Das Verhaengnis Thriller
Geschichte. Dann sollte man alles stehen und liegen lassen und ihm folgen, wohin zum Henker er wollte.
Einmal in die Hölle und zurück, dachte Tom in bitterer Erinnerung an Afghanistan.
»Ist das eine Pistole?«, fragte Cinnamon mit brechender Stimme.
»Was?« Selbst im Dunkeln erkannte Tom das Entsetzen in ihrem Gesicht, als sie rückwärts zur Tür ging. »Das?« Er schwenkte die Waffe hin und her. »Das ist nur ein Spielzeug. Ich schwöre es. Hey, warte. Geh nicht.«
»Mit wem redest du?«, wollte Jeff wissen.
»Warte eine Sekunde. Scheiße!«, rief er, als Cinnamon aus dem Haus geflohen war. »Verdammt, Mann. Sie war heiß«, jammerte er ins Telefon. »Du hast sie verscheucht.«
»Tom, hör mir zu«, erklärte Jeff ihm. »Es ist wichtig. Du musst dich konzentrieren.«
Tom ließ sich aufs Sofa fallen und kratzte sich mit dem Lauf der Pistole am Kopf. »Klar. Schieß los. Sieht so aus, als stünde ich ganz zu deiner Verfügung.«
Kapitel 30
Will erinnerte sich daran, wie er Kristin zum ersten Mal gesehen hatte.
Es war fast drei Wochen her, seit er auf der Schwelle seines Bruders aufgetaucht war, mit einem Koffer in der Hand, unsicher, wie Jeff reagieren würde. Würde er froh sein, ihn zu sehen, oder wütend, dass er gekommen war? Würde er einen Blick auf ihn werfen und ihn wieder fortschicken? Würde er ihn nach all den Jahren überhaupt erkennen?
Und dann wurde die Tür geöffnet, und vor ihm stand eine blonde Amazone in einem kurzen schwarzen Rock und einer Leopardenmuster-Bluse, die ein strahlendes Lächeln aufgelegt, ihr langes Haar von einer auf die andere Schulter geworfen, ihn mit leuchtend grünen Augen eindringlich gemustert und hineingebeten hatte. »Du bist Will, stimmt’s?«, hatte sie gefragt, und seine Furcht war sofort wie weggeblasen.
Und jetzt stand er wieder ängstlich und mit pochendem Herzen vor derselben Tür und lauschte auf Schritte in der Wohnung. Wenn er einen Wunsch freihätte, dachte er, als er die Tür öffnete, würde er sich wünschen, dass Kristin schon zur Arbeit aufgebrochen war. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen. Noch nicht. Nicht nach dem Debakel der vergangenen Nacht.
»Kristin«, rief er erst zögernd, dann lauter und mutiger. »Kristin. Bist du hier?« Er sah auf die Uhr. Kurz nach halb sieben. Sie war längst weg, stellte er mit einem vernehmlichen Seufzer fest und ging durchs Wohnzimmer ins Schlafzimmer. »Kristin?«, rief er zur Sicherheit noch einmal. »Bist du da?«
Das Schlafzimmer war leer, das Bett ordentlich gemacht, jede Spur von ihm getilgt. Als ob die letzte Nacht nie passiert wäre, dachte Will. Als ob es ihn gar nicht geben würde.
Er roch einen Hauch von Kristins Shampoo und fuhr herum, als erwartete er, sie in der Tür stehen zu sehen, die Haare in ein flauschiges weißes Handtuch gewickelt, in ihrem offenen pinkfarbenen Morgenmantel, der eine quälende Ahnung davon preisgab, was er verhüllte. Er erinnert sich an ihren Körper in seinen Armen, ihre einladend weiche Haut. Nein. Nein. Ich kann nicht , hörte er sie sagen. Tut mir leid. Ich kann einfach nicht .
»Okay, das reicht«, sagte Will laut, um solche Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen, als er zum Nachttisch neben dem Bett ging.
Die Pistole lag hinten in der obersten Schublade, genau wie Jeff gesagt hatte. Wills Hand zitterte, als seine Finger sich um ihren Lauf schlossen, und sie bebte sogar noch mehr, als er die kleine Waffe herausnahm und in der Hand drehte. Außer in Filmen oder im Fernsehen hatte er noch nie eine echte Pistole gesehen und sie schon gar nicht berührt oder in der Hand gehalten. Seine Mutter hatte strikt verboten, dass auch nur Spielzeugpistolen ins Haus kamen.
»Aber Jungs bleiben Jungs«, murmelte Will, legte die Waffe von der rechten in die linke Hand und wieder zurück. Ihr Gewicht überraschte ihn. Genauso wie das unerwartete Gefühl von Macht, das seinen Körper durchströmte. Er sah sein Bild in dem Spiegel über der Kommode und wurde rot, als er seinen aufgeregten Gesichtsausdruck bemerkte. Was zum Teufel wollte Jeff mit einer Pistole, fragte er sich, obwohl er die Antwort schon wusste.
Jeff wollte mit der Waffe Dave Bigelow töten.
Und er erwartete, dass Will sein Komplize sein würde.
Nein, nicht sein Komplize, korrigierte Will seine Wortwahl. Für Jeff war sein kleiner Bruder nicht mehr als ein Botenjunge. Okay, dachte er, das ist alles, wozu ich tauge. Ein Laufbursche. Einer, der Unterstützung und Vorschub leistet, ohne die dreckige Arbeit
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