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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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dann… Ich werde sie so oder so bestrafen.«
    Die Libelle tauchte unvermittelt hinter den Wall. Von einem Augenblick zum anderen war sie verschwunden. Gleich darauf fiel die riesige Blase über dem Wall in sich zusammen. Dafür klang Lannerts Stimme jetzt wesentlich deutlicher: »Ich werde jetzt in Richtung ihrer Stadt fliegen, hinüber zu diesen übereinandergetürmten Steinen. Eine Schutthalde ist das. Ihr habt ja keine Ahnung, wie diese Leute wohnen. Ah, sie haben sich in ’ der Ebene…« Er unterbrach sich, und eine Zeitlang hörte man nur seinen Atem und die Stimme Mankovs. Dann meldete er sich wieder: »Schweig, Peter Mankov! Ich werde nicht umkehren. Deine Befehle haben für mich keine Gültigkeit. Nie mehr!. Merk dir das! Ich werde…« Und dann plötzlich voller Triumph: »Ich sehe die Känguruh eins! Hört ihr? Ich habe sie gefunden. Sie steht rechts vor mir. Entfernung… viertausendfünfhundert Meter. Knapp außerhalb des Walles sind sie gelandet. Ich schwenke um neunzig Grad.«
    Für einen kurzen Moment sah man die Libelle abermals über dem Wall auftauchen. Sie sprang über die Hürde wie ein flach auf die Wasseroberfläche geschleuderter Stein und verschwand wieder, noch ehe die erneut hinter ihr aufquellende Blase sie zu erreichen vermochte. Kurz darauf hörten sie Lannert rufen: »Hallo, Blossom! Hallo, Moreaux! Meldet euch!« Und nach sekundenlangem Schweigen: »Verdammt noch mal, wo seid ihr denn? Sie sind doch glatt gelandet. Das Schiff steht wie ein Monument, kerzengerade und unversehrt. So könnte es bis an das Ende der Zeiten stehen. Hallo, Blossom! Hallo, Moreaux!«
    Seine Stimme gellte aus den Lautsprechern, erregt, sich hin und wieder fast überschlagend, von anderen Geräuschen nicht mehr unterbrochen oder überlagert. Mankov schwieg jetzt. »Sie befinden sich nicht in der Nähe des Schiffes«, fuhr Lannert schließlich in ruhigerem Ton fort, so leise jetzt, daß es wieder wie ein Selbstgespräch klang. »Sie müssen in der Ebene sein, irgendwo dort innerhalb des Walles. Dort, wo die verfluchten Barbaren…«
    Abermals das gleiche Spiel wie eben, die Libelle übersprang den Wall, diesmal jedoch in entgegengesetzter Richtung.
    Als Lannerts Stimme zurückkam, klang sie, als läge eine Riesenlast auf der Brust des Hastoniden. »Ich sehe sie! Gelb sind sie, diese Barbaren. Eine kleine Gruppe hat sich zwischen Wall und Stadt verschanzt. Und wenn mich nicht alles täuscht, dann hantieren sie an irgendwelchen Waffen. Sie laufen durcheinander wie…«
    Erneut brach die Verbindung in einem Inferno von Geräuschen zusammen, und wieder stieg hinter dem Wall zeitlupenhaft eine Wolke in den Himmel. »Lannert!« rief Mankov. »Komm zurück, Lannert!« 
     
     

14
     
     
    PETER MANKOV, geboren in Klaipeda, Schule, Kybernetikerlehre, Studium am Institut für schnelle Flugkörper/Leningrad, Navigator, Testingenieur, Absturz über Orechowka, Rekonstruktion, Berufung als Kommandant des Raumschiffes Känguruh 2.
     
    Nichts konnte ihm jetzt noch helfen, kein Programm, kein Servator und keine Automatik. Und auch niemand aus der Gruppe. Er war ganz auf sich allein gestellt.
    Er saß vornübergeneigt in seinem Sessel, hatte die Augen geschlossen und fühlte das kalte Saugen der Adapter an Stirn und Hinterkopf. Er sah jedes Detail und spürte jede Bewegung. Die Fähre ersetzte ihm Augen, Ohren und Hände, und sie würde ihm binnen kurzem auch Waffe sein müssen.
    Schräg unter der unbemannten Fähre, die er wie einen fallenden Stein in die Tiefe stürzen ließ, erkannte er den östlichen Teil des Ringwalls, davor die mit Häcksel bedeckte Fläche, die den Ring vom Wald trennte, und dahinter eine weite Ebene, die nach Westen hin in das Areal der fremden Stadt überging. Und er sah den Peilstrahl der Libelle, einen grellen Punkt unmittelbar innerhalb des Walls, der dem Zentrum der Ebene unaufhaltsam entgegenglitt.
    Er trieb die Fähre steil abwärts, wobei ihm bewußt war, was er riskierte. Es war die zweite und damit letzte Fähre der Känguruh 2, wenn auch sie zu Bruch ging, dann blieb ihnen nur noch das Warten auf diejenigen, die nach ihnen kommen würden. In zwölf Jahren, wenn überhaupt. Und was geschah mit denen, die sich dort unten auf dem fremden Planeten befanden? Zwölf Jahre lang vermochten sie sich auf keinen Fall zu halten. Vielleicht ein Jahr oder zwei, wenn sie sich mit aller gebotenen Umsicht einrichteten. Und sollte Lannert mit der Einschätzung der Eigenschaften dieser anderen recht

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