Das Verhaengnis Thriller
irgendwo hinzugehen.«
Sie nickte.
»Ich habe mir ehrlich gesagt sogar überlegt, ein paar Tage freizunehmen, um mich zu Hause um mein Mädchen zu kümmern.«
»Geht das denn?«, fragte Suzy schwach.
Seine Antwort ließ sie mehr frösteln als das Eis in ihrer Hand. »Ich kann machen, was ich will«, sagte er.
»Ich dachte bloß, weil du neu am Miami General bist …«
»Die glauben, ich wäre auf diesem blöden Kongress«, erinnerte er sie. »Außerdem frage ich dich: Was ist wichtiger, mein Job oder meine Frau?«
Suzy schwieg.
»Ich habe dich etwas gefragt.«
»Tut mir leid, ich dachte nicht …«
»Du dachtest, meine Frage wäre einer Antwort nicht würdig?«
»Ich dachte, sie wäre … rhetorisch.«
»Rhetorisch«, wiederholte er und zog die Augenbrauen hoch. »Gutes Wort, Suzy. Ich bin beeindruckt. Wenn mich das nächste Mal jemand fragt, warum ein erfolgreicher, gut aussehender Arzt mit einer dürren Highschool-Abbrecherin verheiratet ist, werde ich einfach zurückfragen, ob das rhetorisch gemeint ist. Das sollte ihm das Maul stopfen. Halt das Eis an deine Wange. So ist’s brav.« Er lehnte seinen Kopf an ihren und vergrub sein Gesicht in ihrem Haar. »Hmm. Du riechst so gut.«
»Danke.«
»Frisch und sauber. Was ist das? Ivory-Seife?«
Sie nickte.
»Wie war dein Bad?«
»Gut.«
»Nicht zu heiß?«
»Nein.«
»Gut. Man sollte nicht zu heiß baden. Das ist ungesund.«
»Es war nicht zu heiß.«
»Ich hab das Malheur im Wohnzimmer sauber gemacht.«
Das Malheur im Wohnzimmer, dachte Suzy. Als ob es ein Unfall gewesen wäre. Als ob er nichts damit zu tun hätte. »Danke.«
»Wir müssen eine neue Lampe kaufen.«
Sie nickte.
»Ich werde es von deinem Haushaltsgeld abziehen müs sen.«
»Selbstverständlich.«
»Klingt ohnehin so, als würde ich dir zu viel geben. Wenn du dir mitternächtliche Kinobesuche und Lokale wie das Wild Zone leisten kannst.«
Suzy erstarrte am ganzen Körper. Das Wild Zone war der letzte Ort, auf den sie mit ihm zurückkommen wollte. Sie drehte sich in seinen Armen, hob den Kopf und schürzte die Lippen in der Hoffnung, ihn abzulenken. Sie dachte an Will und die süße Zögerlichkeit seines Kusses, als ihr Mann seinen Mund fest auf ihren presste. Anfangs waren Daves Küsse natürlich genauso süß gewesen, genauso zärtlich, erinnerte sie sich. Genauso weich. So weich und tröstend wie seine Stimme, als sie sich zum ersten Mal begegnet waren.
»Das ist Dr. Bigelow«, hatte die Schwester gesagt. »Er hat sich die Röntgenbilder Ihrer Mutter angesehen. Er würde gern mit Ihnen sprechen, wenn Sie einen Moment Zeit haben.«
»Allein«, hatte Dr. Bigelow mit leiser Autorität hinzugefügt. »Bevor Ihr Vater kommt.«
»Stimmt irgendwas nicht?«, hatte sie gefragt und gedacht, dass er auf eine intellektuelle Art attraktiv aussah. Dunkle lockige Haare, hohe Stirn, kräftige Nase, schöner Mund. Erstaunlich lange Wimpern, die blassblaue Augen rahmten. Gütige Augen, hatte sie gedacht.
Er hatte ihren Ellbogen gefasst und sie behutsam aus dem Krankenhauszimmer ihrer Mutter in den Flur geführt.
»Das sollten Sie mir sagen.«
»Ich verstehe nicht«, sagte sie, obwohl sie es nur zu gut verstand.
»Wie hat Ihre Mutter ihre Verletzungen erlitten?«
»Das habe ich den anderen Ärzten schon erzählt. Sie hat den Hund ausgeführt, sich in der Leine verheddert, ist mit dem Gesicht zuerst auf die Straße gefallen und hat sich den Kopf am Rinnstein gestoßen.«
»Waren Sie bei dem Sturz dabei?«
»Nein. Sie hat es uns erzählt, als sie nach Hause gekommen ist.«
»Uns?«
»Mein Vater und ich.«
»Meinem Vater und mir «, verbesserte er sie und lächelte einfältig. »Tut mir leid. Das ist so ein kleiner Tick von mir. Sie würden ja auch nicht sagen: ›Sie hat es ich erzählt, als sie nach Hause gekommen ist.‹ Ich dachte, Ihr Vater wäre bei der Arbeit gewesen«, fuhr er im selben Atemzug fort.
»Was?«
»Sie haben den Ärzten bei der Aufnahme erzählt, Ihr Vater sei zum Zeitpunkt des Unfalls Ihrer Mutter bei der Arbeit gewesen und wisse nichts darüber.«
»Genau. Das war er auch. Er weiß nichts. Er hatte nichts damit zu tun.«
»Das habe ich auch gar nicht behauptet. Wollten Sie mir das sagen?«
»Was? Nein. Sie bringen mich durcheinander.«
»Tut mir leid … Miss Carson, oder?«, fragte er mit einem Blick auf die Krankenakte ihrer Mutter. »Suzy?«, fragte er sanft, als sei ihr Name ein Hauch von Zuckerwatte. »Warum erzählen Sie mir nicht, was passiert
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