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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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dann fegte Lannert den kleinen Professor mit einer weit ausholenden Armbewegung in die niedrigen Büsche am Rand der Lichtung, wandte sich ab und trottete anscheinend unbeeindruckt in den Wald.
     
    Sie rief die Landegruppe in der Nähe der Spinne zur Einsatzbesprechung zusammen. Nun war also das, was sie gern vermieden hätte, doch noch eingetreten. Nach dieser unsinnigen Aktion Lannerts hatte Peter Mankov ihr doch noch die Leitung der Landeoperation übertragen. Selbstverständlich hätte sie ablehnen können, obwohl ihre Ausbildung sie für diese Funktion prädestinierte und obwohl es sich um eine Aufgabe handelte, für die sie ohnehin vorgesehen war. Dennoch hatte die Entscheidung bei ihr gelegen. Weshalb sie akzeptiert hatte, vermochte Toria auch jetzt noch nicht zu sagen. Vielleicht überwog der Stolz auf das Vertrauen, das die anderen in sie setzten, ihre Sorge, der Aufgabe nicht gewachsen zu sein.
    Aber vielleicht hatte sie sich auch gefügt, weil sie spürte, daß Peter Mankov ihrer Unterstützung bedurfte. Sie wußte, daß es nahezu lebensnotwendig war, dem ungestümen Verhalten Lannerts mit Festigkeit zu begegnen, aber sie wußte ebensogut, daß das bei der Entfernung, aus der Mankov zu reagieren hatte, ein Versuch mit untauglichen Mitteln sein konnte. Dabei war sie überzeugt, daß Peter Mankov nicht unterliegen durfte, sollte es nicht zu unvorhersehbaren und möglicherweise gefährlichen Zwischenfällen kommen. Sie hatte also einfach die Pflicht, ihm zur Seite zu stehen, eine Pflicht, die ihr zugegebenermaßen eine gewisse Genugtuung bereitete.
    Für einen Augenblick tauchte Mankovs Gesicht wie aus einem feinen Nebel vor ihr auf, die hellen Augen, der ausladende Schädel mit dem feinen Narbennetz und der schmale Mund, dessen zumeist verstecktes Lächeln so selten war. Und plötzlich wurde ihr bewußt, daß es sich nicht nur um Genugtuung handelte.
    Peter Mankov hatte auf Lannerts Verhalten augenblicklich reagiert. Er hatte den Hastoniden von der Leitung der Mission entbunden und sie ihr, Toria Halsum, übertragen. Wenn sie das jetzt überdachte, dann fiel ihr auf, daß er nicht ein einziges Mal rückgefragt hatte. Er hatte ihre Zustimmung als sicher vorausgesetzt.
    Nicht, daß sie ihm daraus einen Vorwurf zu machen gedachte. Im Gegenteil, es wurde Zeit, daß er seine Fähigkeit zu schnellen und präzisen Beschlüssen unter Beweis stellte. Und offensichtlich empfanden die anderen ähnlich. Über den Servator der Spinne hatte sie deutlich eine zustimmende Bemerkung Maara Doys gehört. Nein, sie hatte diese Aufgabe nicht überstürzt angenommen, sie würde auch akzeptiert haben, wenn Peter Mankov ihr Zeit zum Nachdenken gelassen hätte. Nur, für ein persönliches Wort wäre sie ihm sehr dankbar gewesen.
    Als erstaunlich empfand sie, daß sich Lannert seiner Ablösung in keiner Weise widersetzt hatte. Er hatte sich mit vagem Protest begnügt – und mit der Bemerkung, er habe nichts gegen die Blauen, im Gegenteil, sie seien ihm sogar durchaus sympathisch.
    Daran zweifelte sie nicht. Nur schien sich Lannerts Sympathie auf recht seltsame Weise zu äußern. Auf eine den Hastoniden gemäße Weise vielleicht, das vermochte sie nicht genau zu beurteilen, aber es gab ja immerhin Komponenten, in denen sich die Hastoniden den blauen Neutren verwandt fühlen mußten.
    Der Gedanke löste ein ungutes Gefühl in ihr aus. Sie blickte hinüber zu Brian Haston, der in sich gekehrt auf einer Laufstütze saß und den Kopf beharrlich gesenkt hielt. Was mochte in ihm vorgehen? Begann er schon jetzt am Erfolg des Experiments zu zweifeln? Hatte er sich schon so sehr in seine Theorie verrannt, daß ihn der Ausfall seines Geschöpfes in ein Dilemma stürzte? Moreaux, Blossom, Lannert…, welche Gemeinsamkeiten gab es da? Und gab es sie überhaupt?
    Sie warteten auf Lannert. Doch der hatte sich nach seiner Abberufung abermals in den Wald zurückgezogen und nicht auf ihren Sammelruf reagiert.
    Schließlich hob Yahiro mit einer Geste der Ungeduld die Hand. »Wir sollten endlich anfangen«, sagte er. »Ich bin überzeugt, daß Keeke uns hören wird, auch über größere Entfernung. Ich weiß, daß er kommen wird, wenn wir ihn brauchen.«
    Es fiel ihnen nicht leicht, ein Programm zu erarbeiten. Da sie auf Kommunikation mit den Neutren nicht rechnen durften, entschlossen sie sich, Untersuchungen an und in den Häusern vorzunehmen, um aus äußeren Erscheinungen auf gesellschaftliche Zustände schließen zu können. Sie wußten, daß ihr

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