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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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er Peter noch nie sprechen hören. Damals nicht, als sie zusammen Fährdienst flogen, und auch nicht während dieser Expedition. Peter war immer einer von denen gewesen, die sich zu beherrschen wußten. Aber vielleicht gingen die Ereignisse auf Procyon 4 doch über seine Kräfte. Verwunderlich wäre es nach allem, was geschehen war, nicht.
    Er ging, weil er keinen anderen Ausweg sah. Überhaupt keinen. Eins war so gut und so schlecht wie das andere. Ob sie abbrachen oder sich einfroren oder zurückflogen oder ob sie hierblieben und weiterarbeiteten. Auszurichten vermochten sie ohnehin nichts. Weder hier noch dort.
    Immerhin gab es noch einen Trost. Zumindest für ihn. Er würde weder hier noch dort das Ende miterleben müssen. Dies war sein Leben, und er konnte damit tun oder lassen, was er wollte. Sie konnten ihm befehlen, dies oder jenes zu tun, aber sie konnten ihn nicht hindern, die Konsequenzen aus dem Erfahrenen zu ziehen.
     
    Abermals faszinierte ihn das Verhalten der Tiere, die sich ebenso ungewöhnlich gebärdeten wie bei ihrem ersten Marsch durch den Wald. Als sich auch nach zwei Stunden Weges nichts ereignet hatte, was Gefahr verhießen hätte, fühlte er sich zunehmend ruhiger werden.
    Er nahm eine Entfernungspeilung zum Schiff vor und errechnete, daß sie bei gleichbleibender Geschwindigkeit etwa fünfunddreißig Stunden benötigen würden, um die Lichtung der Blauen zu erreichen. Dann beschloß er, das Marschtempo zu beschleunigen, aber als er zwei Stunden später das Schiff abermals anpeilte, da hatte sich die Entfernung lediglich verdoppelt. Er wußte genau, daß das ausschließlich an ihm lag, er bestimmte die Geschwindigkeit und niemand sonst. Er mußte sich einfach zwingen, weniger auf die Umgebung zu achten. Auch auf die Gefahr hin, daß sich seine Unruhe wieder verstärkte.
    Als die Bäume um ihn her zurücktraten und eine breite Schneise bildeten, atmete er auf. Endlich sah er wieder den Himmel über sich, grau verhangen und anscheinend schwer von Regen. Der Abstand zu der leise flüsternden Wand der Bäume vergrößerte sich mit jedem Schritt, die Schneise erweiterte sich nach und nach zur Lichtung, und mit der übersichtlichen Weite kehrte auch ein Teil Sicherheit zurück. Trotzdem sah er dem gegenüberliegenden Waldrand mit einem Gemisch aus Furcht und Verdrossenheit entgegen.
    So blieb er mitten auf der Lichtung stehen und beobachtete, wie die Spinne heranstelzte. Die sechs Stützen bewegten sich in gleichmäßigem Rhythmus, die Manipulatoren waren vor dem Bug zusammengefaltet wie gekreuzte Arme.
    Schon schickte er sich an, die nächste Etappe des Weges in Angriff zu nehmen, als er die Spinne stoppen sah. Drei ihrer Stützen blieben auf halbem Weg in der Luft hängen, und die beiden Zangen öffneten sich zögernd, als hätte sich dort in der Mechanik irgendein Muskel gestreckt. Doch gleich darauf schlossen sie sich wieder, erschrocken über die eigene Reaktion. Es war wirklich eine durchaus tierische Geste, und er glaubte etwas wie Verblüffung und Hilflosigkeit aus ihr herauslesen zu können.
    »Dort!« hörte er Mankov flüstern. »Sie nach vorn, Vamos!« Die rechte Zange bewegte sich abermals, langsam, bis sie hinüber zum Waldrand zeigte. Und dort drüben, halb verdeckt von der rötlichgrünen Wand der Blätter, stand die Spinne 1, das Fahrzeug, das sie, mehr als eine Tagereise entfernt, bei der Lichtung der Blauen zurückgelassen hatten.
     
     
21
     
    TORIA HALSUM, geboren in Rakvere/Estnische SSR, Geologiestudium in Berlin, Institut für Grenzbereiche der Materie/Berlin, Kontemplant, Ausbildung zur Kosmonautin in Baikonur und Orechowka, Planetologin, erste Frau auf Mars, Berufung zur Expedition Procyon 4/2, Leiterin der planetengebundenen Forschungen der ersten Landegruppe, Teilnehmerin der zweiten Landeoperation.
     
    Die Spinne sah aus wie ein schlafendes Tier. Die Bodenwanne war auf den rundblättrigen Rasen gestützt, die Füße verbargen sich fast vollständig unter dem Leib, und die Kniegelenke der Laufzeuge ragten hoch über den Rückenschild.
    Anfangs fürchtete sie, Lannert hätte sich des Fahrzeugs bemächtigt und befände sich nun auf dem Weg zum Schiff, aber die ungewöhnliche Stellung der Spinne belehrte sie bald eines Besseren. Die Maschine hatte sich nicht aus eigener Kraft bis zu diesem Ort bewegt. Sie war transportiert worden. Das verrieten sowohl die Haltung der Laufstützen wie auch die Position des Fahrzeugs, das mit dem zangenbewehrten Bug unter den Bäumen und

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