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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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ursprüngliche Form bewahrt. Die Reste tauchten mit der gleichen Geschwindigkeit in die Spreu, mit der ein Wassertropfen im Spülsaum des Meeres versickert.
    Dann fiel Yahiro auf, daß die Lage der Tierkadaver ungewöhnlich übereinstimmend war. Sie alle hatten die Köpfe auf das Waldesinnere zu gerichtet, wobei die Körper stets zu einem Halbkreis verkrümmt waren, eine Haltung, die vor allem bei den kleineren Exemplaren deutlich zu erkennen war. Offenbar hatten die Tiere, als die Vibrationen einsetzten, in den Schutz des Waldes flüchten wollen, waren jedoch durch die ungewöhnliche Waffe am Ort festgehalten, getötet und pulverisiert worden. Sosehr er sich auch mühte, das Anlegen menschlicher Maßstäbe zu vermeiden, ihm schien, daß aus der Haltung und Lage der Kadaver auf die Angst und den Schmerz zu schließen wäre, die die Opfer in den letzten Augenblicken ihres Lebens ausgestanden hatten.
    Obwohl er nun wußte, daß die Procyonen am Verschwinden der ersten Känguruhbesatzung keinen oder doch nur einen indirekten Anteil hatten, empfand er angesichts der massenhaft herumliegenden Tierkadaver Lannerts Aversion gegen die Gelben bis zu einem gewissen Grad verständlich.
    Mußte man intelligenzbegabte Wesen, die eine solch entsetzliche Vernichtungsmaschinerie betrieben, die in derart unmoralischer Weise mit Leben umgingen, nicht wirklich für Bestien halten? Er war außerstande, sich überhaupt einen Grund vorzustellen, der solches Tun auch nur annähernd zu rechtfertigen vermochte. Wie anders als Mörder und Ungeheuer sollte man Wesen bezeichnen, deren Handlungen sich auf einen einzigen Komplex reduziert hatten, auf das Beherrschen anderer, notfalls um den Preis des Lebens dieser anderen? Und überhaupt, wer wollte beim derzeitigen Stand der Erkenntnis behaupten, die Vernichtungswut der Beherrscher des Procyon 4 beschränke sich auf Pflanzen und Tiere?
    »Grauenhaft«, hörte er Toria Halsum flüstern. »Ganz entsetzlich!« Ihre Stimme klang gepreßt, so, als litte Toria unter heftiger Atemnot. »Ein Ring des Todes, der sich weiter und immer weiter vergrößert, der eine sich ständig erweiternde Zone der Vernichtung schafft. Furchtbar! Irgendwann wird das hier eine tote Ebene sein, so groß wie ein ganzer Kontinent.«
    »Aber nein!« Das war Mankovs Stimme, ebenfalls leise, aber mit einem unverkennbaren Anflug von Festigkeit. »Du irrst. Denn beim Überfliegen der Ebene dort innerhalb des Ringes, habe ich Pflanzen gesehen. Dieses grasähnliche Gewächs bildet dort weitflächige Wiesen, und weiter im Inneren sind Bäume angepflanzt worden, nicht anders als hier in diesem Wald. Ich glaube, daß im Inneren des Ringes eine großangelegte Rekultivierung stattfindet.«
    »Willst du etwa diejenigen, die das hier zu verantworten haben, auch noch verteidigen?«
    »Nein, das will ich nicht. Aber ich habe gesehen, daß sie bestrebt sind, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen.«
    »Und wozu dann erst diese schrecklichen Zerstörungen?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Mankov nachdenklich. »Darüber grüble ich schon die ganze Zeit. Ich kann mir nicht vorstellen, daß sie es aus bloßer Lust an der Vernichtung tun. Wenn das so wäre, dann hätten sie sich längst schon selbst ausgerottet.«
    Peter blieb Rationalist. An jede Handlung versuchte er das Maß der Vernunft zu legen. Und wenn das keinen Sinn ergeben wollte, dann suchte er den Fehler zuerst bei sich selber. Auf die Idee, die Känguruh 2 könnte diesen Planeten exakt zu Beginn des letzten Aktes im Drama seiner belebten Materie erreicht haben, kam er nicht.
    Ein Gedanke, der so neu nicht war. Man stelle sich vor, Angehörige einer fremden, hochentwickelten Zivilisation betreten die Erde kurz nach Eröffnung der letzten, der endgültigen Auseinandersetzung zwischen den beiden großen Gesellschaftsformationen. Die Hauptstädte der Menschheit präsentieren sich ihnen als rauchende Trümmerstätten, über deren ausgeglühte Ruinen ein heißer Wind streicht, die Atmosphäre weist einen Radiationspegel auf, der jedes Leben binnen weniger Generationen zur Existenzunfähigkeit mutieren muß, die Ströme und Bäche sind stinkende Kloaken, Wege und Straßen übersät mit verwesenden Kadavern. Aus den Meeren taucht hin und wieder eines der letzten T-Schiffe auf, feuert Salven von Kernraketen ab, bläst Wolken von Viruskampfstoffen in den Himmel und versinkt erneut in der Tiefe. Und im Orbit kreisen die automatischen Satellitenstationen, den Leichnam Erde noch immer mit

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