Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
Vom Netzwerk:
nun ruht euch aus. Ich werde jetzt Toria und Yahiro zurückrufen. Wir wollen die Nacht in der Spinne verbringen, zumindest Toria und ich.«
    »Und die Fremden?« rief Maara.
    »Ich bin sicher, daß sie auf uns warten werden«, sagte Mankov. Dann schaltete sich der Kommunikator aus.
    Peter Mankov hatte sich anscheinend alles sehr genau überlegt. Aber genügte denn allein exaktes Abwägen, um jedes Risiko auszuschließen?
    Die Kontrollschaltung am Servator nahm Dellak vor. Nach wenigen Handgriffen leuchtete das grüne Fensterchen auf, und das Gerät meldete mit einem hellen Summton Bereitschaft. Von diesem Zeitpunkt an konnte man die Spinne zu jeder Sekunde per Fernstart zurückbeordern.
    Danach begaben sie sich zur Ruhe. Er schlief nicht gut in dieser Nacht, und mehrmals fuhr er aus einem flachen Schlummer auf.
     
    Aus Gründen der Zeiteinsparung gingen sie der Spinne entgegen. Maara führte. Ihr leuchtendvioletter Skaphander wirkte in der fremden Landschaft deplaciert. In dieser Welt gab es nichts, was von so tiefer violetter Farbe gewesen wäre. Selbst der wolkenlose Morgenhimmel blieb blaß. Hin und wieder litt er unter dem Fehlen dieses durchsichtigen Azurvioletts eines irdischen Sommermorgens, wenn man das Gefühl haben konnte, der Blick dringe bis weit in den kosmischen Raum hinaus, wenn man bereits die erste Wärme des Tages durch die Kälte der Nacht zu spüren meinte.
    Hier war alles anders als auf der Erde. Die Nächte kaum kälter als die Tage, die Bäume von glasigem Grüngelb, der Boden weich wie ein dicker Teppich und gelblichgrau, die Pflanzen ohne Blüten oder Früchte. Noch nicht eine Blüte hatten sie bisher gefunden, sie wußten noch immer nicht, wie sich die Vermehrung der Pflanzen vollzog, wenn man von der ungeschlechtlichen Sprossung absah. Wahrscheinlich gab es die geschlechtliche Fortpflanzung überhaupt nicht.
    Die Vermehrung des Lebens auf diesem Planeten war zweifellos anderen Gesetzen unterworfen als die auf der Erde, und dieser Umstand beschränkte sich nicht nur auf die Pflanzen. Da waren die Blauen, diese hübschen, phlegmatischen Neutren, die auf irgendeine Art Kinder zeugen mußten, auf eine Art und Weise, von der man bisher lediglich ermittelt hatte, daß sie ungeschlechtlich war. Vage kam ihm der Gedanke, daß man mit Procyon 4 eine geschlechtslose Welt entdeckt hatte. Und er fragte sich, wie in einer solchen Welt evolutionäre Prozesse vonstatten gehen könnten.
    Obwohl Maara keinen sehr schnellen Schritt angeschlagen hatte, war sie ihm stets um einige Meter voraus. Ab und zu blickte sie sich über die Schulter um, blieb wartend stehen und trat dabei von einem Fuß auf den anderen.
    Das Gehen fiel ihm schwer. Auch jetzt noch, nachdem sie die Ebene verlassen und den festen Boden unter den Bäumen erreicht hatten. Der Marsch durch den knietiefen Häcksel in der Nähe des Schiffes hatte ihn bis an die Grenze seiner Kräfte belastet. Jetzt, unter den Bäumen, hoffte er sich wieder einigermaßen erholen zu können. Im Augenblick allerdings ging sein Atem noch pfeifend, und auch der ekelhaft saure Geschmack im Hals war geblieben.
    Alles könnte mit einem Schlag anders werden, stellte sich endlich ein Erfolg ein. Und wäre es auch nur ein Teilerfolg. Nichts war bedrückender als Niederlagen, und nichts stimulierte mehr als Erfolge. Nicht nur psychisch, sondern auch physisch. Für vieles im Auf und Ab des Lebens trugen Erfolg und Mißerfolg die Verantwortung oder waren doch zumindest auslösende Faktoren.
    Doch was er auch unternehmen mochte, seine eigentliche Aufgabe, der Test der Hastoniden, war nicht mehr mit positivem Ergebnis abzuschließen. Und auch der Gesamtauftrag der Mission Procyon 4 schien ihm kaum noch erfüllbar. Diese Expedition war zum Scheitern verurteilt, selbst dann, wenn es gelingen sollte, Kontakt zu den Procyonen aufzunehmen. Die Zivilisation dieser Welt war von primitiver Gewalttätigkeit oder, was noch schlimmer wäre, von pervertierter Brutalität. Offenbar diente alles, was diese Gesellschaft an technologischen Mitteln hervorgebracht hatte, der Unterdrückung und Vernichtung anderer.
    Die Procyonen hatten sogar das erfunden, wonach die Waffentechniker der Erde noch immer vergeblich suchten, ein System, das Leben mit selektiver Genauigkeit zu vernichten imstande war, das ausschließlich lebende Strukturen eliminierte. Dieser Ring, der sich ausdehnte und ausdehnte und dabei alles Lebende und wirklich nur das Lebende auslöschte, übertraf die schrecklichsten

Weitere Kostenlose Bücher