Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Verhaengnis Thriller

Das Verhaengnis Thriller

Titel: Das Verhaengnis Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joy Fielding
Vom Netzwerk:
konzentriert. Ich habe meine Eltern tatsächlich überredet, mir ein unglaublich teures Schlagzeug zu schenken, auf das ich dann von morgens bis abends eingedroschen und alle in den Wahnsinn getrieben habe …«
    »Und?«
    »Und dann hat jemand mit meinen Stöcken Löcher in alle Felle gestochen. Das Set waren komplett ruiniert.«
    »Jeff?«
    »Nein«, sagte Will. »Obwohl das damals alle vermutet haben. Aber es war nicht Jeff.«
    »Wer denn?«
    Will atmete tief ein und langsam wieder aus und spürte ein schmerzhaftes Kratzen in der Luftröhre. »Ich war es selbst«, gab er zu.
    »Du hast dein eigenes Schlagzeug kaputt gemacht?«
    »Ich konnte es nicht mehr sehen. Apropos kein Talent?« Er lachte. »Ich war es leid, Unterricht zu nehmen, zu üben und nie besser zu werden und dabei noch so zu tun, als würde es mir Spaß machen. Aber meine Eltern hatten so viel Geld ausgegeben. Da konnte ich doch nicht einfach aufgeben, oder? Und dann kam ich eines Nachmittags von der Schule nach Hause, meine Eltern waren nicht da, und Jeff saß in meinem Zimmer hinter meinem Schlagzeug und spielte. Und er war super. Perfekt. Für ihn war es mühelos. Wie alles andere auch. Und ich weiß nicht: Ich bin einfach ausgerastet. Ich habe ihn angebrüllt, er solle aus meinem Zimmer verschwinden und nie wieder meine Sachen anrühren, der übliche Kleiner-Bruder-Scheiß, und dann hatte ich, ehe ich mich versah, alle Felle aufgeschlitzt wie ein Monster in einem Horrorfilm. Natürlich haben meine Eltern Jeff dafür verantwortlich gemacht. Und ich war zu feige, die Wahrheit zu beichten.«
    »Hat Jeff nie was gesagt?«
    »Wozu? Er wusste, dass sie ihm eh nicht glauben würden.«
    »Und du hast zugesehen, wie er bestraft wurde?«
    Will ließ den Kopf hängen. Plötzlich war er wieder zwölf Jahre alt und weinte in der Abgeschiedenheit seines Zimmers. Warum hatte er ihr die Geschichte erzählt? Bisher hatte er seine Scham nie jemandem gestanden. »Er hat nie was bekommen, weißt du. Im Gegensatz zu mir. Ich war ›der Auserwählte‹. So hat Jeff mich immer genannt. Und er hatte recht. Ich war der Goldjunge meiner Eltern. Stolz und Freude meiner Mutter. Was immer ich wollte, sie sorgte dafür, dass ich es bekam. Schlagzeug, Basketbälle, Privatschulen, Geld für Princeton.« Er rieb sich die Stirn. »Jeff war wie Aschenbrödel, das Kind, das keiner wollte. Er musste um jeden Krümel betteln. Und dafür war er zu stolz. Er ertrug es genau so lange, wie er musste.«
    »Und dann?«
    »Ist er nach Miami gegangen, hat sein Studium nach ein paar Semestern abgebrochen, sich bei der Armee gemeldet und ist dann Fitnesstrainer geworden. Er hält Kontakt zu seiner Schwester Ellie«, erklärte Will, als er Suzys fragende Miene sah. »Über sie wusste ich, wo ich ihn finde.«
    »Bist du hergekommen, um es wiedergutzumachen?«
    »Ich weiß nicht genau, warum ich gekommen bin.«
    »Hast du schon mit Jeff darüber geredet?«
    »Was gibt es da zu reden? Er weiß es doch schon längst, oder?«
    »Du kannst ihm sagen, dass es dir leidtut«, antwortete Suzy.
    »Ich hab ihn verehrt, weißt du?«, fuhr Will fort, als sei bei ihm ein Ventil geöffnet worden, das er aus eigener Kraft nicht wieder schließen konnte. »Regelrecht vergöttert. Er war alles, was ich sein wollte. Alles, was ich nicht war. Gut aussehend, charismatisch, sportlich, talentiert. Die Mädchen konnten die Hände nicht von ihm lassen. Er musste nur den kleinen Finger krümmen, und sie kamen gerannt. Genau wie ich. Als kleiner Junge bin ich ihm ständig hinterhergerannt, was ihn wahnsinnig gemacht hat. Er schrie mich an, ich solle verschwinden, beschimpfte mich als Trottel und Loser, und ich suhlte mich in seiner Wut. Endlich hatte ich seine Aufmerksamkeit. So sehr, wie er mich hasste, liebte ich ihn. Aber ich hasste ihn auch, hasste ihn für alles, was ich nie sein würde, dafür, dass er meine Liebe nicht erwiderte. Scheiße«, sagte Will, als ihm unerwartet Tränen in die Augen schossen.
    Suzy nahm seine Hand. »Ich denke, du solltest es ihm sagen.«
    Ihre Berührung jagte einen Schauder durch seinen Arm. »Ich denke, du solltest deinen Mann verlassen.«
    Sie lächelte und zog ihre Mundwinkel dabei wieder nach unten statt nach oben.
    Lächeln, Kleiner , hörte er sie sagen, als aus den Tiefen ihrer Handtasche die Melodie von Beethovens »Freude, schöner Götterfunken« ertönte.
    »O Gott. Das ist Dave.« Hastig zog sie ihr Handy aus der Leinentasche. »Ich muss rangehen.«
    »Willst du, dass ich in

Weitere Kostenlose Bücher