Das Verhaengnis Thriller
Jeff.
»Doch. Natürlich.«
»Dann vertrau mir auch, wenn ich dir sage, dass alles gut wird. Ich werde nicht zulassen, dass er dir noch einmal wehtut.«
»Versprichst du das?«, flehte Suzy.
»Das verspreche ich«, sagte Jeff, küsste ihre geschlossenen Augen und wiegte sie sanft in den Armen, bis er spürte, wie sich ihr Körper entspannte. Nach einer Weile wurde ihr Atem ruhiger und gleichmäßiger. Jeff wartete noch ein paar Minuten, bis er sich sicher war, dass sie eingeschlafen war, bevor er aufstand, Suzys Kopf behutsam auf ein Kissen bettete, das Handy aus der Tasche zog und damit ins Bad ging. Er wählte Toms Nummer, aber es war noch immer besetzt. »Scheiße«, murmelte er. »Ruf mich an. Es ist wichtig«, erklärte er Toms Mailbox. Dann rief er Kristin an und seufzte erleichtert, als sie das Telefon abnahm. »Gut. Ich hatte Angst, dass du schon bei der Arbeit bist«, sagte er, als sie sich meldete.
»Ich war gerade auf dem Weg zur Tür. Bist du noch in Buffalo?«
»Nein, ich bin hier. In Miami.«
»Das verstehe ich nicht. Warum bist du nicht zu Hause? Wo bist du?«
»Zimmer 119 im Southern Comfort Motel in der Nähe des Flughafens.«
»Was? Warum, um Himmels willen?«
»Ich bin mit Suzy hier.«
Kristin schwieg. »Was ist los, Jeff?«, fragte sie dann.
Jeff berichtete knapp, dass Suzy ihn am Flughafen erwartet hatte, als er in Miami gelandet war, dass Dave sie erneut, diesmal mit einem Gürtel geschlagen hatte und dass er, Jeff, sie in ein Motel gebracht hatte, damit Dave sie nicht fand, wo sie erschöpft eingeschlafen sei. Dass er vorher mit Suzy geschlafen hatte, ließ er aus, obwohl er den Verdacht hatte, dass Kristin längst ihre eigenen Schlüsse gezogen und ihre Frage auch so gemeint hatte.
»Was willst du jetzt machen?«
»Ich weiß nicht genau«, log Jeff, weil es keinen Grund gab, Kristin mehr zu erzählen, als sie wissen musste. Wenn seine Rechnung nicht aufging, war es das Beste, möglichst wenig Leute mit hineinzuziehen. »Hast du Tom gesehen?«
»Schon seit ein paar Tagen nicht. Warum?«
»Ich muss mit ihm reden. Bei ihm ist ständig besetzt, und er reagiert auch nicht auf Nachrichten.«
»Der taucht schon wieder auf. Was sagt man noch über falsche Fünfziger?«
Jeff strich sich zunehmend frustriert durchs Haar. Falsche Fünfziger waren genau das, was er jetzt gebrauchen konnte. »Ist mein Bruder da?«
»Ich habe ihn den ganzen Tag noch nicht gesehen.«
»Mist. Er muss etwas für mich erledigen.«
»Wahrscheinlich erreichst du ihn auf dem Handy.«
»Hast du die Nummer?«
»Irgendwo schon.« Kristin fand einen Zettel mit Wills Nummer und las sie Jeff vor.
»Okay, hör zu«, sagte er, nachdem er sich die Nummer gemerkt hatte. »Vielleicht muss ich dich später noch mal erreichen. Kannst du Joe sagen, dass ich eventuell anrufe und dass er keine Schikanen machen soll?«
»Sollte ich mir Sorgen machen?«, fragte Kristin.
»Nein«, antwortete Jeff. »Kein Grund zur Sorge. Alles wird gut.«
Kristin legte auf und blieb ein paar Minuten ins Leere starrend in der Küche stehen. Sie wusste, dass irgendetwas passieren würde, obwohl sie sich nicht sicher war, was. Aber sie kannte Jeff gut genug, um zu wissen, dass er irgendetwas plante, und was immer es war, es würde eher früher als später geschehen, vielleicht sogar schon heute Abend.
Sie betrachtete den Zettel in der Hand und rezitierte stumm Wills Handynummer. Was wolle Jeff von seinem Bruder, und wo war Will den ganzen Tag gewesen? Als sie am Morgen aufgewacht war, hatte er die Wohnung schon verlassen.
Zunächst hatte sie gedacht, er wäre womöglich endgültig abgereist und säße schon in einem Flieger nach Buffalo. Sie hatte sich sogar gefragt, ob er in der Luft den Kurs von Jeffs Flugzeug kreuzen würde. Aber dann hatte sie nachgesehen und festgestellt, dass sein Koffer und seine Kleidung noch da waren, sodass er vermutlich nur irgendwo herumlief, versuchte, einen klaren Kopf zu bekommen und seine Gedanken zu ordnen. Sie hatte ein schlechtes Gewissen wegen dem, was in der vergangenen Nacht passiert war oder beinahe passiert wäre , wie sie sich rasch verbesserte, bevor sie den Gedanken ebenso rasch beiseiteschob. Schuld war ein sinnloses Gefühl, erinnerte sie sich. Damit erreichte man nichts und tat nie jemandem etwas Gutes. Außerdem war es für Schuldgefühle längst zu spät.
Es war Zeit, nach vorne zu schauen.
Will saß auf einer Bank am Strand und sah zu, wie die Wellen an Land rollten, in einem endlosen
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