Das vergessene Zepter
sie zu betreten, müÃt ihr Höhle werden. Um sie zu verstehen, müÃt ihr alt werden. Um sie zu durchmessen, müÃt ihr Riesen werden. Um sie zu meistern, müÃt ihr König werden. Um mir zu glauben, müÃt ihr geboren werden. Wählt einen der sieben Wege.«
der sieben wesen wege
Sie blickten sich um. Das Dunkel um sie her wich einem mildgestimmten Glimmen, das golden war und staunen machte. Sie befanden sich in einer kreisrunden, mit Tropfsteinen behängten Kuppel. Gegenüber dem jetzt verschlossenen Doppelflügeltor nach drauÃen bildeten sich sieben Türen ab, die wie aufgemalt aussahen. Sie waren schmal, aber hoch genug für einen Riesen.
»Wählt mit Leid«, sagte die Stimme, oder vielleicht sagte sie auch: »Wählt Mitleid.« Auf jeden Fall sagte sie dann noch: »Wählt Mitleben.«
Auf den Türen leuchteten goldene Symbole auf.
Die erste Tür: ein Riese.
Die zweite Tür: ein Schmetterling.
Die dritte Tür: ein Maulwurf.
Die vierte Tür: eine Spinne.
Die fünfte Tür: ein Ãffchen.
Die sechste Tür: ein Mensch.
Die siebte Tür: ein Schattengebilde.
Im Zenit der Kuppel war ein mattes Sonnensymbol mit sieben Zacken zu erkennen, vielleicht war es auch eine Art Windrose. Als Rodraeg nach oben schaute, hatte er das Gefühl, die Helligkeit der Sonne zu sehen, aber wenn er den Blick auch nur einen Deut abwandte, strahlte dort oben nichts.
»Müssen wir alle durch ein und dasselbe Tor gehen«, fragte Hellas ihn, »oder sollten wir versuchen, so viele Aspekte wie möglich abzudecken?«
»Welche vier würdest du wählen?« fragte Rodraeg zurück.
»Hm. Wenn der Maulwurf für die Untergrundmenschen steht, würde ich sagen: ein Riese, ein Schmetterling, ein Maulwurf und ein Mensch. Das sind die vier Völker, die uns geleitet und hierhergeschickt haben.«
»Aber wer von uns nimmt welchen Weg? Wer soll den Riesen mimen, wer den Schmetterling? Ich fürchte, daà wir überheblich wären, wenn wir gleich vier Wege auf uns nähmen.« Rodraeg hustete hinter vorgehaltener Hand. »Auch sind wir ja nicht vier Einzelpersonen, sondern das Mammut. Das sollten wir der Höhle so deutlich wie möglich machen. LaÃt uns zusammenbleiben.«
»Ein Mammut ist gar nicht aufgezeichnet«, schmollte Bestar.
»Diese Höhle ist eben nicht für Rüsseltiere erbaut worden«, erklärte ihm Hellas.
»Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, Rodraeg«, sagte Eljazokad. »Du willst, daà wir alle durch die Menschentür gehen. Aber die Stimme sagte: âºWählt Mitlebenâ¹. Was ist, wenn wir also eine Tür aussuchen sollen, zu der wir uns bewuÃt hinwenden? Das würde bedeuten, die Höhle erwartet von uns, daà wir die Riesentür wählen.«
»Oder ich müÃte die Schmetterlingstür wählen«, lächelte Rodraeg. »Die Sache ist komplizierter, als sie zuerst erscheint.«
»Es kann ebenfalls sein«, fuhr Eljazokad fort, »daà wir etwas über die Tsekoh lernen könnten, wenn wir die Tür des Schattenwesens wählten. Vielleicht sollten wir uns für Tsekoh und Affenmenschen und Spinnenmenschen entscheiden, weil gerade das die Völker sind, über die wir am wenigsten wissen. Mit denen wir am wenigsten Mitleid haben.«
»Die Stimme, die wir wohl alle gehört haben, sagte, wir müssen Riesen werden«, rief Hellas in Erinnerung. »Also sollten wir den Riesenweg beschreiten.«
»Aber wir sind keine Riesen«, beharrte Rodraeg. »Ich glaube, daà es hier immer noch um uns geht und darum, wer wir sind. Und ob wir bereit sind. Wir sind lediglich Menschen, und wir sollten nicht so tun, als seien wir mehr.«
»Jeder Idiot würde durch die Menschentür gehen!« ereiferte sich Hellas. »Bestar, sag uns: Wo würdest du reingehen?«
»Durch die Riesentür«, antwortete Bestar, »und ich bin kein Idiot!«
»Das habe ich nicht gesagt, aber ein Klippenwälder denkt geradlinig, genau so geradlinig, wie ein Grabräuber denken würde.«
»Hört auf damit«, sagte Rodraeg. »Die Höhle erfährt alles über uns, sogar, wie in unserem Viereck die Spannungslinien verlaufen. Die Höhle ist in unseren Köpfen, spricht von innen heraus mit uns. Wir können nichts verbergen.«
»Aber wir könnten etwas lernen«, schlug Eljazokad noch einmal
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