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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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fallen.
    »Ich male nicht, Gene. Ich arbeite!«
    Sie hebt die Schultern, ohne den Blick von der Wand zu lassen.
    »Ich verstehe nicht, weshalb du es abstreitest«, sagt sie. »Man kann doch mit Malen viel Geld verdienen. Ist es nicht so, Brian?«
    Das Schiff auf dem Schirm ist verschwunden. Statt dessen verkündet ein Metallinsekt mit piepsiger Stimme das Ende allen Lebens im System Sol.
    »Ekelhaft!« sagt Gene.
    Ihre Gedankensprünge sind irritierend. »Was bitte ist ekelhaft?«
    »Na, dieses Ding dort. Was die sich alles ausdenken. Kann es denn wirklich etwas so Schreckliches geben, Brian? Kann ein denkendes Wesen so aussehen?«
    »Weshalb nicht? Es gibt Ameisen und Spinnen. Glaubst du, daß eine Spinne die andere als ekelhaft empfindet? Das ist nur eine Frage des Standpunktes. Und der Gewohnheit, Gene.«
    »Gewöhnen? Daran?« sagt sie träge. »Aber nicht ich, mein Lieber. Du weißt genau, daß ich Spinnen nicht mag.« Ihre Stimme wird lauter. »Weshalb mußt du ausgerechnet von Spinnen anfangen?« Abermals wendet sie sich halb mit ihrem Sessel um. »Weshalb, Brian? Kannst du mir das sagen?«
    »Niemand zwingt dich, Spinnen zu mögen«, versucht er einzulenken. Er will jetzt keine Diskussion, er will arbeiten. »Und übrigens, hier in der Stadt habe ich noch nie eine Spinne gesehen, keine Fliege und keine Spinne und keinen Käfer. Nicht einmal einen Vogel gibt es hier. Was also soll die Frage?«
    »Aber ich!« ruft sie erregt. »Ich habe eine Spinne gesehen. Mehrere sogar. Und riesengroße.« Mit einer heftigen Bewegung schaltet sie das Gerät aus und schwingt ganz herum. Sie sitzt sehr gerade, sogar die Füße hat sie vom Sessel genommen.
    »Hier im Apartment?« fragt er ruhig.
    »Ja, hier!« bestätigt sie, immer noch ein wenig zu laut. »Drüben auf deinem Schreibtisch.«
    Das ist kindisch. Sie hat in seinen Entwürfen gekramt. Und selbstverständlich sind ihr ausgerechnet die aufgefallen, die eine entfernte Ähnlichkeit mit Insekten oder Spinnen oder anderen, ihr verhaßten Tieren aufweisen. Die Auswahl ist groß. Gene hat eine Abneigung gegen fast alles, was nicht weich und streichelbar ist. Soll sie sich ruhig ekeln, vielleicht läßt sie in Zukunft die Finger von seinen Entwürfen.
    »Ach die«, sagte er obenhin, und er hofft, daß sein versöhnlicher Tonfall sie beruhigen wird.
    Aber sie will sich jetzt wohl nicht beruhigen. Wenn sie schon auf ihr TV-Programm verzichtet, dann will sie eine andere Unterhaltung haben.
    »Ja die!« ruft sie. »Weshalb tust du das, Brian?«
    »Das sind Entwürfe von Organismen, von denen ich glaube, daß sie bestimmten Bedingungen besser angepaßt sind als Menschen. Diese Zeichnungen sind wichtig für meine zukünftige Arbeit. Versuche das bitte zu verstehen, Gene.«
    Sie kneift die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen. Von irgendeinem ihrer Stars muß sie diesen Ausdruck des Mißtrauens abgesehen haben. »Was können dir schon Spinnen nützen, Brian? Du bist Humangenetiker. Oder nicht? Ich könnte begreifen, wenn du deine Entwürfe aus menschlichen Formen…«
    »Ich habe oft genug erfahren müssen, Gene«, sagt er genüßlich, »daß es Situationen und Bedingungen gibt, unter denen ein Mensch froh wäre, wenn er sich wie eine Spinne bewegen könnte.« Er hat den Satz kaum ausgesprochen, als er sich eingesteht, daß er sie hoffnungslos überfordert.
    »Du mußt übergeschnappt sein, Brian!« ruft sie auch sofort. »Total übergeschnappt! Wozu soll ein Mensch in einem Netz herumklettern? Willst du vielleicht, daß wir anfangen, Fliegen zu fressen? Willst du das, Brian?«
    Er schweigt. Sicher hat sie begriffen, worum es ihm geht. Sonst hätte sie ihn der Lüge bezichtigt, hätte ihm vorgeworfen, er wolle sie lediglich von seinem neuen Hobby ablenken. Aber das hat sie nicht getan. Sie muß zu Tode erschrocken sein über das, was er vorhat. Da steht er auf und geht aus dem Zimmer.
    Von diesem Tag an ist er überzeugt, daß er mit Gene keine gemeinsame Sprache mehr finden wird. Und was ihn daran mehr als alles andere bedrückt, das ist die Tatsache, daß es diese Gemeinsamkeiten gegeben hat, damals, als sie dabei waren, ihr Leben aufzubauen. Damals hätte er sich mehr Zeit genommen, ihr zu erklären, weshalb er das alles tut.
     
    »Deckung, Brian!«
    Während er Maaras Stimme wie einen Pfeil in sich eindringen fühlte, sah er aus den Augenwinkeln eine Bewegung neben sich. Mankov flog mit einem Hechtsprung an ihm vorbei, fing sich mit der linken Hand am Boden ab und erreichte

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