Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
Vom Netzwerk:
war, hatte er nie erfahren, er verglich dieses Land mit Alaska, und da er mehrmals auf Anchorage Air Port umgestiegen war, hatte er wenigstens eine allgemeine Vorstellung von Land und Leuten. Was ihn dabei am meisten verwunderte, war die Tatsache, daß sich die dort drüben überhaupt selber zu ernähren vermochten bei all der Kälte, die ihr Land mit Schnee und Eis überzog.
    Um dort leben zu können, mußte man wohl wie Yahiro sein, gradlinig und erfolgsorientiert. Und stur. O ja, stur war Yahiro. Nicht einmal in der ganzen Zeit, in der er sich zum Training in Haston Base aufhielt, hatte er sich überwinden können, die Nationalhymne mitzusingen. Wenn man die Gastfreundschaft eines fremden Landes in Anspruch nahm, dann hatte man sich schon an die Gepflogenheiten dieses Landes zu halten. Andere taten das. Moreaux zum Beispiel. Moreaux war Franzose, aber die Hymne sang er trotzdem mit. Das schien ihm sogar einen Riesenspaß zu machen, vor allem dann, wenn er durch die Hymne bei irgendeiner Tätigkeit überrascht wurde, was häufig geschah, weil er es darauf anlegte. Meist traf es ihn beim Servieren. Und wenn die ersten Takte erklangen, dann hatte er nichts Eiligeres zu tun, als all das fallen zu lassen, was er in den Händen hielt, und zu salutieren. Und während er steif wie ein Pfahl stand, mit vor innerem Gelächter bebendem Brustkorb, tanzten Teller, Tassen und Bestecke mit einem Heidenlärm über den Fußboden.
    Für Yahiro wäre es ein leichtes gewesen, sich eine ähnliche Methode auszuknobeln, niemand hätte ihm den Spaß übelgenommen, aber Yahiro vermochte sich nicht einmal dazu durchzuringen, die Flagge zu grüßen, so stur war er.
    Damals, auf Haston Base, Nevada, hatte das, was sich hier von Tag zu Tag deutlicher abzeichnete, bereits begonnen. Yahiro war vielleicht im Innersten nie ein Hastonide oder Multihom, wie man sie dort drüben nennt, geworden, war Mensch geblieben und litt nun unter seinem Zwitterstatus. Das konnte Grund genug sein, ihn zum Sonderling werden zu lassen. Immer öfter brütete er vor sich hin, antwortete nicht auf Fragen und starrte zu Boden. Mit seiner Unterstützung war nicht zu rechnen.
    »Ihr müßt es wissen«, sagte Lannert deshalb so ruhig wie möglich. »Dann laßt uns aber auch unverzüglich aufbrechen. Jede Stunde ist kostbar. Wir haben vier schwere Tage vor uns, ich und Yahiro.«
    Er hatte den Satz kaum beendet, als sich erneut Mankov meldete, mit einem Vorschlag, an dem er bestimmt lange geknobelt hatte. »Ich empfehle eine andere Verfahrensweise. Wenn wir euch die Libelle schicken würden, dann könntet ihr die Strecke in weniger als anderthalb Tagen schaffen.«
    Mankov war ein Fuchs. Dieses Lob hatte er, bei allem, was sie trennte, verdient. Indem er Vanda den Auftrag erteilte, die Libelle nach unten zu bringen, schaffte er sich alle Differenzen mit ihr vom Hals.
    Das schien auch Dellaks Schlußfolgerungen zu sein. »Wen willst du uns schicken, Peter?« erkundigte er sich mit gespieltem Gleichmut.
    »Niemanden«, kam es aus dem Lautsprecher. »Wir werden sie automatisch absetzen.«
    »Und du meinst, das wäre…?«
    »Das ist leichter, als du denkst, Stor. Nicht mehr als ein Trainingsflug.« Aus Mankovs Stimme klang ungewohnte Zuversicht, fast schon Optimismus. Aber wer Mankovs Verhaltensmuster zu analysieren verstand, der erkannte unschwer, daß der Kommandant sich dazu zwingen mußte.
    Als Dellak zu einer weiteren Frage ansetzen wollte, legte Lannert ihm die Hand auf den Arm. »Laß ihn!« sagte er. »Wenn Mankov meint, daß er das schafft, dann soll er es versuchen. Für uns kann es nur von Vorteil sein. Ihr könnt mit der Libelle fliegen, und Vamos und ich können uns endlich so bewegen, wie wir es mögen. Und überhaupt, wozu solltest du dich aufregen, wenn die Entscheidung ohnehin nicht bei dir liegt?«
    Dellak blickte verständnislos, aber noch bevor er eine Frage stellen konnte, fuhr Lannert fort. »Deine Vanda…«, begann er, aber da winkte Dellak ab und ging auf die andere Seite der Spinne hinüber. Auf seinem Gesicht stritten sich Mißvergnügen und Nachdenklichkeit.
    Von Mankov war lange nichts zu hören. Schließlich kamen die Geräusche seines Atems zurück und dann ein Räuspern. »Die Vorbereitungen sind in wenigen Minuten abgeschlossen, Lora ist eben dabei, die Libelle außenbords zu bringen. Start in zweiundzwan…« Die Stimme brach ab, aus den Tonträgern klangen Knattern und Pfeifen, anscheinend war die Verbindung zusammengebrochen.
    Und noch

Weitere Kostenlose Bücher