Das Verhaengnis Thriller
kämpfte sich durch die schwüle Luft bis zu der scheußlich lila gestrichenen Haustür. Als er nach seinem Schlüssel tastete, schweiften seine Gedanken zurück zu den geschmackvollen, hellbraunen Bungalows von Coral Gables. Wer strich eine Haustür lila, fragte er sich, als er den Schlüssel im Schloss drehte, das schnappend aufsprang.
»Lila bringt angeblich Glück«, hörte er Lainey sagen und trat – auf alles gefasst – über die Schwelle. Es war Lainey durchaus zuzutrauen, im Dunkeln mit Vorwürfen über ihn herzufallen, die ihm wie Kugeln um die Ohren pfiffen, während sie ihm von Zimmer zu Zimmer folgte, ihre Stimme wie das Heulen eines ferngesteuerten Geschosses, das sich seinem anvisierten Ziel näherte.
Aber niemand lauerte ihm auf, als er in den winzigen Flur trat, niemand wartete darauf, ihm den Kopf abzuschlagen, als er ihn wie eine Schildkröte spähend ins Wohnzimmer reckte. Er ließ sich auf die erstbeste Sitzgelegenheit fallen und starrte auf die Stelle, wo der Plasmafernseher gestanden hatte. Nachdem er mehrere Minuten lang vergeblich versucht hatte, es sich in dem zu kleinen Sessel mit dem geblümten Bezug bequem zu machen, stand er auf. Er hatte den Raum nie gemocht, sich nie an die gebrauchten Möbel von Laineys Eltern gewöhnt.
Er ging die Treppe hinauf und zuckte bei jedem Knacken zusammen.
Irgendwas stimmte nicht, merkte er, als er den oberen Treppenabsatz erreicht hatte und einen Moment lang wie angewurzelt stehen blieb, kaum atmend, die Muskeln voll angespannt. Er wusste erst nicht, was es war, bis es ihm plötzlich aufging – es war zu still.
Sein Blick schoss zur Decke, als befürchtete er, dass eine Bombe vom Himmel fallen könnte. Er zog seine Pistole aus dem Gürtel und hielt sie gezückt vor sich, als er, imaginären Landminen ausweichend, den schmalen Flur hinunterging, während hinter ihm Geschosse explodierten.
Die Türen der Kinderzimmer standen offen, was ungewöhnlich war. Wollte Lainey nicht, dass sie immer zu waren? Er schlich auf Zehenspitzen in Codys Zimmer, trat behutsam ans Bettchen seines Sohnes und lauschte nach dem beruhigenden Geräusch seines Atems.
Er hörte nichts.
Er sah nichts.
Selbst im Dunkeln erkannte er, dass sein Sohn nicht da war.
Was war hier los, fragte Tom sich, rannte ins nächste Zimmer und sah mit einem Blick das leere Bett seiner Tochter, den deutlichen Abdruck ihres Körpers auf dem rosa gestreiften Laken, als ob jemand sie mitten in der Nacht geweckt und weggebracht hätte.
Tom rannte den Flur hinunter ins Schlafzimmer und machte die Deckenlampe an. Als er das ordentlich gemachte Bett sah, gefror ihm der Atem. Er schlug mit der Faust gegen die blassviolette Wand und musste sich endlich eingestehen, was er von Anfang an gewusst hatte.
Lainey hatte ihn mit den Kindern verlassen. Sie war weg.
Und wenn er nicht zwei Stunden lang dieser blöden Schlampe aus der Bar gefolgt wäre, wäre er vielleicht rechtzeitig zu Hause gewesen, um sie daran zu hindern. Diese verdammte Suzy, dachte er und sah vor seinem inneren Auge, wie sie langsam auf den Mann zuging, der bedrohlich an der Haustür wartete.
Das war alles ihre Schuld.
»Komm her«, sagte Dave sanft, lächelte Suzy an, klopfte auf den Platz neben sich in dem großen Ehebett und schlug einladend die Decke auf. Sein Oberkörper war nackt, seine gebräunte Brust hob und senkte sich mit seinem ruhigen Atem.
Suzy stand unsicher in der Tür. Ihr feuchtes Haar fiel auf die Schultern ihres hellrosafarbenen Frotteebademantels, ihre Zehen klammerten sich in den dicken weißen Teppich und wollten nicht loslassen.
»Komm«, sagte er, leise, tröstend und voller Nachsicht, als ob sie diejenige wäre, die etwas falsch gemacht hatte.
Sie machte ein paar zögernde Schritte.
»Hast du das Eis mitgebracht?«, fragte er.
Suzy hielt ihre verletzte Hand hoch und zeigte den Beutel mit Eiswürfeln, den sie auf seine Anweisung aus dem Eisfach des Kühlschranks geholt hatte.
»Gut. Und jetzt komm ins Bett. Lass mal sehen, was wir da haben.«
Als ob er es nicht ganz genau wüsste, dachte Suzy und kroch neben ihm ins Bett. Als ob er nicht dafür verantwortlich wäre. Sie zuckte, als er nach ihrem Kinn griff und es von oben bis unten abtastete, als würde er eine Handwerksarbeit begutachten.
»So schlimm ist es nicht«, bemerkte er leidenschaftslos. »Mit ein bisschen Eis sollte die Schwellung rasch abklingen. Und den Rest kann man überschminken. Obwohl ich dir davon abraten würde, in nächster Zeit
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