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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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gegenwärtig waren, daß man mit ihnen zu leben hatte.
    Und das war hier, auf Procyon 4, nicht anders. Er war sicher, daß sie hier auf eine solche Struktur des Zusammenlebens gestoßen waren. Auch hier gab es Herrscher und Beherrschte, Befehlende und Gehorchende, die da oben und die da unten. Er mußte sich nicht lange befragen, zu wem er sich hingezogen fühlte.
    »Ich gehe jetzt nicht«, sagte er.
    Die anderen blickten auf und musterten ihn. In ihren Gesichtern war mehr Verwunderung als Unmut oder gar Protest.
    »Ich muß wissen, was hier geschehen ist«, fuhr er fort, ein wenig lauter schon. »Merkt ihr nicht, daß sie unsere Hilfe brauchen? Wollt ihr sie einfach ihrem Schicksal überlassen?«
    Er spürte Haß in sich wachsen auf die anderen, auf die, die sich als Herrscher aufspielten, die in ihren Flugapparaten Streife flogen, die blauen Neutren in die Hütten trieben, Öffnungen entstehen ließen und wieder schlossen, die Beobachtungsanlagen installiert hatten und lähmende Waffen einsetzten. Und er fragte sich, wozu sie das taten, welchen Vorteil es ihnen brachte und wie ihre Gedanken wohl beschaffen sein mochten.
    Die Gefährten schwiegen noch immer.
    »Laßt uns hinübergehen und einen letzten Versuch unternehmen«, bat er. »Wir haben noch vierunddreißig Minuten bis zum Eintreffen der Libelle. Überlegt doch…«
    »Ich weiß nicht…«, begann Toria Halsum, aber Mankovs Stimme unterbrach sie.
    »Die Libelle ist planmäßig gestartet. Der Flug verläuft normal. Alle Systeme arbeiten einwandfrei. Die Landung wird am östlichen Rand der Lichtung erfolgen, etwa dort, wo ihr euch zur Zeit befindet. Ich akzeptiere Keekes Vorschlag. Nutzt die bis zur Landung verbleibende Zeit. Allerdings rate ich abermals zu vorsichtigem Verhalten.«
    Man sah der kleinen Halsum an, daß Mankovs Zustimmung ihr eine Last von den Schultern nahm. »Also dann…«, sagte sie aufatmend.
    Yahiro ging wortlos hinüber zur Spinne, lud sich die Tasche mit den Werkzeugen auf und marschierte auf den ersten der Bungalows zu. Er ging zielstrebig und ohne sich umzublicken, fast wie in Trance. Offensichtlich hatte er sich einen Plan zurechtgelegt.
    Dellak und Haston postierten sich am Rand des Ortes und beobachteten den gegenüberliegenden Waldrand. Die Aktion lief an, als wäre sie stabsmäßig vorbereitet worden. Und dabei hatte die Leiterin der Gruppe sie mit nicht mehr als den beiden Worten: »Also dann!« eingeleitet.
     
    Wie nicht anders erwartet, erwiesen sich die Viertelsphären als undurchdringlich. Vorsichtshalber suchten sie das gesamte Gebäude nach anderen Eingängen ab. Doch sie fanden nicht die kleinste Andeutung einer Fuge. Selbst die mattgrauen Rundfenster hatten sich so stark eingetrübt, daß man sie von den Wänden kaum noch zu unterscheiden vermochte.
    Yahiro ließ sich genau dort auf die Knie nieder, wo die sphärische Wölbung mit der Wand verschmolz. Der Übergang war scharfkantig, aber auch hier ohne die geringste sichtbare Unterbrechung der Oberflächenstruktur. Yahiro setzte die Schneidsonde genau auf die Übergangsstelle und schloß umständlich das Kabel an. Bisher waren seine Bewegungen sicher und ohne Stocken gewesen, doch nun zögerte er. Man mußte kein Psychologe sein, um seine Gedanken zu erraten. Menschen legten Hand an ein Werk, das fremde Intelligenzen geschaffen hatten, sie schickten sich an, wissentlich etwas zu verändern, was nicht aus menschlichen Händen und irdischem Geist resultierte, sie mischten sich in das Leben einer fremden Welt ein, massiv und unwiderruflich.
    Zischend fuhr der Hitzestrahl aus der Sondendüse. Yahiro führte das Gerät sehr vorsichtig auf und ab, mehrmals dieselbe, etwa einen halben Meter lange Linie überstreichend. Erst beim fünftenmal zeigte das Material eine geringe Veränderung, unter der Hitze des austretenden Plasmas begann sich die weiße Fläche einzutrüben, und an der Kante erschien eine Linie, die man für eine Naht halten konnte.
    Unmittelbar danach liefen über die Viertelsphäre Interferenzen, die sich strahlenförmig von der angegriffenen Stelle aus verbreiterten und schillernd die Farben wechselten, als überzöge sich die Kugelfläche mit einem feinen Ölfilm.
    Man sah das alles sehr deutlich, obwohl längst die Dämmerung hereingebrochen war. Die Farben liefen über die Viertelsphäre hin wie ein irisierender Vorhang, den der Wind bauschte. Und plötzlich war alles verschwunden, die Farben, der Vorhang, die Strahlungswärme und die gewölbte Fläche,

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