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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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hoffe, daß du dich an diesen drei Tagen ausschließlich zu meiner Verfügung halten kannst. Und laß mir ja keinen aus.«
    Schwungvoll ließ er den Schreiber kreisen. Sein Herz sprang.
    »Sieh genau hin!« Borelie lächelte plötzlich. »Der erste Tag ist schon heute.« 
     
     

8
     
    BRIAN HASTON, geboren in Springfield/Illinois, Privatschule der Ararat-Sekte, Yale University, Biologe, Berufung an das Institut für Molekularbiologie und Physiologie in Phoenix/Arizona, Mikrobiologe, Gruppenleiter, Leiter des Haston Center, Berufung zur Expedition Procyon 4/2, Mitglied der ersten Landegruppe.
     
    Die Welt barst in einem einzigen, alles verschlingenden Donnerschlag. Hastons Empfindungen wechselten wie die bunten Bilder einer überdrehten Lichtreklame. Zunächst hatte er das Gefühl, frei in einem mit grünem Licht gefüllten Ballon zu fliegen, eine Phase, die ihm übermäßig lange anzuhalten schien und in der ihn Druckstöße hin und her warfen, ohne daß er etwas dagegen hätte tun können. Danach preßte ihn eine geheimnisvolle Kraft in einen riesigen Berg von Watte hinein, die sich unter der Wucht seines Körpers sehr schnell zu zähem Elast verdichtete. Der Überdruck drang wie eine Lawine auf ihn ein und trieb ihm die Luft aus den Lungen. Und dann plötzlich gab es nur noch Dunkelheit und Vergessen.
    Später tauchte er aus der Bewußtlosigkeit auf wie ein welkes Blatt aus den Strudeln eines Baches. Angst und Schmerz, bestürzende Leere und erdrückende Lasten krochen über ihn hin. Und dann war da, wie ein Sonnenkringel auf geripptem Meeresboden, eine Spur von Genugtuung. Was er seit Jahren vorausgesagt hatte, war nun eingetroffen, die Welt war in Trümmer gegangen. Und in die Genugtuung mischte sich ein wenig Bedauern, daß er seinen Triumph nicht mehr würde auskosten können.
    Schließlich aber begriff er, daß dies noch nicht das Ende war. Denn der Druck auf seiner Brust war geblieben. Und auch die Masse, die seine Arme und Beine umschloß.
    Zögernd öffnete er die Augen und nahm auch den rötlichgrünen Schimmer wieder wahr, den er als den Anfang vom Ende empfunden hatte. Ein leises Zischen kam von irgendwo, der Elast begann in sich zusammenzufallen. Jetzt erst spürte er deutlich Schmerzen, pulsierend im Takt der Stöße seines Herzens und sich langsam, aber unaufhaltsam ausbreitend. Er fürchtete, die Steigerung würde anhalten, würde vielleicht nach und nach das Maß überschreiten, das die Natur als Grenze gesetzt hatte. Aber noch blieb der Schmerz erträglich.
    Vorsichtig begann er Arme und Beine zu bewegen, und er stellte mit Verwunderung fest, daß sie funktionierten. Erst als er den Kopf zur Seite drehte, spürte er heftige Stiche hinter der Stirn. Er befürchtete eine folgenschwere Kopfverletzung, aber der Gedanke vermochte sich nicht in ihm festzusetzen. Er sah seine Umgebung und begann zu erkennen, was geschehen war.
    Nicht die Welt war in Trümmer gegangen, sondern die Fähre – und die, Gott sei Dank, wohl auch nur zum Teil. Denn zumindest die Kabinenverglasung und die Sektionen ringsum schienen unversehrt zu sein. Als er dann schließlich nach oben blickte, fand auch das grünliche Glühen eine hinlängliche Erklärung. Über die seitlichen Fenster rann Flüssigkeit, etwas in der Konsistenz von Blut und der Farbe von Chlorophyll. 
     

    Aus wolkigen Flecken lösten sich einzelne Tropfen und rollten wie große Tränen über das Pacrylglas. Durch die Oberlichter fiel ein letzter Strahl des weißen Zwerges, und hoch oben, sich wie Silhouetten gegen den graublauen Himmel abzeichnend, fluteten bandförmige Blätter in einem lautlosen Luftzug.
    Als Haston den Kopf weiter hob, spürte er warme Tropfen in den Augenwinkeln. Er wischte über die Stirn, und an seinen Fingern blieb klebrige Flüssigkeit haften. Er betrachtete die Hand, die voll dunklen Blutes war, und er spürte, daß sich die Schmerzen der Grenze des Ertragbaren näherten. Obwohl es ihm vorkam, als tauchte die eben noch klar erkennbare Umgebung in diffuses Dämmerlicht, so, als ob sich unvermittelt Gewitterwolken vor die aufgehende Sonne schieben, hielt er die Augen krampfhaft geöffnet. Seine Gedanken überschlugen sich. War das wirklich das Ende? Nahm ihm diese läppische Bruchlandung wirklich die letzte Möglichkeit, seinen Weg bis zum endgültigen Erfolg zu gehen?
    Er vermochte sich kaum noch zu erinnern, wann und wo dieser Weg begonnen hatte. Erschreckend, wie schnell die Bilder der Erinnerung verblaßten, wie sie

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