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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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blickten auf die dunklen Hügel am Fuß des Häckselberges. Niemand von ihnen ging hinüber, um nach den Leichen zu sehen. Und auch die Gelben bewegten sich nicht.
    »Laßt sie uns…«, begann Mankov schließlich, brach jedoch sofort wieder ab, als über einen der beiden Hügel dort drüben ein Zittern lief. Und dann erhob sich langsam einer der Modifizierten. Sie spürten, wie eine ungeordnete Welle aus Angst und Zorn von den Gelben zu ihnen herüberflutete. Eine Welle, die jedoch gleich darauf wieder verflachte.
    Yahiro war es, der sich dort auf die Beine quälte. Eine Weile stand er wankend wie ein aus der Narkose erwachendes Tier. Dann trottete er zur Seite, den Blick zu Boden gerichtet. Sein borkiger Oberkörper glänzte feucht, und von den Spitzen seiner Zangen fielen schwärzliche Tropfen in den Häcksel.
    Toria Halsum besann sich als erste. Sie ging auf Yahiro zu, zögernd anfangs und dann immer schneller. Im Laufen zog sie aus den Schenkeltaschen ihres Skaphanders Verbandmaterial, riß Päckchen auf und schob Sprayflaschen griffbereit in den Gürtel.
    Sie redete leise und in beruhigendem Ton vor sich hin, aber niemand vermochte ihre Worte zu verstehen, so daß nicht zu ermitteln war, ob sie sich selbst Mut zusprach oder auf Yahiro einredete. Der Multihom jedenfalls schwieg. Er war in die Hocke gegangen und rührte sich nicht mehr. Nur die Geräusche seines Atems drangen bis zu ihnen herüber.
    Maara Doy stieß einen Seufzer aus. »O Brian!« sagte sie. »O Brian!«
    Peter Mankov berührte ihre Schulter, und er spürte durch die festen Plastschichten, daß sie noch immer zitterte. Als sie ihm ihr Gesicht zuwandte, blickte er zur Seite. Ihre Miene schien ihm ungewöhnlich gefaßt.
     
    Sie beschlossen, Haston und Lannert an Ort und Stelle zu begraben. Es hätte keinen Sinn gehabt, ihre Leichen bis hinüber zum Mutterschiff zu transportieren.
    Mankov gab dem Servator den Auftrag, ein gemeinsames Grab auszuheben und die beiden Toten zu bestatten. Es fiel ihm schwer, die richtige Formulierung zu finden, und die Tatsache, daß er dem Automaten die Aufgabe erläutern mußte, als handelte es sich um das Vergraben von Gegenständen, trieb ihm einen Schauer über den Rücken.
    Die Spinne stelzte einige Meter zur Seite, fuhr die Bugmanipulatoren aus und begann eine Grube in der festgelegten Tiefe auszuheben. Der Servator wählte dazu die optimale technologische Variante, er blies die Häckselschicht zur Seite, legte den gewachsenen Boden frei und trieb einen Vibrationsmeißel in die Tiefe. Die schnellen Schläge dröhnten schmerzhaft in den Ohren. Staub wallte auf, als der Rüssel die losgebrochenen Brocken ansaugte und zur Seite spie.
    Während die Spinne Haston und Lannert einzeln herbeitrug, standen sie schweigend neben der offenen Grube. Sie vermieden es, die Toten näher in Augenschein zu nehmen, sie blickten über das offene Grab hinweg in die Ferne. Die Gesichter hinter den Helmscheiben waren sehr blaß.
    Und dann geschah etwas, was Mankov zuerst verblüffte und gleich darauf mit neuer Hoffnung erfüllte: Zwei der Gelben hoben ihren toten Gefährten auf, brachten ihn herüber und betteten ihn, als wäre das ganz selbstverständlich, neben der Leiche Brian Hastons in die Grube.
     
    Die Kolonne bewegte sich langsam durch die Häckselwüste. Die Procyonen hatten ihre Keilformation aufgegeben. Offensichtlich rechneten sie jetzt nicht mehr mit Gefahren. Zwei ihrer Fahrzeuge glitten vor der Spinne über die Ebene, die zwei anderen hielten sich dahinter. Peter Mankov war jetzt mit Maara allein an Bord. Toria Halsum hatte sich auf eigenen Wunsch von ihnen getrennt. Sie transportierte Yahiro mit der Spinne 1 zurück zum Mutterschiff, ein Unternehmen, das bewies, wieviel Mut die kleine Toria aufzubringen vermochte.
    Das Geschehen lag wie eine schwere Last auf Peter Mankov, und das Schweigen, daß seit dem furchtbaren Ereignis herrschte, war wie eine zähflüssige Schmelze, die sie voneinander abschloß.
    Maara war es, die das Schweigen endlich brach. »Weshalb nur hat er das getan?« fragte sie.
    Er wußte sofort, was sie meinte. Nicht den Angriff Lannerts und nicht die mangelnde Reaktion Professor Hastons, sondern Yahiros Verhalten, der unbewaffnet, mit nackten Händen auf Lannert zugegangen war.
    »Ich weiß nicht«, antwortete er. »Vielleicht…«
    »Vielleicht wollte er sterben«, vollendete Maara den Satz und traf damit das, was auch er dachte. »Ja, Maara. Und Brian Haston wohl auch.«
    Später meldete sich

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