Das Verhaengnis Thriller
der Küche warte?«
Sie schüttelte den Kopf und ließ das Telefon in ihren Schoß sinken. »Ich will, dass du mich küsst«, sagte sie. »So wie neulich abends.«
Im nächsten Moment lag sie in seinen Armen, seine Lippen streiften behutsam die ihren, ängstlich, zu viel Druck auf ihren geschwollenen Mund auszuüben.
»Keine Angst«, flüsterte sie. »Ich bin nicht zerbrechlich.«
Will küsste sie noch einmal, fester, inniger. Wieder drängten sich die ersten Takte von Beethovens »Freude, schöner Götterfunken« zwischen sie.
Widerwillig löste Suzy sich aus Wills Armen, obwohl er sie weiter festhielt. Sie lächelte ihr trauriges Lächeln und klappte das Handy auf. »Hi«, sagte sie.
»Wo bist du?«, hörte Will Dave fragen. »Warum hast du so lange gebraucht, um dranzugehen?«
»Ich bin auf dem Weg zum Supermarkt«, log Suzy. »Es hat eine Sekunde gedauert, bis ich mein Handy gefunden hatte.«
»Bist du sicher?«
Suzys Blick zuckte zum Fenster, als könnte Dave dort stehen und hineinblicken. Will sprang auf, ging zur Wohnungstür, öffnete sie, trat ein paar Schritte auf den Flur und kehrte kopfschüttelnd zurück. Draußen war niemand.
»Natürlich bin ich sicher. Ich hab mir überlegt, zum Abendessen Hühnchen mit Cumberland-Sauce zu machen, und dann hatten wir keinen Johannisbeergelee mehr, also bin ich …«
»Es könnte sein, dass ich heute ein bisschen später komme«, unterbrach er sie.
»Gibt es ein Problem?«
»Sieh zu, dass du das Essen um sieben Uhr fertig hast.«
Dann war die Verbindung ohne ein weiteres Wort unterbrochen.
Suzy stopfte das Handy wieder in ihre Handtasche und blieb ein paar Sekunden reglos mit gesenktem Kopf sitzen, als wäre ihr Atem gefroren. Als sie wieder aufblickte, waren ihre Augen klar, und ein Hauch von Trotz blitzte darin auf. Sie sah Will an. »Ich habe bis sieben Uhr Zeit«, sagte sie.
Kapitel 13
»Bitte, Tom«, sagte Lainey und hob abwehrend die Hände vor die Brust. »Mach keine Szene.«
»Wer macht denn eine Szene?«, fragte Tom und blickte sich demonstrativ um, als wolle er einen potenziellen Störer entdecken. Er sah den jungen Mann an, der die Hände noch immer voller Schaum hatte. Seine schwarzen Augen waren so weit aufgerissen, dass sie drohten seine Stirn zu übernehmen. »Sie müssen Donatello sein. Ich bin Tom, Laineys Mann.« Er streckte die Hand aus.
Der junge Mann schüttelte sie nervös, ohne etwas zu sagen.
»Das ist Carlos«, erklärte Lainey. »Er wäscht Haare. Er spricht kaum Englisch.«
»Wenn das so ist, vamanos , Carlos«, sagte Tom abschätzig.
Carlos sah Lainey an. »Ist schon okay«, erklärte sie ihm nickend.
»Was – brauche ich jetzt schon seine Erlaubnis, um mit meiner Frau zu sprechen?«
»Was willst du, Tom?«, fragte Lainey leise und verächtlich, während Carlos um die geschwungene Wand im Hauptraum des Salons verschwand.
Tom bemerkte, dass die Furcht in ihren dunklen Augen schwand, und ballte frustriert die Fäuste. Für wen hielt sie sich? Ihr nasses Haar klebte an ihrem Kopf wie eine Badekappe und betonte ihre breite Nase. Sie war wohl kaum eine Schönheit, dachte Tom und beobachtete, wie sie die Haare aus dem Gesicht strich und das Seifenwasser, das ihre Wange hinablief, mit der flachen Hand abwischte, als wäre sie sich seines stummen Urteils bewusst. Woher nahm sie sich das Recht, wie konnte sie es wagen , sich so hochnäsig aufzuführen? Wie kam sie darauf, dass sie etwas Besseres war als er? »Du weißt, was ich will«, sagte er.
»Nein, weiß ich nicht. Das habe ich nie gewusst.«
»Was soll das wieder heißen?«
»Das soll heißen, dass ich nicht weiß, was du willst, und auch keine Lust mehr habe, es herauszufinden.«
»Du hast keine Lust mehr, was herauszufinden?«
»Was du willst«, fauchte Lainey ihn offenbar lauter als beabsichtigt an, sodass ihre Stimme von den Wänden zurückprallte und durch den ganzen Salon hallte. Sie senkte das Kinn und starrte auf die schmalen Walnussdielen auf dem Boden. »Lass es uns einfach lassen. Ich bin zu müde, um weiter im Kreis zu laufen.«
»Willst du damit sagen, dass du es leid bist, verheiratet zu sein?«
»Ich bin deine ganze Einstellung leid.«
»Welche Einstellung?«
»Du benutzt unser Haus wie ein Hotel. Du kommst nur, wenn sich nichts Besseres ergibt. Es interessiert dich nicht, wie ich mich fühle. Was ich will, kümmert dich einen Scheißdreck.«
»Das ist Bullshit.«
»Ist es nicht.«
»Ich sage dir, es ist Bullshit«, gab Tom wütend
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