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Das verhängnisvolle Experiment

Das verhängnisvolle Experiment

Titel: Das verhängnisvolle Experiment Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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gesamte Fläche um mehrere Meter an, lockerte sich auf und ging in die Konsistenz einer Rauchwolke über. Dabei schienen sich die einzelnen Teile in einem fortwährenden Fließen zu befinden, ein gigantischer Umschichtungsprozeß erzeugte Wirbel und wellenförmige Bewegungen. Hier und da schossen lautlos Fontänen auf, als fänden unter der Oberfläche des Häcksels heftige Explosionen statt, breiteten sich in geringer Höhe schirmförmig aus und sanken in sich zusammen, sich mit der Masse des schwebenden Häcksels wieder vereinigend. Es sah aus, als peitschte ein gewaltiger Sturm die Ebene oder als bewegte sie sich aus sich selbst heraus in geheimnisvollem Leben.
    Ein dumpfer Gong, der Gefahr verhieß, schwang hallend durch das Schiff. »Achtung!« Die Stimme des Servators klang jetzt weit weniger melodisch als noch vor kurzem. »Achtung! Es erfolgt ein Angriff mit unbekannten Vibrationswaffen. Das Schiff darf nicht verlassen werden. Vibrationen durchschlagen die Sicherheitsglocke. Gefahr im Inneren des Schiffes gleich Null.«
    Sie blickten sich an, hoben die Schultern und schwiegen. Und sie wußten, daß sich ihre Möglichkeiten weiter reduziert hatten.
    In der Zentrale drängte man sich um den Sichtschirm, der den Wald im Osten zeigte. Dort geschah ähnlich Ungewöhnliches wie in der Ebene vor dem Wall. Auf der ganzen Breite brachen die abgestorbenen Bäume in sich zusammen, zerfielen und verwandelten sich in Sekundenschnelle in schwebenden Häcksel. Wie ein Steppenfeuer fraß sich der Zerfall in den Wald. Der unversehrte Rand rückte weiter und weiter von der Rakete weg.
    Und wieder meldete sich der Servator mit einem Gong: »Achtung! Der Ringwall nähert sich unserem Standort. Geschwindigkeit: Null Komma sechs drei Meter je Sekunde, gleichbleibend.«
    Was dort geschah, war im höchsten Grade verblüffend. Ein riesiger Wall, hoch und breit wie eine irdische Stadt, kroch über die Ebene auf sie zu, langsam und unaufhaltsam, ein unerklärliches Phänomen.
     
    Mankovs Lage war alles andere als beneidenswert. Er veranlaßte höchste Alarmstufe und Startbereitschaft. Dann entschloß er sich, abzuwarten.
    Toria Halsum forderte den Servator auf, die Bewegungen des Walls an mehreren Stellen zu ermitteln. Die Maschine handelte der Situation entsprechend. Erst nachdem sie die Überwachungsfunktionen einem Reserveset übertragen und sich von der einwandfreien Übernahme überzeugt hatte, orientierte sie sich auf die neue Weisung. Sie ließ an der Spitze des Schiffes Meßfühler kreisen und schoß Tastimpulse nach allen Seiten.
    »Soweit das von diesem Standort aus zu beurteilen ist«, verkündete sie schließlich, »dehnt sich der Wall konzentrisch aus. Der Durchmesser vergrößert sich mit einer Geschwindigkeit von eins Komma zwei sechs Meter je Sekunde. Im gleichen Maß wird der Wald eliminiert. Die Ebene, auf der sich die Stadt befindet, dehnt sich also aus.«
    Damit war der Vorgang selbst hinreichend definiert. Nicht aber, was ihn zustande brachte, und auch nicht, welche Kräfte ihn in Gang setzten.
    Die Ausdehnung dauerte etwas über eine Stunde. Der Ring hatte sich dem Schiff um zweitausendzweihundertachtzig Meter genähert, der Wald hatte sich um den gleichen Betrag entfernt. Akute Gefahr hatte zu keiner Zeit bestanden, sie hätten immer noch rechtzeitig starten können. Mankov ließ die Startbereitschaft aufheben.
    Wenig später lag die Ebene glatt und eintönig im Licht der beiden Sonnen, stumpfgelb in der Nähe des Schiffes, ein wenig heller und von feuchtem Glanz dort, wo vor kurzem noch lebende Bäume gestanden hatten. Die Pflanzen am Rand der Ebene hatten ihre Farbe verloren.
    Nach einer Stunde stummen Beobachtens wandte sich Yahiro an Peter Mankov und Lora Korm: »Nun brecht doch endlich auf. Das Warten geht einem ja auf die Nerven.«
    Aber Mankov lehnte ab. »Jetzt nicht, Vamos. Laß uns noch einen Tag lang beobachten. Wir wissen nicht, wie oft das hier geschieht.«
    »Und wenn es heute nicht mehr geschieht und morgen noch nicht?«
    Mankov hob die Schultern. »Niemand drängt uns. Wir haben genügend Zeit.«
    Er mochte recht haben oder nicht, auf alle Fälle lagen jetzt wieder Stunden oder gar Tage des Wartens vor ihnen, Stunden oder Tage, die leer sein würden, in denen die Gedanken keinen Halt finden würden, in denen sie kreisen und sich potenzieren würden, Stunden und Tage, wie er sie nicht mochte.
    Er hatte sehr viel gewartet in seinem Leben, eigentlich hatte er immer gewartet, immer hatte er in der

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