Das verhängnisvolle Experiment
bewegte sich langsam und in gebückter Haltung, seine Zangen berührten fast den Boden, seine Rückenmuskeln verrieten Spannung, etwas wie eine Drohung ging von ihm aus. In der Nähe der Steinplatte verharrte er, orientierte sich mit einem kurzen Blick, der die gesamte Lichtung zu umfassen schien, und dann sprang er mit beiden Füßen zugleich auf die glatte Fläche. Dort stand er einen Moment lang wie eine Bildsäule, bevor er einen Ruf ausstieß, der wie der Triumphschrei eines wilden Tieres klang.
Es war eine offensichtliche Provokation, und etwas anderes sollte es wohl auch nicht sein.
Sofort erhob sich eine der Blauen, wahrscheinlich dieselbe, die schon Haston angegriffen hatte, überbrückte mit wenigen, katzenhaft geschmeidigen Schritten die Distanz zu Lannert und sprang ihn mit einem mächtigen Satz an. Obwohl sie wesentlich kleiner war als er, ihre Masse betrug höchstens ein Achtel der seinen, brachte ihr ungestümer Angriff den Riesen ins Wanken.
Selbstverständlich fand Lannert seinen sicheren Stand innerhalb einer Sekunde zurück, dann griff er mit den Zangen seiner übergroßen Hände zu und hielt die Wütende von sich ab. Es war ein groteskes Bild. Die fast nackte, blauhäutige Frau, die noch immer wütend um sich schlug, und der mächtige Hastonide, der sie in Höhe der Hüften gepackt hatte und sie mit ausgestreckten Armen hoch über seinen Kopf hielt.
In diesem Moment mußte die Information über den Vorfall Peter Mankov erreicht haben. Toria hörte plötzlich seine laute, sich fast überschlagende Stimme, die mit Hilfe der Lautsprecher der Spinne das Geschrei der Blauen übertönte: »Lannert, Lannert! Sofort aufhören! Verlaß unverzüglich den Stein, und gib die Frau frei! Sofort, Lannert! Hörst du? Das ist ein Befehl! Ich sage: Aufhören! Verlaß unverzüglich…« Peter Mankov wiederholte immer die gleichen Worte, und Toria begriff, daß alles für ihn auf dem Spiel stand. Seine Stimme gellte wie der Klang einer Trompete über die Lichtung.
Da endlich schien sich der Hastonide zu besinnen. Er trat einen Schritt zur Seite und damit von dem Stein herunter. Augenblicklich erstarben die wütenden Angriffe der Frau. Wie ein lebloses Bündel hing sie jetzt in seinen Klauen, den Kopf zur Seite geneigt und die Augen geschlossen.
Und ebenso plötzlich waren Lannerts Bewegungen ganz vorsichtig geworden. Mit beinahe zeitlupenhafter Bedachtsamkeit legte er die Blaue zu Boden und kniete neben ihr nieder. Sie schien unverletzt, aber kaum fähig, sich zu bewegen. Toria sah mit Entsetzen, wie die Zangen des Hastoniden über den fast nackten Körper glitten. Lannert schien nicht mehr Herr seiner selbst.
Mankovs Stimme gellte noch immer über den Platz.
Da erhob sich Haston taumelnd und ging zwei, drei Schritte in Lannerts Richtung, die schützende Nähe der Spinne verlassend. »Yahiro«, flüsterte er tonlos drängend über die Rufanlage. »Yahiro. Um Gottes willen, unternimm doch etwas! Mach dem ein Ende, ich bitte dich, Vamos, schnell!« Dabei taumelte er weiter auf Lannert zu, sich hin und wieder an einem der niedrigen Büsche haltend.
Mit Yahiro aber war eine ungewöhnliche, ja bestürzende Veränderung vor sich gegangen. Als Hastons Ruf ihn erreicht hatten, war er in der Hüfte eingeknickt, hatte die Knöchel seiner zangenbewehrten Hände auf den Boden gestützt und war in einen seitwärts verlaufenden, schnellen Trab gefallen. Er bewegte sich unglaublich geschickt und erschreckend tierhaft. Und er hatte Erfolg. Lannert gab die Blaue frei, trat einige Schritte zurück und ging in Abwehrstellung.
Doch Yahiro griff ihn nicht an. Der Multihom blieb neben der Blauen stehen und berührte sie mit einer vorsichtigen Bewegung seiner rechten Klaue. Es war, als hätte sich ein starkes elektronisches Feld auf den Körper der Frau entladen. Sie zuckte zusammen, sprang auf und ging zu ihrer Gruppe zurück, mit den gleichen katzenhaften Schritten, mit denen sie sich auf Lannert gestürzt hatte.
Yahiro trat mit hängenden Armen und gesenktem Kopf zur Seite, es war unverkennbar, daß es ihm Mühe bereitete, sich aufrecht zu halten.
Als sich die Blaue zu ihren Gefährtinnen legte, die dem ganzen Vorgang keinerlei Beachtung geschenkt hatten, trat Haston vor Lannert hin. Der kaum mittelgroße, gebeugte Mann stand vor dem Koloß, fuchtelte mit den Händen und sprach offensichtlich mit großer Heftigkeit auf ihn ein. Poch kein Wort kam über die Anlage. Haston hatte anscheinend den Kontakt unterbrochen.
Und
Weitere Kostenlose Bücher