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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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mit einem zweiten Satz eine der Stützen der Spinne, hinter deren Unterschenkel er sich verbarg. »Leg dich hin, Brian!« rief nun auch er.
    Lannert stand noch immer auf dem flachen Hügel. Er hatte das Laserrohr in Augenhöhe gebracht und zielte. Das Rohr war nur noch ein schwarzes Loch. Lannert zielte auf ihn, auf seinen Schöpfer.
    Er sah Yahiros schnelle Bewegung, sah, wie der Häcksel zu Füßen Lannerts aufflammte, und er sah, wie sich das Auge des Lasers öffnete.
    Es war ein Gefühl, als träfe ihn ein fest mit Watte gestopfter Sack am linken Knie. Er spürte kaum einen Schlag und überhaupt keinen Schmerz. Es war lediglich ein kurzer, warmer Druck, wie die Berührung einer Hand, die sich für eine Sekunde auf sein Knie preßte. Unwillkürlich verlagerte er sein Körpergewicht auf das rechte Bein, er fürchtete zu straucheln, krampfhaft hielt er sich aufrecht. Der Druck im Knie verging, und statt dessen schien nun warmes Wasser an seiner Wade abwärts zu rinnen. Er spürte das Wasser ganz deutlich, und er fragte sich, woraus es seine Wärme bezog.
     

    Als der Laserblitz in Lannerts Faust aufleuchtete, war er sich eines schnellen und schmerzlosen Todes sicher gewesen, und er hatte keine Angst mehr gespürt. Die Angst hatte wohl keine Zeit gehabt, erneut in ihn einzudringen. Jetzt, da er zu wissen glaubte, Lannert habe ihn verfehlt, ergriff ihn ein ganz seltsames Gefühl, das jedoch ebenfalls weit von Angst entfernt war. Es war eher eine Art ärgerlicher Verwunderung darüber, daß er noch immer lebte. Lannert hätte ihn nicht verfehlen dürfen. Daß seine Hastoniden im psychischen Bereich zu Fehlleistungen neigten, damit hatte er sich abfinden müssen, daß Lannert nun aber auch körperliche Schwächen erkennen ließ, das empfand er als den Gipfel der Ungerechtigkeit. Alles schien sich gegen ihn verschworen zu haben, alles. Sollte denn wirklich sein Leben völlig umsonst gewesen sein? All die Arbeit und Mühe, all die Einsamkeit und die Zweifel? Hatte er Gene eines Phantoms wegen weggeschickt, seine Freunde einer Wahnvorstellung geopfert?
    Gewaltsam zwang er sich in die Gegenwart zurück. Die Bilder derer, die ihn verlassen hatten, verblaßten, und die Erinnerung an die, die er aus seiner Nähe vertrieben hatte, verging. Er fühlte das Wasser wieder, das an seinem Bein hinabrann. Noch immer war er überzeugt, nicht ernsthaft verletzt zu sein. Doch dann bemerkte er, daß ihn Schwäche überkam, eine ihm bisher unbekannte Schwäche, nicht die der Überanstrengung oder die des Alters, nein, sie war eher einer Flamme vergleichbar, die aus Mangel an Sauerstoff zu erlöschen drohte. Noch immer stand er auf einem Bein und bemühte sich, das Gleichgewicht zu halten. Und noch immer rann das Wasser, das heißer und heißer wurde. Schließlich riskierte er eine Bewegung. Er senkte den Kopf, um zu Boden zu blicken. Er sah nicht, wie sich das Auge des Lasers in Lannerts Faust zum zweitenmal öffnete, er sah nur den hellen, kreisrunden Fleck, der sich in seine Brust brannte. Dann fiel er vornüber, mitten hinein in eine kleine Wolke aus blauem Rauch. 
     
     

23
     
    PETER MANKOV, geboren in Klaipeda, Schule, Kybernetiklehre, Studium am Institut für schnelle Flugkörper/Leningrad, Navigator, Testingenieur, Absturz über Orechowka, Rekonstruktion, Berufung als Kommandant des Raumschiffes Känguruh 2, Leiter der zweiten Landeoperation auf Procyon 4.
     
    Er sah den Professor fallen, langsam und mit einem so indifferenten Ausdruck im Gesicht, daß er nicht wußte, ob Haston in der letzten Sekunde seines Lebens Erstaunen, Entsetzen oder Genugtuung oder alles zusammen empfand. Die eben noch aufkräuselnde Wolke aus blauem Rauch bildete einen träge wehenden Wirbel, und hinter der Wolke, halb verdeckt von dem zu Boden sinkenden Haston, fiel einer der Gelben.
    Er hörte Rufe des Erschreckens und spürte, wie eine Welle aus Zorn und Trauer über ihnen allen zusammenschlug. Die Gelben hoben ihre Rohre gegen Lannert, aber noch immer zögerten sie. Und während der Zorn abklang und die Trauer sich vertiefte, begriff er, daß diese Fremden ganz anders waren, als er geglaubt hatte, daß sie weder zu Aggressionen noch zur Mißachtung des Lebens neigten.
    Schließlich wandten sich ihm mehrere der schwarzen Helmscheiben zu, die Gelben erwarteten offenbar eine Reaktion der Menschen. Aber in diesen Sekunden vermochte er nichts zu unternehmen, selbst wenn er es gewollt hätte. Yahiro hatte sich zwischen ihn und Lannert geschoben, Yahiro,

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