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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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Bordell gewesen, obwohl sein leichtlebiger Onkel Severo ihn mehrmals »zur Erziehung« in ein solches hatte mitnehmen wollen, doch Rodraegs Vater war jedesmal dazwischengegangen.
    Gabria war ein Fremder, vielleicht fiel es deshalb leicht, die Wahrheit auszusprechen: »Mein Herz ist bereits vergeben«, antwortete Rodraeg lächelnd.
    Â»Das geht mir genauso«, nickte Gabria. »Ich kenne eine Frau, die an Stärke und Leidenschaft alles übertrifft, was dort drinnen für Geld zu finden wäre. Und Euer weißhaariger Gefährte?« Sie blickten zu Hellas hinüber, der die Ochsen mit gesammelten Halmen fütterte.
    Â»Der ist verheiratet mit einer Toten.«
    Â»Das … verstehe ich nicht.«
    Â»Ein Witwer.«
    Â»Ahh.«
    Mehr wurde nicht gesprochen.
    Eljazokad sog an der Schlauchpfeife, bis seine Sinne verschwammen. Das merkwürdige Gefühl, welches das Spinnengift in seinem Körper hinterlassen hatte – ein Kribbeln und Wimmeln, als wären Tausende winziger Spinnen in sein Knochenmark eingedrungen – kehrte zurück, füllte ihn aus, floß über und machte ihn größer als den Wagen und den umgebenden Wald. Luelias fast mütterliches Gesicht wurde aufgedunsen zu einem Lampion, eines der Mädchen saß scharfkantig wie ein Sägeblatt im Hintergrund und lachte das Meckern eines Ziegenbocks. Der magisch verstärkte Lärm der Geblendeten fiel wieder über ihn her, weil er womöglich nur eingeschlossen gewesen war in einem niedrigen Kämmerchen der Erinnerungen. Das Schiff. Das Stadtschiff von Tengan. Eljazokad wollte loslassen, hinaufgespült werden an Deck von einer Woge, die wie zärtliche Frauenhände an ihm zerrte, doch eine mahnende Stimme hielt ihn zurück. Folge der Fährte des Mammuts. FOLGE der Fährte des Mammuts. Folge der FÄHRTE des Mammuts. Folge der Fährte des MAMMUTS.
    Das Mammut und das Schiff. Eljazokad fühlte sich einer Wahrheit nahe, die mit seiner Zunge spielte wie die Zunge einer schönen Frau, doch indem er sich vornahm, in einer ganz bestimmten Richtung zu Ende zu denken, vergaß er alles und schlief ein, bis Lenn, Berino und Luelia ihn besorgt wachrüttelten.
    Â»Wir müssen weiter«, erklärte Lenn, »wir wollen auf einer ganz bestimmten Lichtung übernachten und nicht mitten in der Finsternis des Larn.«
    Es brauchte eine Weile, bis Eljazokad klar genug war, seine Umgebung überhaupt wiederzuerkennen. Bestar war in schwierige Diskussionen mit mehreren stark geschminkten Mädchen verstrickt, weil er auf keinen Fall seinen Bernstein herausrücken wollte. Statt dessen zwangen sie ihn, seine gesamte restliche Barschaft auf einem Tischchen abzuzählen: immerhin 34 Taler. »Das reicht aber nicht!« zeterte Caliell. »Ich will fünfzig haben für das, was ich ihm alles gegeben habe!«
    Zu Eljazokads und Bestars großer Überraschung war es Lenn, der sich in die Bresche warf. »Na, na, na, wir wollen keinen Ärger machen. Wir können nicht immer für jeden bürgen, den wir mehr oder minder absichtlich zu euch bringen, aber wenn es nicht anders zu regeln ist, bezahle ich das, was fehlt.«
    Â»Sechzehn Taler noch!« verlangte Caliell zornig. Ihre Schminke war verlaufen, ihr Haar zerzaust. Wie eine bleiche Theatergestalt sah sie aus.
    Lenn zahlte ihr tatsächlich sechzehn Taler auf die Hand, dann war auch Luelia zufrieden. Lenn und Berino wurden mit Küßchen verabschiedet, Bestar half dem noch wackeligen Eljazokad beim Aussteigen.
    Â»Du schuldest mir noch sechzehn Taler, Freundchen!« funkelte Lenn den Klippenwälder an.
    Â»Ich weiß«, sagte dieser eingeschüchtert und verwirrt. Bestar sah aus, als wäre er kurz davor, in Tränen auszubrechen. »Ich … hatte ja keine Ahnung … sie hat nichts gesagt von … Rodraeg wird dir das Geld geben, ganz bestimmt.«
    Mit den Worten »Du kannst es mir dann ja vom nächsten Lohn abziehen« regelte Bestar diese Angelegenheit mit Rodraeg, der zähneknirschend sechzehn Taler aus seiner Reisebarschaft herausrückte, die jetzt auch schon auf vierzig Taler zusammengeschrumpft war. Bestar gab das Geld an Lenn weiter, der zufrieden grunzte.
    Â»Hast du wenigstens ein wenig das Gefühl, uns alle übers Ohr gehauen zu haben?« fragte Rodraeg Bestar, nachdem sie weitergefahren waren.
    Der Klippenwälder saß mit verschränkten Armen auf der Ladefläche wie

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