Das verhängnisvolle Experiment
um. »Wo ist Lannert?«
Lannert war verschwunden. Sie riefen mehrmals nach ihm, aber er meldete sich nicht. Sie suchten den Waldrand ab, doch sie fanden keine Spur von ihm.
»Vamos Yahiro«, Torias Stimme klang erregt und ein wenig hilflos, »wo hast du Lannert zum letztenmal gesehen?«
»Im Wald. Genau zu dem Zeitpunkt, an dem ihr uns vorausflogt.«
»Was tat er, Vamos?«
»Er lief zum Waldrand. Ich nahm an, um euch zu treffen. Er hatte es plötzlich sehr eilig.«
»Er rannte also?«
Man merkte ihr deutlich Verwirrung an. Da war etwas geschehen, das sich der Kontrolle entzog. Es schien, als begännen die unerklärlichen Ereignisse nun auch die Besucher dieser fremden Welt zu beeinflussen. Vielleicht war Lannert das erste Opfer. Yahiro schwieg. Er hätte ebensowenig eine Erklärung zu geben vermocht wie Toria oder irgendein anderer!
Mankovs Ruf unterbrach die momentane Stille. »Achtet auf die Libelle! Sofort zurück zur Libelle! Verhindert unter allen Umständen den Start!«
Drüben, außerhalb der letzten Baumbestände, begannen die Triebwerke des Hubschraubers zu röhren, langsam liefen die Tragschrauben an. Häcksel stäubte auf, in unmittelbarer Nähe der Libelle neigte sich einer der Bäume und brach knisternd zusammen. Und noch immer klang Mankovs Stimme aus den Tonträgern: »Keeke Lannert! Start sofort abbrechen. Landen, landen, landen…«
Die Libelle erhob sich in einer Wolke aus Staub und Pflanzentrümmern.
»Das ist eine Weisung, Keeke Lannert. Start abbrechen, abbrechen…«
Die Libelle stieg ungewöhnlich schnell und sehr zielstrebig. In der ersten Phase ihres Fluges hielt sie sich genau in der Senkrechten. Erst als sie die Höhe der Wipfel erreicht hatte, legte sie sich ein wenig schräg und glitt über die freie Fläche auf den Wall zu. Aus ihrem Bug schoben sich wie tastende Mandibeln die stumpfen Rohre der Laserwerfer.
Sie hörten, daß Mankov nach kurzem Schweigen Befehle an die Besatzung des Schiffes erteilte. Es waren abgehackte, präzise Weisungen, die ahnen ließen, wie sehr er mit einer Katastrophe rechnete.
Und dann endlich meldete sich auch Lannert. Seine Stimme klang dumpf und grollend: »Ich habe die Höhe des Ringwalls erreicht. Dahinter liegt eine weite freie Fläche. In der Ferne sind jetzt deutlich Gebäude auszumachen, turmhohe Gebäude. Das ist eine ganze Stadt, eine sehr große Stadt sogar. Ich bin überzeugt…« Er unterbrach sich, als Mankov ihn erneut aufforderte, seinen Flug unverzüglich abzubrechen und zurückzukehren. Doch danach fuhr er unbeeindruckt, als habe er nichts von Mankovs Weisung vernommen, fort: »… daß ich die Behausungen der Barbaren vor mir habe. Ich werde…«
Der Kontakt erlosch unvermittelt. Sie sahen eine Wolke über den Kamm des Ringes heraufsteigen, langsam, als hätte dahinter der Ausbruch eines Staubvulkans stattgefunden. Die Libelle, die immer noch in der Nähe des Walls schwebte, kippte zur Seite weg und glitt schnell aus dem Gefahrenbereich. Knattern und Krachen dröhnte aus den Hörern. Dann stach der erste feine Laserstrahl aus dem rechten Bordrohr und tastete sich wie ein suchender Finger über die Ringkrone. Metall glühte weißlich auf, an mehreren Stellen sanken die wie zu einem Netz verwobenen Strukturen in sich zusammen und schmolzen unter dem heißen Strahl wie Eis in der Sonne. Die Luft über dem Wall begann zu flimmern.
Das Vibrieren der Atmosphäre in der Nähe der Libelle hielt auch dann noch an, als deren Laserwerfer das Feuer längst eingestellt hatten. Wie eine riesige Blase ballte sich die leere Luft in der Nähe der kleinen Maschine zusammen. Es sah aus, als entstünde dort eine Sperre aus komprimiertem Gas.
Dann plötzlich war Lannerts Stimme wieder da, immer aufs neue unterbrochen von Mankovs Befehlen, der auch jetzt noch zu hoffen schien, er könne den Hastoniden zur Umkehr bewegen.
»Als ob sie mir mit ihren Vibratoren etwas anhaben könnten«, murmelte Lannert wie im Selbstgespräch. »Lächerlich! Sie werden bald begriffen haben, wie weit ich ihnen überlegen bin. Was sind diese Barbaren schon gegen mich?« Er lachte, aber gleich darauf klang seine Stimme seltsam verzerrt, er formulierte die Worte nur mit größter Anstrengung: »Wieder diese verdammten Vibrationen. Sie lernen es einfach nicht… Gesindel…! Oder sie wollen nicht lernen. Sie müßten doch endlich… Jeder vernünftige Mensch muß doch begreifen… Aber sie sind keine… Ich denke nicht daran, mich ihnen… Nun gut, wenn sie nicht,
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