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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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zwei- oder dreimal hin, ohne zu reagieren, dann begann er aber zu feuern. Wie nahe der andere dem Ende bereits war, wurde Mankov deutlich, als die ersten beiden Lasernadeln weit an der Fähre vorbei in den Himmel stachen. Er kannte Lannert bis dahin als einen ausgezeichneten Schützen.
    Trotzdem hielt sich der Hastonide wider Erwarten lange. Erst nach einer Vielzahl von Anflügen gab er auf. Einen Moment rotierte die Libelle wie ein Kreisel, dann hatte er sie wieder unter Kontrolle und trieb das kleine Fahrzeug mit hoher Geschwindigkeit an der Innenflanke des Ringes zu Tal. Er ging bis in unmittelbare Bodennähe hinunter und flog, anscheinend immer noch mit Vollschub, abermals in die Ebene hinaus.
    Erst jetzt sah Mankov die Fremden, aus dieser Entfernung nur schemenhaft zwar, aber doch deutlich erkennbar als aufrechtgehende Wesen. Sie hantierten an sonderbaren Apparaten, die wie seltsame Skulpturen aus übereinandergehäuften blanken Kugeln aussahen, Gebilde, deren Form durch ästhetische Kategorien bestimmt wurde. Daß es sich um Waffen handelte, konnte er nur vermuten. Von ihrer Funktion hatte er keinerlei Vorstellungen.
    Als die Libelle den Komplex in weitem Bogen anflog und schräg abwärts auf die Fremden zu feuern begann, lösten sich aus einem der Kugelhaufen rötlich flammende Garben und hüllten das Fahrzeug für mehrere Sekunden in schwarzen Rauch. Doch noch immer reagierte Lannert erstaunlich schnell. Er warf die Maschine zur Seite und entkam, bevor dort unten im Emissionszentrum Brocken aufzusteigen begannen wie ein gewaltiger, schwarzer Finger.
    Lannerts Reaktionsvermögen schien weit weniger deformiert zu sein als seine Fähigkeit zu vernünftigem Denken. Die Libelle tauchte aus den wehenden Schwaden, stabilisierte sich und griff sofort wieder an.
    Von jetzt ab handelte Mankov ohne bewußtes Abwägen. Eigentlich war es überhaupt nicht er, der da handelte, sondern es waren die Ereignisse, die seine Operationen lenkten. Die Motoren der Fähre sprangen auf Vollast und warfen das schwere Fahrzeug auf die Libelle. Im selben Augenblick heulten auch die Gravitationsgeneratoren auf. Die Kraft des künstlichen Schwerefeldes drückte Lannerts Maschine seitlich von den bizarren Kugelhaufen weg und versetzte sie in eine Taumelbewegung, die fast zur Bodenberührung geführt hätte. Er zwang die Libelle in eine halsbrecherische Schräglage und ließ sie, ähnlich einem Diskus, unter der Last des Feldes hervorgleiten. Dann raste er zurück in Richtung Wall, wo die Maschine wie ein vom Sturm gejagtes Blatt an der Innenflanke des Ringes aufwärts torkelte.
    Die Flucht endete auf der Wallkrone. Lannert hatte die Libelle eben in die Waagerechte gedreht, um sie flach über die verwickelte Konstruktion des Ringes hinweggleiten zu lassen, als das charakteristische Singen des Lähmstrahls in den Tonträgern aufklang. Unmittelbar danach erfolgte der erste Aufprall. Die Maschine fegte in einer Wolke losgerissener Metallteile auf der Krone entlang, wobei sie mehrmals wie ein über das Wasser geschleuderter Stein in die Höhe sprang. Schließlich kippte sie über die Außenkante ab und glitt funkensprühend bis in halbe Höhe. Dort neigte sie sich auf die Seite und blieb bewegungslos liegen. Ein toter Haufen aus Metall und Kunststoff.
    Mankov wäre außerstande gewesen, seine Gefühle zu beschreiben. Da war etwas wie Trauer, aber auch etwas wie Beruhigung, ein Aufatmen fast, daß es vorbei war. Aber da war auch die Furcht, daß eben in diesen Minuten das gleiche begonnen hatte, was vor vier Jahren die Känguruh 1 und deren Besatzung in die Katastrophe getrieben hatte.
    »Professor!« rief er. Und als sich Haston nicht augenblicklich meldete, dringender: »Haston! Hören Sie mich?«
    Die Stimme des Professors war leise und atemlos: »Ich weiß, was Sie fragen wollen, Peter. Lassen Sie es. Ich könnte Ihnen keine Antwort gehen. Ich bin kein Psychologe. Was dort geschehen ist, hat nichts damit zu tun, daß Lannert ein Hastonide war. Diese Aktion…«
    »Sie meinen, ein Mensch hätte ähnlich handeln können? Daß man sich also auf den Menschen Lannert konzentrieren müßte und nicht auf…«
    »Wir hätten uns auf den Menschen Lannert konzentrieren müssen, Peter«, sagte Haston und atmete stöhnend. »Jetzt allerdings ist es zu spät.«
    Er hatte eine Frage nach Yahiros Befinden auf den Lippen, aber er stellte sie nicht. Er wußte, daß der Professor Yahiro mit anderen Augen sah als er. Vor allem aber hatte er wohl Angst,

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