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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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Waffentechnologie hinweisen.
    »Sie irren, wenn Sie mich für einen Phantasten halten«, sagt er so ruhig wie möglich. »Ich weiß, daß man Gesetzmäßigkeiten akzeptieren muß. Und der Krieg ist eine solche Gesetzmäßigkeit. Sagte ich das nicht schon?«
    »Ja, aber…«, murmelt der andere und läßt sich in den Sessel zurückfallen. Eine solche Wendung hat er wohl nicht erwartet. Wenn es um abstrakte Denkzusammenhänge geht, dann scheint er einfach überfordert zu sein, eine Tatsache, die Haston mit einem leichten Triumphgefühl registriert.
    »Aber ich habe eben auch gelernt, solche Gesetzmäßigkeiten auf meine Art anzuwenden«, sagt er in dozierendem Tonfall. »Das Leben auf der Erde hat in seiner derzeitigen Form aus mehreren Gründen kaum eine Überlebenschance. Zweifellos würde es nicht zugrunde gehen, gäbe es keine Menschen. Tiere und Pflanzen allein würden solange existieren, bis sich Sonne und Planeten zu einer Nova vereinen. Der Mensch aber trägt den Keim der Vernichtung in sich.
    Ein Wesen, nackt und bloß und ohne eine andere Waffe als seine Intelligenz, ist darauf angewiesen, sich über andere zu erheben, andere zu unterdrücken, zu vernichten. Das Tier wurde zum Menschen, als es lernte, sich seinesgleichen dienstbar zu machen. Nicht das Feuer oder die Hand machte den Menschen, sondern das Fehlen der natürlichen Tötungshemmung in bezug auf die eigene Art. Das ist es, was uns vom Tier unterscheidet. Seit es uns gibt, vernichten wir unseresgleichen und unsere natürlich entstandene Umgebung. Und wir werden nicht damit aufhören; wir sind dazu verdammt, an unserem eigenen Grab zu schaufeln, solange wir existieren. Und nur, weil wir so sind, konnten wir bis zu dem Punkt, an dem wir uns heute befinden, gelangen. Wären wir anders gewesen, friedlich, freundlich, es gäbe uns längst nicht mehr. Das ist unser eigentliches Verhängnis. Daß die Kraft, die uns bis hierher führte, den Keim des Unterganges bereits in sich trug.
    Dabei ist es letztlich unerheblich, ob wir unser Ende durch Übertechnisierung, Verschmutzung, Chemisierung, genetischen Verfall oder durch Krieg herbeiführen. Denn dies alles sind nur Varianten eines von der Natur vorherbestimmten Systems, Komponenten des Ganges von Werden und Vergehen. Wenn wir daran überhaupt etwas ändern können, dann einzig und allein an den Details, nicht aber an der Tendenz an sich.« Abermals winkte der Mann ab. »Ich kenne diese Theorie, Professor. Sie sind ja nicht der erste, der sie verkündet. Aber ich will Ihnen nicht verhehlen, daß ich nichts von ihr halte. Bisher hat sich der Mensch immer als stärker erwiesen, stets ist es ihm gelungen, sich anzupassen. Wir sind…«
    »Wir vermögen uns nicht an Gift, an Radioaktivität, an psychogene Viren und physiogene Bakterien oder an alles zusammen anzupassen. Alles hat seine Grenzen. Begreifen Sie das endlich.«
    »Dann sagen Sie bitte, weshalb Sie mir das alles erzählen. Wenn es doch keine Lösung gibt, dann verstehe ich nicht, welchen Sinn Ihr Gerede haben soll.« Der Mann lächelt, aber das ist längst nicht mehr das überlegene Lächeln, mit dem er die anfänglichen Darlegungen zur Kenntnis genommen hat.
    »Weil ich eine solche Lösung gefunden habe.«
    »Ah!« sagt der Mann, und sein Lächeln vertieft sich. »Und welche wäre das?«
    »Bisher haben wir uns in Versuchen erschöpft, die den natürlichen Interessen des Menschen zuwiderlaufenden Prozesse in Grenzen zu halten, und mußten dabei zwangsläufig auf Widersprüche stoßen. Ganz automatisch werden an jede Technologie höchste Anforderungen gestellt, und je effektiver eine solche Technologie ist, um so heftiger verschleißt sie die Umwelt. Im Extremfall wird die Erde unter dem Einfluß der Summe dieser Veränderungen die Fähigkeit verlieren, Leben zu tragen. Wobei es unerheblich ist, ob es sich um konstruktive oder destruktive Technologien handelt. Bisher haben wir immer nur versucht, diese Prozesse zu verlangsamen, und gehofft, sie auf diese Weise irgendwann ganz aufhalten zu können. Nun, mein Freund, wir haben einsehen müssen, daß uns das nicht gelingen wird.
    Der entgegengesetzte Weg ist richtig. Man muß nicht versuchen, die äußeren Bedingungen lebenserhaltend zu gestalten, sondern man muß das Leben, sprich den Menschen, an diese Bedingungen anpassen. Man muß, um es rundheraus zu sagen, Menschen schaffen, die über Radioaktivität lachen können, die den aggressivsten Virusstämmen gewachsen sind, deren Blut im Vakuum nicht

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