Das verhängnisvolle Experiment
einzig und allein der Fesseln wegen.
Manches wurde durch Blossoms Funkspruch deutlicher. Vor allem die Tatsache, daß er und Moreaux in der gleichen Weise vorgegangen waren wie Lannert. Und wenn man an diese drei dachte, durfte man dann Yahiro außer Betracht lassen?
Yahiro war ihnen ähnlich, sehr ähnlich, und das galt nicht nur für das Äußere. Auch wenn die Erziehung des Menschen Yahiro eine andere gewesen war, auch wenn er, was Grundsätzliches anbetraf, anderer Meinung war als sie, es könnte dennoch nicht verwundern, wenn einige seiner Gedankengänge heute mit den ihren zumindest partielle Gemeinsamkeiten aufwiesen.
Er fragte sich, was Yahiro jetzt wohl fühlen mochte, und er bedauerte abermals, daß man ihm keine Regung anzusehen vermochte.
Und er fragte sich auch, wie Haston und Maara Doy diese Niederlage verkraften würden, vor allem um Maara sorgte er sich. Sie saßen nebeneinander, der Professor und seine Assistentin. Mit sich selbst beschäftigt, blickten sie zu Boden.
Hastons Gesicht sah zerfurcht und müde aus, sein Atem ging unregelmäßig, so, als müßte sich der Professor zu jedem Atemzug zwingen. Maara hingegen wirkte äußerlich ruhig wie immer. Man sah ihr nicht an, daß sie bekümmerter war als einer der anderen. Sie hatte wohl längst erkannt, daß sie und Haston einem Phantom nachgelaufen waren. Und innerlich hatte sie wohl auch längst die Konsequenzen gezogen. Ihre Rechte lag auf der des alten Mannes neben ihr, vielleicht versuchte Maara auf diese Weise ein wenig von ihrer Kraft auf Haston zu übertragen.
Peter Mankov blickte auf diese schmale Hand, und er spürte fast etwas wie Neid auf den alten Professor.
20
VAMOS YAHIRO, geboren in Sikotan, Schule, Mechanikerlehre, Studium am Institut für Eiltransporte in Magadan, Pilot für kleine Reisen, Testpilot, Absturz über Orechowka, Umfunktionierung zum Multihom, Berufung als Pilot der Känguruhexpedition, Teilnehmer der ersten Landegruppe der Expedition Procyon 4/2.
An den Verhältnissen hatte der Spruch Blossoms selbstverständlich nichts geändert, allenfalls an der Interpretation der Vorgänge. Und wohl auch an der Stimmung. Die Ereignisse mußten den Menschen in diesem neuen Licht weniger unausweichlich erscheinen, ein Ergebnis, das auf Haston weniger als auf die anderen, auf ihn, Yahiro, jedoch überhaupt nicht zutraf. Obwohl er sich immer wieder einzureden versuchte, daß er anders sei als Lannert, Blossom oder Moreaux, daß die Erziehung Spuren in ihm hinterlassen haben mußte, die auch durch die Umfunktionierung nicht beseitigt worden waren.
Er konnte trotz allem nicht verhindern, daß ihm sein gegenwärtiger Status von Tag zu Tag weniger behagte. Ein Umstand, zu dem auch die verstohlenen Blicke der Gefährten in nicht geringem Maß beitrugen. Er hatte das Gefühl, man beobachtete ihn, versuche jede seiner Handlungen auf ihren potentiellen Gehalt an Gefahren zu überprüfen, man warte auf sein Versagen. Und er fürchtete, daß er irgendwann versagen würde.
Die durch Blossoms Spruch veränderte Sicht auf die Vorgänge hatte Peter Mankov veranlaßt, bereits am Morgen nach der Untersuchung der Känguruh 1 die nächste Expeditionsgruppe in Marsch zu setzen. Als Zielgebiet hatte er die Lichtung der Blauen und die umliegenden Wälder bestimmt. Man hätte ihm vorwerfen können, er versuche einer Begegnung mit den Gelben aus dem Weg zu gehen, aber selbst Vanda Ricanek hatte nicht protestiert, auch nicht dagegen, daß Peter abermals die Leitung selber übernommen hatte.
Langsam ging er vor der Spinne her, deren Stelzen im trockenen Häcksel Geräusche verursachten, als näherte sich ihm ein Steppenbrand. In der Nähe des Waldrandes stieß er auf große Mengen von Tierkadavern, die langsam in der dicken Häckselschicht versanken.
Direkt unter den ersten Bäumen blieb Yahiro stehen und berührte eine der Leichen mit dem Fuß. Es handelte sich um einen kleinen Waran, dessen Körper sich halbkreisförmig gekrümmt hatte. Unter der Berührung zerfiel der Kadaver augenblicklich zu Staub, selbst das Skelett löste sich auf, als hätte es aus trockenem Mehl bestanden. Was blieb, war eine dünne Schicht grauen Pulvers, die, sich langsam ausbreitend, in der gelblichen Schicht aus Pflanzenresten versickerte. Er wiederholte den Versuch mehrmals, und stets geschah das gleiche. Die Leichen flossen auseinander, als hätte der Staub, zu dem sie zerfielen, nur noch durch eine geheimnisvolle Oberflächenspannung seine
Weitere Kostenlose Bücher