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Das vergessene Zepter

Das vergessene Zepter

Titel: Das vergessene Zepter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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biegt, die vorher gerade waren. Eljazokad kommt mühsam auf die Beine und rennt durch dunkle Melasse. Ein stechender Geruch nach Hagebutten und Juckpulver.
    Die Stadt schnappt über.
    Â»Was machst du denn hier?« fragt eine schöne Frau mit silbernen Augen, die Eljazokad noch nie zuvor gesehen hat. »Du solltest doch längst tot sein.«
    ein zwischenraum
    Â»Eljazokad!«
    Sie sammeln sich um den am Boden liegenden Magier, der schwer atmet, sich anfangs gegen die Zuwendungen wehrt, dann erst sich beruhigt. Bestar sieht sich staunend um. Eine kleine Kammer, glänzend wie sein Bernstein. Wo ist der Habicht hin?
    Â»Wie war es bei dir?« fragt Rodraeg den sich langsam aufrichtenden Eljazokad. »Bei uns war es sehr kurios. Eine Ansammlung von Erinnerungen an das erste Treffen des Mammuts, aber alles war ganz anders. Die Personen stimmten nicht, Hellas war dabei, obwohl er in Wirklichkeit noch nicht dabei war. Migal fehlte, bis auf einen kurzen Augenblick.« Rodraeg stutzte. »Sagt mal, habt ihr eigentlich dasselbe gesehen wie ich?«
    Bestar zuckte die Schultern. »Ich habe mich andauernd verwandelt, und du wurdest dick und alt und König.«
    Â»Und ich habe dauernd herumgeschossen wie ein Blödmann«, ärgerte sich Hellas. »Das kann nicht meine Erinnerung gewesen sein, das muß deine Wahrnehmung von mir sein.«
    Â»Ich glaube, daß alles vermengt wurde«, sagte Rodraeg. »Alles, was wir bislang erlebt haben. Aber es gab auch neue Aspekte. Warum erhielt ich eine Krone? Warum war Eljazokad nur ein Bestandteil von Bestars Verwandlungen?« Er dachte kurz nach. »Habt ihr eigentlich den Mann gesehen, der mir die Krone aufgesetzt hat?«
    Bestar und Hellas nickten.
    Â»Das war Ryot Melron. Der Vater von Naenns Kind. Jetzt wißt ihr, wie er aussieht. Falls ihr ihm begegnet, in Tyrngan zum Beispiel – haltet ihn fest.«
    Wieder nickten die beiden. Dann wandten sie sich alle Eljazokad zu, dessen Atmen sich wieder gemäßigt hatte.
    Â»Bei mir war es …«, versuchte er in Worte zu fassen, »einfach nur schrecklich. Ich habe Affen gesehen und Dunkelheit. Ich flüchtete vor Schatten und Verfolgung. Alles war verrückt. Ich hatte das merkwürdige Gefühl, daß die Bedrohung gar nicht mich betrifft, aber alles um mich her, selbst den Boden unter meinen Füßen. Immerhin … am Ende durfte ich eine ausgesprochen schöne Frau erblicken.«
    Â»War das Stadtschiff von Tengan wieder dabei?« fragte Rodraeg.
    Â»Nein. Seltsam eigentlich. Kein Stadtschiff. Keine Mandelaugen. Kein Mammut. Niemand von euch. Ich erkannte nichts.«
    Â»Weil du den Weg der Tsekoh gegangen bist«, vermutete Hellas. »Menschen spielen dort vielleicht keine Rolle.«
    Â»Während bei uns alle möglichen Völker auftauchten«, sagte Bestar. »Und manche Sachen sogar lustig waren. Der dicke Rodraeg!«
    Â»Jedenfalls … habt ihr recht gehabt«, ächzte der Magier. »Der Weg der Tsekoh ist für einen Menschen nicht beschreitbar. Zu fremdartig ist das alles.«
    Â»Geht … weiter … zurück!«
    Sie blickten sich an. Die Stimme in ihren Köpfen. Sie hatten sie alle vernommen.
    Neue Türen bildeten sich ab im goldenen Glosen der Bernsteinwände. Es schienen zuerst vier zu sein, dann schoben sie sich ineinander wie Spielkarten. Jetzt war da nur noch eine einzige Tür, und da die vier Menschen ohnehin nicht wußten, aus welcher Richtung sie gekommen waren, gingen sie hindurch.
    der weiteren menschen weg
    Beim Betreten hatten sie das Gefühl, in das vorderste von vier transparent hintereinandergeschachtelten Zimmern zu geraten. Die hinteren waren noch sichtbar, verblaßten jedoch, als das Innenleben des vordersten Raumes aus den Schatten hervortrat.
    Dies war mehr als ein Zimmer. Dies war zuerst eine Landschaft, ein schwindelerregender Vogelflug, dann ein Haus, dann das Innere des Hauses.
    Die glitzernde Oberfläche des Delphiorsees. Somnicke mit dem bunten Zierturm, dann weiter südlich am Seeufer entlang. Ein Dorf im wirtschaftlichen Schatten der Hauptstadt, ungepflegt und unbedeutend. Eine winzige Hütte, schief, nur notdürftig geflickt. Innen spielen acht schreiende Kinder im Unrat. Fünf Mädchen und drei Jungen. Die Mutter trinkt und redet mit krächzender Stimme Unsinn. Ihre Worte klingen wie: »Kivut riu urb tritz gao.« Sie weist ihre Kinder übermäßig laut zurecht,

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