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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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schärfer als die seinen, oder das Gefühl spielte bei ihrer Erkenntnis eine größere Rolle als bei ihm, sie jedenfalls schien sich ihrer Sache sehr sicher zu sein.
    »Es sind acht Frauen und sechs Männer«, sagte sie, setzte dann aber doch noch hinzu: »Falls mein Gefühl und mein Unterscheidungsvermögen mich nicht trügen.«
     

    Er schwieg. Sicher würde er auch noch lernen, die Fremden zu unterscheiden, wie er ja auch gelernt hatte, ihnen ohne allzu heftige Aversionen gegenüberzutreten.
    »Ich werde jetzt aussteigen«, sagte er, und als sich Maara ebenfalls erheben und ihren Helm schließen wollte, berührte er ihre Schulter und bedeutete ihr schweigend, Kontakt zum Schiff zu halten.
    Draußen empfing ihn ein Hauch von Zustimmung, und noch während er sich zu orientieren suchte, öffnete sich eine Lücke in der Reihe der Procyonen. Es gab keinen Zweifel mehr, sie hatten von ihm erwartet, daß er ausstieg. Vielleicht hatten sie ihn sogar dazu veranlaßt.
    Er trat durch die Lücke an den Rand der Mulde, die wohl fast einen Kilometer im Durchmesser maß, und plötzlich wußte er, daß er Bemerkenswertes sah. Dieser gewaltige Kessel war nicht natürlichen Ursprungs, ein ungeheurer Energieausbruch hatte ihn in den gewachsenen Fels des Procyon 4 hineingeschmolzen und die Oberfläche in eine glasige, emailähnliche Schicht verwandelt.
    Und Peter Mankov begann zu ahnen, was sich hier ereignet hatte.
    Wenig später neigten die Procyonen mit einer synchronen Bewegung die Köpfe, und er begriff, daß dieses Treffen damit zu Ende ging. Sie hatten die Absicht, die Nacht in ihrer Stadt zu verbringen und sich anderentags in der Nähe des Schiffes einzufinden, etwa zu dem Zeitpunkt, zu dem die beiden Sonnen über die Ringkonstruktion steigen. Morgen würden die Menschen alles erfahren.
     
    Es waren noch neun Stunden bis zur Ankunft des Transgressors. Er fürchtete, daß sie in Zeitnot geraten könnten. Doch noch während er nach einer Lösung suchte, erfuhr er, daß die Sonnen in knapp sechs Stunden aufgehen würden. Man konnte sich also arrangieren.
    Als er die Schleuse betrat, meldete sich Stor Dellak aus dem Schiff. Stor berichtete in dürren Worten, daß Toria Halsum und Yahiro angekommen seien. Minutenlang sprach er über Toria, pries ihre Umsicht und schilderte ihre Bemühungen um den Multihom, dessen lethargisches Verhalten ihn zu beunruhigen schien. Mehr sagte er über Yahiro nicht, und als Mankov ihn dazu drängte, wich er aus. Es gäbe nichts weiter zu berichten, behauptete er.
    Statt dessen erkundigte er sich nach den Vorgängen im Inneren des Ringes, und seine Stimme war heiser vor Ungeduld. Offensichtlich litt man im Schiff unter Informationsmangel. So nahm sich Peter Mankov einige Minuten Zeit, um die Basisgruppe vom letzten Stand der Dinge zu unterrichten, und als er das, was sich in diesen Stunden ereignet hatte, nochmals an sich vorüberziehen ließ, wurde ihm klar, daß sich alles geändert hatte.
    Noch immer stand er in der Schleuse und blickte den langsam im Abenddämmer untertauchenden fremden Fahrzeugen nach. »Laß uns zurückkehren zu den anderen, Peter«, sagte Maara hinter ihm. In ihrer Stimme war ein Klang, der ihn berührte.
    Sacht schwang die Außenklappe in die Höhe und schnitt die Landschaft dort draußen, das Stadtgebirge und die gelben Rochen von ihnen ab, ehe sie schmatzend in die Falze einrastete.
    Er lauschte Maaras Stimme nach. Etwas Seltsames geschah mit ihm. Die Sorgen der letzten Tage verwehten wie Nebel vor einem plötzlich aufkommenden Wind. Und an ihre Stelle trat die Gewißheit, daß sie ihre Aufgabe erfüllen würden, er und die anderen, die geblieben waren. Vor allem mit Maara zusammen würde er imstande sein, alle Schwierigkeiten zu überwinden, sagte er sich. Er verspürte den Wunsch, sich umzudrehen, den Helm in eine Ecke zu schleudern und sie zu umarmen.
    In diesen Minuten war er sicher, daß ihm das Leben jeden Traum erfüllen würde, wenn er es nur mit aller Kraft wollte. Ein solches Gefühl hatte er nur einmal kennengelernt, damals vor vielen Jahren, als er nach seinem ersten Aufenthalt im Orbit mit einer Zielabweichung von weniger als dreißig Metern gelandet war. Zuerst, unter dem Eindruck der Gratulationen, war er geneigt gewesen, seine überschäumenden Empfindungen dem Erfolg zuzuschreiben, der Freude darüber, daß er sich als fähig erwiesen hatte, große Dinge zu vollbringen. Aber bald hatte er begriffen, daß es da einen viel elementareren Grund gab, einzig und

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