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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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analysieren, es war ein kurzes, nicht zu definierendes Vibrieren, das offenbar weder etwas veränderte noch etwas bewirkte. Einen Moment lang glaubte er, es handelte sich um eine kurzzeitige Übelkeit, er hielt es für möglich, daß die Ereignisse der letzten Stunden über seine Kräfte gegangen waren. Aber ein Blick zur Seite zeigte ihm, daß auch Maara den Sog gespürt haben mußte. Sie saß ein wenig vorgeneigt und hatte einen lauschenden Zug im Gesicht, als horche sie auf etwas, was tief in ihrem Inneren vor sich ging.
    »Wahrscheinlich eine Schranke«, sagte er, um einen beiläufigen Tonfall bemüht. »Eine Sicherheitseinrichtung wohl. Sie hätten sie bestimmt ausgeschaltet, wenn sie nicht davon überzeugt gewesen wären, daß sie für uns unschädlich ist.«
    Es gelang ihm, seine Unsicherheit einigermaßen zu verbergen. Seit sie sich in Begleitung der Gelben befanden, versuchte er, nicht mehr an deren negative Eigenschaften zu glauben. Zwar war es ihm noch nicht gelungen, sich auch gefühlsmäßig umzustellen, er empfand nach wie vor Abneigung gegen diese anscheinend gleichmütig tötenden Wesen, aber sein Verstand befahl ihm, die Aversionen zu verdrängen, sich nicht auf den Augenschein zu verlassen und vor allem nicht nach irdischem Maß zu bewerten.
    Was eigentlich, fragte er sich, werfe ich ihnen denn vor? Und er versuchte all das aufzulisten, was ihn am Verhalten der Fremden schockiert hatte. Sie hatten Tiere getötet, grundlos, wie es auf den ersten Blick schien. Na und? Noch vor wenigen Jahrzehnten hatte man auf der Erde Millionen von Tieren getötet, hatte sie in winzigen Boxen gezüchtet und dann in riesige, automatische Anlagen getrieben, in denen sie abgestochen oder geköpft, zersägt, zerschnitten und filetiert worden waren; dem appetitlichen Steak hatte niemand mehr angesehen, daß es einst Teil eines schönäugigen Rinds oder eines niedlichen Ferkels gewesen war.
    Und heute? Gut, heute wuchs gefühlloses Fleisch in riesigen Kolonnen, eine homogene, knochenlose Masse, die nicht dachte und keinen Schmerz empfand, daraus war gewiß kein Vorwurf abzuleiten, was aber war aus den Tieren geworden, aus den buntscheckigen Kühen beispielsweise, deren Anblick den Betrachter erfreut hatte? Heute gab es diese Herden auf den Weiden nicht mehr. Die Existenz der ehemals Hochgeschätzten blieb auf die Zoologischen Gärten, die modernen Archen, beschränkt.
    Die Procyonen vernichteten Wälder. Mit einer an Perfektion grenzenden Genauigkeit verwandelten sie lebende Pflanzen in Häcksel. Na und? Hatte man auf der Erde nicht ganze Urwälder niedergebrannt, um sie in fruchtbares Ackerland zu verwandeln? Legte man nicht noch heute Schneisen durch wildromantische Gebirge, um die Bewohner abgelegener Gebiete zu erreichen? Wo war da der Unterschied?
    Nein, sagte er sich, über die Herren dieses Planeten durfte man nicht den Stab brechen, es war sicher, daß sie sich ähnlichen Notwendigkeiten zu fügen hatten, wie die Menschen der Erde. Keine Zivilisation konnte von Natur aus schlecht oder aggressiv sein, sie hätte sich bereits im Anfangsstadium der Entwicklung ausgerottet. Hier waren Dinge im Spiel, die man nicht. bewerten oder beurteilen durfte, ehe man alles erfahren hatte. Und einmal mehr nahm er sich vor, die Procyonen von nun an ausschließlich mit dem Verstand und nicht mehr mit dem leichtverletzlichen Gefühl zu betrachten. Das war wohl die einzige Möglichkeit, ihnen ohne emotionale Vorbehalte entgegenzutreten. Und ebendas war notwendig, sollte sich der Sinn der bisher unerklärlichen Vorgänge erschließen.
    Da lag seine Verantwortung. Und sie war noch erheblich gewachsen, nachdem sich der Transgressor angemeldet hatte.
     
     
24
     
    STENELOR, Duogen, Ringstadt Mitte, Operateur und Beobachter des Außenbereiches, Initiator der Kontaktaufnahme zu den Fremden.
     
    Sie verharrten, als der Ruf der Stadt sie erreichte. Sie standen unmittelbar vor dem Eliminatorring, dessen Tunnel sich bereits halb geöffnet hatte. Sie begriffen nicht sofort, was ihnen die Stadt zu sagen hatte. Eindeutig zu vernehmen war nur der eindringliche Rat, schnellstens zurückzukehren in den Schoß der Gebäude. Der Rest des Rufes war ein Konglomerat aus Erstaunen, Sorge und Hoffnung. Der Anteil der Hoffnung überwog. So standen sie und lauschten dem Ruf.
    Er wandte den Kopf. Das Fahrzeug der Fremden, das einem gigantischen Krabbenvogel glich, hatte ebenfalls angehalten. Er spürte, daß man dort nicht weniger angespannt lauschte als er

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