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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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und blickten kaum auf, wenn einer von der Landegruppe an sie herantrat, sie ließen sich berühren, messen und untersuchen. Mehr als ein träges Blinzeln war ihnen nicht zu entlocken, selbst wenn man sie vom Bauch auf den Rücken drehte oder umgekehrt.

    Haston hatte es als erster aufgegeben. Er saß abseits der Häuser auf einem flachen Stein und brütete vor sich hin, die Ellenbogen auf den Knien und den behelmten Kopf in beide Hände gestützt. Dellak stand unschlüssig neben einer der Gruppen und trat von einem Bein auf das andere. Bosk hatte sich auf die Knie niedergelassen, deutete mit der Hand auf sich und sagte: »Mensch!« Dann wies er auf eine der Blauen und fragte: »Und wie nennt ihr euch?« Er wiederholte den Versuch mehrmals, ein Unternehmen, das seine Hilflosigkeit erkennen ließ. Die Situation war auf eine geradezu erschreckende Weise grotesk.
    Nur die beiden Multihoms schienen unbeeindruckt. Sie hatten sich etwa in der Mitte der Siedlung postiert und drehten sich von Zeit zu Zeit um einhundert Grad. Es war offensichtlich, daß sie all ihre Rezeptoren aktiviert hatten. Wer die beiden nicht kannte, der mußte zu dem Schluß kommen, daß sie sich völlig identisch verhielten. Sie schienen eine Weile zu lauschen, drehten sich dann synchron in eine andere Richtung und konzentrierten sich abermals.
    Doch Toria hatte sie in der Zwischenzeit gut genug kennengelernt, um auch die kleinen Unterschiede in ihrem Verhalten zu bemerken. Sie sah deutlich, daß sich Yahiro wesentlich besser zu konzentrieren vermochte als Lannert. Yahiro schien ruhig und gesammelt, während Lannert vor innerer Spannung vibrierte.
    Die Blauen aber reagierten nach wie vor in keiner Weise. Sie lagen herum, dehnten und rekelten sich von Zeit zu Zeit und boten ihre makellosen Körper dem wechselnden Licht der ab und zu durch die Wolken blinzelnden Sonnen.
    »Eine entsetzliche Situation!« Das war Bosks Stimme. Der Techniker war neben Toria getreten. Offensichtlich hatte nun auch er aufgegeben. Er schüttelte den Kopf, mehr verständnislos als bedauernd, und um seinen Mund lag ein geduldiges Lächeln. Sie hatte Nako Bosk noch nie erregt oder gar zornig gesehen. Dieses verzeihende Lächeln um seinen Mund war der Ausdruck der einzigen Gefühlsregung, die er sich leistete.
    Sie hob die Schultern. »Wir wissen nichts über sie. Vielleicht…, es könnte ja sein, daß für sie heute so eine Art Feiertag ist. Oder ein Ruhetag…«
    Der Gedanke war unvermittelt in ihr aufgetaucht. Doch sie wußte sofort, daß sie auch ihn würde verwerfen müssen. Was die Blauen hier demonstrierten, das hatte nichts mit feiertäglicher Ruhe zu tun, das war Lethargie.
    Bosk antwortete nicht. Nur das Lächeln hinter den Reflexen auf seiner Helmscheibe vertiefte sich.
    »Möglicherweise wird hier morgen eine Betriebsamkeit herrschen, wie wir sie uns…«
    Bosk winkte ab. »Du weißt, daß das nicht geschehen wird. Diese Menschen kennen keine produktive Tätigkeit. Soll ich dir sagen, wie sie mir vorkommen?«
    Sie nickte schweigend.
    »Wie schöne, unnütze Tiere«, fuhr er fort. »Wie aus Menschen gezüchtetes Spielzeug von äußerlich ästhetischer Form, aber ohne jeden inneren…«
    »Spielzeug der Männer?« fragte sie. Sie spürte das Bedürfnis, allein schon gegen den bloßen Gedanken an eine solche Möglichkeit zu protestieren. Aber angesichts der ungewöhnlichen Situation war auch das wohl eine Variante, die man in Erwägung zu ziehen hatte. »Es kann auch alles ganz anders sein«, fügte sie vage hinzu.
    »Aber ja! Ganz anders.« Bosk nickte heftig. »Nur… jemand muß sie ernähren. Wer?«
    Das war eine Frage, die ihr nicht besonders wichtig erschien. Eine funktionierende Gesellschaft war durchaus imstande, einen gewissen Prozentsatz unproduktiver Mitglieder zu ernähren. Sie war sogar dazu gezwungen. Auch auf der Erde gab es Außenseiter. Immerhin kannte sie sich ganz gut aus in der Szene der Flipper, wie sich diejenigen nannten, die gegen fast alles waren, was sich im Verlauf der Entwicklung an gesellschaftlichen Verhaltensweisen herausgebildet hatte. Ein buntes Gemisch zumeist von Leuten, die die rationalen Komponenten menschlichen Zusammenlebens nicht akzeptieren mochten, für die Kommunikation alles, Produktion jedoch nur notwendiges Übel war. Die freiwillig auf vieles verzichteten, was die Gesellschaft zu bieten vermochte, nur um ausschließlich ihren Idealen leben zu können, Idealen, die von Toria eher akzeptiert wurden als von den der Szene

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