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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Dellak aus dem Schiff. »Peter.« Seine Stimme war sehr leise. »Hörst du mich, Peter?«
    Maara antwortete, geschäftsmäßig fast, indem sie Dellak Lautstärke und Peilwert nannte. »Kommt ihr zurück zur Basis?« fragte Dellak.
    Mankov hatte nicht die Absicht zurückzukehren. Nicht jetzt. Auch wenn er sich liebend gern in eine Ecke verkrochen hätte. Daß man ihm keinen Vorwurf machen konnte, zählte nicht für ihn; er war der Kommandant. Er blickte zur Seite und sah, daß Maara den Kopf schüttelte. Ihr Gesicht war immer noch blaß. »Nein, Stor!« sagte er. »Nur Toria kommt zurück. Mit Yahiro. Maara und ich gehen mit den Procyonen. Ich habe das Gefühl, daß sie uns eine Mitteilung zu machen haben.«
    Er vernahm Vandas leise Stimme im Hintergrund. Und wenn er sich nicht sehr täuschte, dann hörte er aus ihren Worten Zustimmung heraus. Es geschah nicht häufig, daß sie ihm beipflichtete, und die Tatsache, daß es ausgerechnet jetzt geschah, bestärkte ihn in seiner Meinung.
    »Anscheinend nähern wir uns dem Wall, Stor. Wir werden uns erneut melden, wenn wir uns im Inneren des Ringes befinden.«
    Von Norden her rückte der Wall näher. Mehr und mehr trat seine skurrile Struktur aus der eben noch konturenlosen Fläche.
    Und über allem lag, während die fremde Konstruktion langsam heranwuchs, abermals lastende Stille. Da war kein Summen von Motoren, keine Stimme, kein Wimmern einer Turbine, selbst der Lauf der Spinne schien jetzt lautlos, die schwingenden Stelzen berührten den Boden ohne das auf fester Unterlage übliche Stampfen. Und nichts von den Ausstrahlungen der Gelben durchdrang die Hülle. Es war, als sei ringsum alles von einer unfaßbaren Spannung ergriffen, die jedes Geräusch, jede Regung und jeden Gedanken wie unter einem Berg von Watte begrub. In diesen Minuten, die träge und zäh dahinflossen, gab es für ihn eigentlich nur noch Maara Doy. Sie saß neben ihm im Sessel des Kopiloten, berührte ab und zu seine Hand oder neigte sich ein wenig zu ihm herüber, bis er den Druck ihrer Schulter fühlte. Er verhielt sich dabei völlig passiv, nicht aus Sorge, daß er einer Täuschung unterliegen könnte oder aus lähmender Verwunderung, sondern weil er das, was da zwischen ihnen wuchs, durch unbedachte Hast zu gefährden fürchtete.
     
    Fast eine Stunde lang folgten sie dem Wall, fuhren am Fuß dieses undurchschaubaren Systems aus metallenen Röhren, Kugeln und Bogen entlang und wahrten stets denselben Abstand, sich zuerst in östlicher und später in nördlicher Richtung haltend.
    Erst jetzt wurde ihm die erhebliche Größe dieser Insel im Meer des Häcksels ganz bewußt. Was bedeutete es schon, daß sie den Durchmesser dieses oder eines anderen Ringes vom Schiff aus gemessen, den Flächeninhalt berechnet und die Ausdehnung registriert hatten? Mit dem Gefühl vermochte er das alles erst jetzt, da sie im Schatten des Walls dahinfuhren, zu erfassen. Das war ein gewaltiges Werk, und es war ein Werk, das immer noch im Wachsen begriffen war, sich langsam ausdehnend in die Wüste hinein, vergleichbar einer irdischen Oase, die mit ihrem fruchtbaren Grün weiter und weiter in das sterile Land der Dünen kriecht. Dann aber erschien ihm der Vergleich doch bedenklich; die irdischen Wüsten waren überwiegend aus natürlichen Gegebenheiten entstanden, allenfalls noch durch Fehler in der Gestaltung der Umwelt, hier jedoch lagen die Gründe anders, die Häckselwüste verdankte ihre Existenz fraglos dem gezielten Wirken zerstörerischer Kräfte, hier war fruchtbares Gebiet absichtlich versteppt worden, Tiefe und Pflanzen hatte man gezielt eliminiert, und hier lief der Prozeß der Vernichtung nach wie vor ab. Sie hatten erlebt, wie der Ring sich ausdehnte und die Todeszone erweiterte, lebenden Wald in zerfallende Materie und atmende Tiere in zerfließende Kadaver verwandelnd. So sehr er sich auch mühte, den Gelben Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, er sträubte sich, in dieser Orgie der Vernichtung nach einem rationalen Kern zu suchen, den provozierten Tod als den Beginn neuen Lebens zu betrachten.
     
    Als die beiden Sonnen, nun nebeneinander stehend, zur Hälfte hinter den Wall getaucht waren, wandte sich der führende Rochen nach links und steuerte auf den Wall zu. Das zweite Fahrzeug folgte mit einem Schwenk, der dem des ersten entsprach, es war, als glitten die Fahrzeuge auf unsichtbaren Gleisen dahin. Die Richtungsänderung war eben vollzogen, als zwei Dinge gleichzeitig geschahen. Die Tonträger

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