwundeten nach hinten gelegt hätte, aber er war jetzt wieder gesund. Er war jetzt wieder der

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