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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Rolle in meinem Leben spielten. Nicht spielen, Sir, spielten. Aber ja, Sir, sie spielten. Und ich mochte sie auch sehr. Aber sie mochten mich nicht besonders. Manchmal lachten sie sogar über mich. Ich war nicht sehr groß, müssen Sie wissen. Etwa so!« Er zeigt mit der ausgestreckten Hand eine Höhe, die selbst ihm, Haston, nur bis zur Schulter reicht, und er ist doch beileibe nicht das, was man sich unter einem Hünen vorzustellen hat. »Sie haben mich ›Hähnchen‹ genannt, Sir. Das ist nicht sehr angenehm, wenn Sie wissen, was ich meine.« Er schweigt, und seine großen, in Zangen auslaufenden Hände bewegen sich wie unter Stromstößen.
    »Und wie haben Sie darauf reagiert, Moreaux?«
    »Gar nicht, Sir«, sagt der Hastonide mit einem Vibrieren in der tiefen Stimme. »Man hält das verflixt lange aus. Glauben Sie mir. Aber eines Tages…«
    »Was war dann, Moreaux?«
    »Als es durch die Zeitungen ging, da lachte niemand mehr.« Moreaux’ Stimme ist zu einem Flüstern herabgesunken, tief und knarrend. Es ist, als höre man jede einzelne Schwingung. »Sie war blond, Sir, blond und zierlich, wie diese kleinen goldgelben Hauskätzchen. Und sie gebärdete sich auch wie eine Katze. Aber dann…« Moreaux schweigt und blickt auf seine Hände, deren Zangen sich knirschend ineinander verschränken. Dann wendet er seinen mächtigen Körper und watschelt den Korridor hinunter in Richtung auf das Lager.
    Haston aber versucht Bird zu beruhigen. »Das ist lange her, mein Bester, ist in einem anderen Leben geschehen. Es gibt keinen Grund, auf diese Geschichte zurückzukommen. Glauben Sie mir, einen besseren Mann konnten wir kaum finden.«
    »Ich weiß nicht recht, Professor«, sagt Bird und schüttelt langsam und nachdenklich den Kopf. »Ich weiß wirklich nicht.«
     
    Drei Tage später finden sie die blonde Krankenschwester im Park. Ihre Leiche sieht entsetzlich aus.
    Er ruft sofort im Ministerium an, und Bird sagt zu, unverzüglich zu kommen. Trotzdem erscheint er erst eine halbe Stunde, nachdem die Beamten der Mordkommission ihre Arbeit aufgenommen haben. Dafür aber hat er eine Überraschung parat. In seiner Begleitung befindet sich der Direktor des benachbarten Naturparks, ein gnomenhaft kleiner Mann mit runden Brillengläsern, hinter denen kurzsichtige Augen hin und her huschen wie die eines verängstigten Vogels. Der Kleine gibt zu Protokoll, daß vor etwa einer Woche aus seiner Anlage ein Jaguar ausgebrochen und erst an diesem Morgen zurückgekehrt sei. Man habe das Tier erschießen müssen, weil eine Großkatze, die einmal einen Fluchtweg gefunden habe, kaum noch zu halten sei und eine ständige Gefahr für die Umgebung bilde. Der Inspektor könne sich das Tier ansehen. Man habe an den Krallen Blut und Hautreste gefunden.
    Der Beamte blickt ungläubig von seinem Notizbuch auf, und als er den Kopf wieder senkt, hebt Bird die Schultern. »Na also!« sagt er.
    Hastons Gefühle sind zwiespältig. Noch am selben Abend eröffnet ihm Maara, daß sie Haston Base zu verlassen gedenkt. Sie glaubt weder dem gnomenhaften Direktor noch dem Mann, der sich Bird nennt.
    Zum Bleiben vermag er sie schließlich zu bewegen, aber das Band zwischen ihnen ist ein für allemal zerrissen. Es ist ein Bruch, der ihn mehr schmerzt, als er jemals zuzugeben bereit sein wird.
     
    Er hatte sich immer wieder eingeredet, daß Moreaux sich gegenüber früher geändert haben mußte. Er wollte einfach davon überzeugt sein, daß mit der vermeintlichen Ursache auch die Verhaltensstörung beseitigt worden war. Wie anders hätte er sonst daran glauben sollen, daß mit Hilfe seiner Hastoniden ein neues, ein besseres Zeitalter für die Menschheit eingeläutet werden konnte?
    Doch er hätte es besser wissen müssen. Seine Theorie wäre nur dann richtig gewesen, wenn zum Beispiel mangelnder Größenwuchs notwendigerweise zu Mordlust geführt hätte. Eine absurde Idee.
    Jetzt bewunderte er Maara, die anscheinend von dem, was dort draußen auf dem fremden Planeten und vorher auf der Erde geschehen war, nicht im mindesten berührt wurde. Maara hatte sich innerlich längst von ihm gelöst und damit auch von dem, was sie mit ihm zusammen geschaffen hatte. Maara war ausgestiegen, ebenso total, wie sie damals vor Jahren bei ihm eingestiegen war. Was immer sie tat, sie tat es ganz.
    Sie lag in ihrem Sessel, völlig entspannt und mit geschlossenen Augen. Ihre Brust hob sich in langen, tiefen Atemzügen. Es schien, als interessierte sie überhaupt nicht, was dort

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