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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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übereinstimmten, und zum anderen, weil Blossoms Funkspruch keinen anderen Schluß zuließ. Aber eine solch erstaunliche Übereinstimmung mit der Form irdischer Menschen hatten sie nicht erwartet. Auf den ersten Blick schien es, als unterschieden sich die Fremden nur in der Hautfarbe von den Menschen der Erde. Die Procyonen waren von bläulich durchsichtiger Blässe, ihre Haut sah aus wie der Himmel an einem kühlen Sommermorgen.
    Und doch waren sie grundsätzlich anders als die Menschen der Erde. Sie erinnerten wirklich an Puppen. An Puppen, die einer einzigen Serie entstammten. Sie waren von gleicher Größe, einheitlichem Körperbau und von einer schockierenden Übereinstimmung der Bewegungen und Gebärden. Und sie waren schön, sie hatten ebenmäßige Gesichter und wohlgestaltete Körper, die unter farblosen Umhängen aus einem florartigen Material kaum verborgen waren.
    Sie gingen anscheinend ziellos hierhin und dorthin, fanden sich zu lockeren Gruppen, die sich anfangs schnell wieder zerstreuten und zu neuen zusammenschlossen. Das alles wirkte wie die schlecht geführte Statisterie eines improvisierten Theaterstückes. Schließlich begannen sie sich zu fünft oder sechst zu lagern, ohne erkennbares System und anscheinend ohne miteinander zu kommunizieren, sie lagen einfach da, mit geschlossenen Augen dösend oder mit andächtig in weite Fernen gerichtetem Blick.
    »Roboter!« sagte Yahiro. »Roboter, denen man eine Aufgabe zu stellen vergessen hat.«
    »Roboter nicht!« Lannert schüttelte den Kopf. »Roboter könnten sich nicht so sinnlos benehmen. Das müssen Menschen sein. Wenn ich nur wüßte, wo sich die männlichen Bewohner dieses Ortes befinden.«
    Jetzt erst, nach dieser Bemerkung Lannerts, wurde Toria das vielleicht am meisten Befremdliche der Szenerie bewußt. Bei diesen schönen, bekittelten Wesen handelte es sich in der Tat ausschließlich um Frauen, um träge vor sich hin dösende Frauen, deren jede einzelne schöner war als die Venus von Milo – oder doch zumindest ebenmäßiger.
    »Kein einziger Mann«, hörte sie Lannert flüstern. »Nur Frauen. Und was für Frauen. Mein Gott!«
     
    Die Procyonen verweigerten jeden Kontakt. Eigentlich traf der Begriff »verweigern« nicht den Kern der Sache; die blauhäutigen Frauen versuchten nicht, ihnen aus dem Weg zu gehen, sie wandten sich nicht ab oder ergriffen gar die Flucht, sie zeigten weder eine böswillige noch eine ablehnende Haltung. Sie benahmen sich einfach, als wäre nicht das mindeste geschehen, als wären da nicht sechs fremde Wesen aufgetaucht, die zwischen ihnen hin und her gingen, sie betrachteten und ihnen in exotischer Sprache Fragen stellten, ihnen mit äußerster Vorsicht Adapter an die Stirn legten und den Puls fühlten – und die bei all ihrem erfolglosen Tun langsam je nach Temperament in Ärger oder Verzweiflung gerieten.
    Dabei war Lannerts Auftritt durchaus nicht ohne überraschende Momente gewesen. Sie hatten lange auf irgendeine Veränderung in diesem seltsamen Ort gewartet, auf irgendein Ereignis, das die Ruhe hätte unterbrechen können. Aber es war nichts dergleichen geschehen. Die Blauen lagerten auf dem kurzwüchsigen Bodenbelag, die Gruppen, die sich einmal gefunden hatten, blieben zusammen, hin und wieder wechselte eines der Individuen die Lage, es sah aus, als suchte es eine bequemere Stellung, aber selbst die feinsten. Mikrophone vermochten auch bei maximaler Verstärkung nicht die Spur einer phonetischen Kommunikation nachzuweisen. Statt dessen klang das feine Geknister der Bandblätter wie das Rauschen eines Wasserfalls aus den Tonträgern. Als man die Spinne bis zur Lichtung vorgezogen hatte, war das übertragene Geräusch so laut geworden, daß die Blauen es hätten hören müssen.
    »Sie sind taub, stumm und gefühllos oder von unglaublicher Ignoranz«, hatte Lannert gezischt. »Es ist einfach unmöglich, daß sie uns noch immer nicht bemerkt haben. Ich werde…«
    »Keine übereilten Aktionen, Lannert!« Peter Mankov hatte einmal mehr zur Vorsicht gemahnt. Aus seiner sonst so sicheren und ruhigen Stimme hatte man sogar ein leichtes Flattern heraushören können.
    Aber Lannert war nicht mehr zu halten gewesen. Der Satz, mit dem er die wenigen Meter bis zur ersten Gruppe der Blauen überwunden hatte, war so demonstrativ und überfallartig erfolgt, daß die Fremden eigentlich hätten aufspringen müssen, als wäre der Blitz unter sie gefahren. Und dennoch waren sie ganz ruhig geblieben.
    Sie lagen auch jetzt noch

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