Das Verhängnis der Jedi-Ritter 07 - Verurteilung
gegenwärtige Gemützverfassung informiert zu sein.«
Corran brachte ein mattes Lächeln zustande. »Wäre die Sache einfach, wäre dafür kein Jedi vonnöten.«
Mehrere Stockwerke höher kam Valin Horn schließlich ein Name in den Sinn: Nam Chorios.
Schon seit Tagen war etwas in seinem Bewusstsein herangewachsen: die Überzeugung, dass er sich irgendwo hinbegeben musste – an einen fernen Ort, wo er er selbst sein konnte, wo er sein Schicksal erfüllen konnte. Mit jeder verstreichenden Stunde wurde sein Gefühl diesbezüglich stärker, deutlicher, klarer.
Und als er jetzt im Hauptspeisesaal des Tempels saß und eine Gabel mit Nerfsteak an seine Lippen hob, stand ihm unvermittelt der genaue Ort vor Augen.
Natürlich kannte er Nam Chorios. Jeder wusste von der Todessaat-Seuche, die vor dreißig Standardjahren den Meridian-Sektor dezimiert hatte. Jeder wusste von den außerordentlichen Bemühungen des Gesundheitsministeriums der Neuen Republik und später der Galaktischen Allianz, die Quelle der Seuche auf diesem schwach beleuchteten kleinen Planeten isoliert zu halten.
Und jetzt wusste er, dass er genau dorthin musste. Er sah seine Schwester an, die ihm gegenübersaß. Sie schenkte ihm ein Lächeln und ein kleines Nicken. Sie wusste ebenfalls Bescheid.
Natürlich konnten sie nicht darüber reden. Hier waren überall Spione. Diese falschen Jedi waren zweifellos immer noch argwöhnisch, ungeachtet des Umstands, dass sie vorgaben, die beiden als welche von ihnen zu akzeptieren, als vertrauenswürdige Mitglieder ihres unterminierten Ordens. Daher hatten Valin und Jysella kein einziges Wort verloren, das ihre Kidnapper und Beobachter hätte wissen lassen, dass die beiden begriffen, was wirklich vorging.
Aber was sollten sie jetzt tun? Der beste Weg, von Coruscant zu entkommen, waren StealthX-Jäger, doch momentan war praktisch jeder Jedi-StealthX im All, auf der Jagd nach den Sith.
Meister Kam Solusar – hager und vom Leben gezeichnet, ein Jedi seit den frühesten Tagen von Luke Skywalkers Schule auf Yavin 4 – kam herüber und blieb am Kopfende ihres Tisches stehen. »Darf ich mich zu euch gesellen?«
Jysella bedachte den älteren Mann mit einem Lächeln, von dem Valin wusste, dass sie es nicht fühlte, und Valin bedeutete ihm mit einer Geste, Platz zu nehmen. »Natürlich.«
Kam setzte sich. Seine Körpersprache strahlte Ungezwungenheit und Zuversicht aus. »Ich habe gerade von Tekli erfahren, dass eure letzten Testergebnisse vorliegen. Es sind keinerlei Nachwirkungen von eurer langwierigen Karbonitgefangenschaft feststellbar.«
Jysella warf Valin einen ermutigenden Blick zu, und Valin antwortete Kam. »Gut zu wissen. Abgesehen davon natürlich, dass das bedeutet, dass unsere Ferien vorüber sind. Zurück an die Arbeit, nehme ich an?«
Kam nickte. »Ich fürchte, ja. Ich habe euch beide für einen Kurierflug nach Corellia eingeteilt. Nichts Dramatisches. Ihr werdet ein Langstreckenshuttle nehmen, um einige Lichtschwertkristalle und Arzneimittel zu unserer dortigen Enklave zu transportieren – nur eine kleine Ladung.«
Valin spürte, wie sich sein Magen zusammenzog. Eine Falle, das war eine Falle!
Es musste eine Falle sein. Für eine derartige Mission brauchte man keine zwei erfahrenen Jedi-Ritter.
Ihm ging das wahrscheinlichste Szenario durch den Kopf. Vermutlich war das Shuttle mit einem Peilsender versehen. Sie rechneten damit, dass Valin und Jysella mit dem Shuttle die Umlaufbahn von Coruscant verließen, dann Kurs auf irgendeinen fernen Punkt setzten, bei dem es sich wahrscheinlich nicht um Corellia handelte, und einen Fluchtversuch unternahmen. Ein Signal an eben jenen Peilsender, der mit dem Bordcomputer des Shuttles verbunden war, würde bis auf das Lebenserhaltungssystem der Fähre alles an Bord abschalten. Die falschen Jedi würden kommen und sie in dem Wissen, dass Valin und Jysella doch nicht »ausgetauscht« worden waren, erneut gefangen nehmen – oder sie töten.
Das alles war so offensichtlich, dass nur jemand Verrücktes unbekümmert in diese Falle tappen würde. Glaubten diese Blender etwa, Valin und Jysella seien verrückt oder besäßen ein eingeschränktes Denkvermögen? Das war beleidigend.
Oder vielleicht rechnete man damit, dass er und seine Schwester den Köder nicht schlucken würden, eben weil er so offensichtlich war – aber falls dem so war, was sollte das Ganze dann? Valins Gedanken kreisten angestrengt, als er sich vorzustellen versuchte, wovon seine Feinde ausgingen,
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